Wolfsburg. Verkauft der Konzern jetzt endlich all die Autos, die in den Auftragsbüchern stehen? Einiges spricht dafür.

Die Frühjahrsbelebung ist da. Zwar noch nicht so ganz stabil in der Natur, aber dafür in der Automobilbranche. Im April wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 202.947 Personenkraftwagen (Pkw) neu zugelassen. Das waren 12,6 Prozent mehr als im April des Vorjahres. Der Volkswagen-Konzern insgesamt profitiert davon, und auch die Marke VW legte um fast 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Es kann und wird wohl noch besser werden, denn die Wolfsburger verwiesen jüngst auf einen Auftragsbestand von 1,8 Millionen Fahrzeugen allein in Westeuropa, davon 260.000 E-Fahrzeuge. Die Erholung im Heimatmarkt und in Europa kommt zur richtigen Zeit, um die Sorgen in China etwas abzumildern. Damit ergibt sich kurz vor der Hauptversammlung am 10. Mai in Berlin ein durchaus erfreuliches Gesamtbild.

Seat/Cupra wird zur positiven Überraschung

Noch erfreulicher ist, dass die Markengruppe Volumen mit VW, Seat/Cupra, Skoda und Nutzfahrzeuge im ersten Quartal gut abschnitt. Hier stiegen die Umsätze mit 36 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch stärker als die Auslieferungen (30 Prozent). Das operative Ergebnis lag bei 1,7 Milliarden Euro und die operative Umsatzrendite wuchs um 1,7 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Den größten Anteil an den Neuzulassungen in Deutschland erreichte im April VW mit 18,2 Prozent. Wenig überraschend ist, dass Porsche mit 32 Prozent den höchsten Zuwachs verzeichnete und auch Audi fast 25 Prozent erreichte. Überraschender ist da schon der Erfolg von Seat/Cupra. Die Spanier legten um 52,6 Prozent zu und liegen jetzt bei einem Marktanteil von 5 Prozent. Die stärkste Importmarke bleibt Skoda mit einem Plus von 32,5 Prozent und einem Marktanteil von 5,9 Prozent.

Auch in der Golf-Klasse geht es aufwärts

Bei der Betrachtung der Segmente, also der Modellklassen, war die positive Entwicklung bei den Großraum-Vans mit 41,6 Prozent besonders deutlich, so das KBA. Ob der VW Touran davon erneut deutlich profitieren konnte, ist wahrscheinlich, aber noch nicht belegt. Die sogenannten Segmentzahlen werden erst in den näcshten Tagen veröffentlicht. Ihr Anteil am Gesamtmarkt beträgt allerdings nur 2 Prozent. Das mit 28,5 Prozent anteilsstärkste Segment der SUVs erreichte ein Plus von 15,1 Prozent. Allerdings profitierte auch die Kompakt- oder Golfklasse von allgemeinen Aufschwung: ein Plus von 21,7 Prozent im April bedeutet einen Marktanteil von 15,4 Prozent.

Benziner sind wieder begehrt

Wie seit Monaten steigen die Zahlen der E-Autos weiter an. Sie werden ja auch weiterhin gefördert. Die Elektro (BEV)-Pkw konnten mit plus 34,1 Prozent und 29.740 Neuwagen im April einen deutlichen Anstieg bei den alternativen Antrieben verzeichnen. Ihr Anteil betrug 14,7 Prozent. Es kamen 59.468 Hybrid-Pkw (29,3 %/+4,7 %), darunter 11.787 Plug-in-Hybride (5,8 %/-45,7 %) zur Neuzulassung. Doch auch bei den herkömmlichen Antriebsarten gibt es einen deutlichen Aufwärtstrend. 76.519 Neuwagen und ein Anteil von 37,7 Prozent waren den Benzinern zuzurechnen, deren Anzahl im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17,7 Prozent zunahm. Bei den Diesel-Pkw (36.138) zeigte sich ein Anstieg von 2,4 Prozent, ihr Anteil betrug 17,8 Prozent.

Die Kehrseite: Der CO2-Ausstoß steigt wieder

Der Anstieg der absoluten Verkaufszahlen und die überraschenden Zuwächse bei Benziner- und Dieselautos haben auch Auswirkungen auf die Umwelt. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß nahm laut KBA im April um 0,7 Prozent zu und betrug 123,3 g/km. Da das Nebeneinander der Antriebsarten erst in über 10 Jahren enden wird, dürfte sich der ökologische Fußabdruck des automobilen Individualverkehrs in absehbarer Zeit wohl nicht nachhaltig verkleinern. In Wolfsburg wird man sich trotz dieses ökologischen Makels dennoch über den neuen Trend freuen. Hier wird von diesem Jahr an eine komplexe Mischfertigung aufgebaut, auf der dann bis zum Ende des Jahrzehnts alles von den Bändern läuft, wonach der Markt scheinbar immer noch verlangt: Benziner, Diesel, Hybride und - zunächst mit dem ID.3 - E-Autos.

Wie gehen die Konsumenten mit der Verunsicherung um?

Ob es ein sich selbst tragender Aufschwung am Automarkt ist, darf durchaus angezweifelt werden. Der hohe Auftragsbestand ist der Coronajahre und des krisenbedingten Teilemangels geschuldet. Wirtschaftlich haben die Konzerne das bislang sehr gut weggesteckt, weil sie ihre Preise erhöhten, die Produktion von Premiumautos per Teiledelegierung priorisierten und kostenmäßig von der überaus langen Kurzarbeit profitierten. Zudem nutzte beispielsweise VW die Verwerfungen, um die Fahrweisen kompakter zu gestalten. Kurzarbeit und Schichtabsagen dürften wohl der Vergangenheit angehören. Was bleibt, ist die Verunsicherung der Konsumenten ob der allgemeinen Teuerung, die sich auch im Neuwagenmarkt niederschlägt. Dennoch überwiegt momentan eindeutlich der Optimismus. Es ist Zeit für Frühlingsgefühle.

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