Wolfsburg. Der Autobauer empfängt Analysten und Anleger auf dem Hockenheimring. Dort werden sie über die Konzernstrategie informiert.

Dividende, Klima, China – auf der VW-Hauptversammlung am 10. Mai in Berlin fanden VW-Aktionäre viele Kritikpunkte. Das ist an sich für solch eine Veranstaltung nicht ungewöhnlich. Auffallend war aber, dass inzwischen auch Großinvestoren wie etwa die Sparkassen-Investment-Gesellschaft Deka Invest den Autobauer aufforderten, auf das Einhalten von Menschenrechten in China zu bestehen. Themen wie Menschenrechte oder Klimaschutz sind damit längst nicht mehr nur eine Nische für ohnehin kritische Organisationen. Die Ansprüche der Anleger verändern sich, fächern sich auf. Insgesamt entstand der Eindruck, dass das Verhältnis zwischen Volkswagen und seinen Aktionären besser sein könnte.

200 Investoren werden erwartet

Daran wollen die Wolfsburger nun am Mittwoch arbeiten. Dann lädt der VW-Konzern zum „Capital Markets Day“ – zum Kapitalmarkttag – auf den Hockenheimring. Etwa 200 Analysten und Investoren werden zu der Veranstaltung an der traditionsreichen Rennstrecke erwartet. Dort können sie nicht nur Konzernmodelle testen, sondern sollen von Konzernchef Oliver Blume und Finanzvorstand Arno Antlitz über die strategischen Ziele des Unternehmens informiert werden. Dort beseht auch die Möglichkeit zur Aussprache.

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Ganz sicher wird es unter anderem um die Sparziele für die Marke VW gehen. Die hatte Markenchef Thomas Schäfer vergangene Woche auf der Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg angekündigt. Und sie haben es in sich: Die Rendite soll auf 6,5 Prozent mehr als verdoppelt werden, die Kosten um satte 10 Milliarden Euro runter. Das alles bis 2026.

„Wir brauchen in der Marke Volkswagen eine nachhaltige Umsatzrendite von 6,5 Prozent. Das in 2026 zu schaffen, ist sehr ehrgeizig, aber mit vereinten Kräften machbar. So können wir Beschäftigung sichern, unsere Zukunft aus eigener Kraft finanzieren und weiterhin neue Fahrzeuge, Technologien, die Modernisierung unserer Werke sowie in die Qualifizierung der Belegschaft investieren“, begründete Schäfer die Vorgaben.

Aber nicht nur die Strategie der Kernmarke spielt am Mittwoch eine Rolle, sondern die aller Marken. Die sollen zwar eigenständig bleiben. Die Produktionswerke aber, um ein Beispiel zu nennen, sollen zunehmend markenübergreifend ausgelastet werden. Dabei spielen die Plattformen eine Rolle. Technisch eng verwandte Modelle unterschiedlicher Konzernmarken sollen künftig noch mehr als bisher in einer Fabrik gebaut werden. Das spart Kosten.

Stark, aber nicht übermächtig

Informiert werden die Investoren und Analysten zudem über die künftige Strategie auf einzelnen Märkten. China soll weiterhin eine zentrale Rolle für Volkswagen spielen. Der Markt dort wird aber zunehmend herausfordernder. VW ist weiterhin stark, aber nicht mehr übermächtig.

Insbesondere chinesische Wettbewerber holen auf – und das in der zukunftsweisenden E-Mobilität. Zugleich wächst die Kritik – siehe oben – an Menschenrechtsverletzungen im Reich der Mitte. Auch das erstarkende Selbstbewusstsein der chinesischen Staatsführung erzeugt Sorgenfalten. Daher will VW Gegengewichte schaffen: vor allem in den USA, aber auch in Südost-Asien und Indien, weiter perspektivisch gedacht in Afrika.

Plattformen, Marken, Regionen – dieses Zusammenspiel kann in einem solch großen und international ausgerichteten Konzern nur mit entsprechender Steuerung funktionieren. Auch sie ist Thema der Investoren- und Analystentreffens am Mittwoch. Konzernchef Blume fordert von den Marken unter anderem mehr Eigenverantwortung und unternehmerisches Handeln.

Finanzielle Ziele im Fokus

Ein weiterer Punkt des Treffens, der Anleger und Analysten stets ganz besonders interessiert, sind die finanziellen Ziele der Autobauers. Dass die Marke VW ihre Rendite innerhalb von drei Jahren auf 6,5 Prozent mehr als verdoppeln soll, wurde bereits erwähnt. Ehrgeizige Ziele bestehen aber auch für die anderen Marken – selbst für die Ertragsperle Porsche.

Die Stuttgarter, deren Chef ebenfalls Blume ist, erreichten im vergangenen Jahr eine Rendite von 18,6 Prozent. Nun soll sie nach Porsche-Angaben die 20-Prozent-Hürde überspringen – zumindest längerfristig. Die Investoren wird’s freuen. So richtig zufrieden sind wohl aber erst, wenn den Ankündigungen Ergebnisse folgen.