Wolfsburg. Seat, Skoda, VW und Nutzfahrzeuge werden stärker bei Produktion, Vertrieb, Beschaffung und IT zusammenarbeiten. Das Ziel: 8 Prozent Rendite.

Markengruppe Volumen (MGV) – mit diesem Pfund will Volkswagen künftig viel stärker wuchern. Die Marken VW, Skoda, Seat/Cupra und Volkswagen Nutzfahrzeuge sind – jede für sich – bereits jetzt bedeutende Akteure. Gemeinsam sollen sie künftig in einem organisatorisch schlanken Verbund Synergien heben und renditestärker werden. Die vier Marken stehen zusammen für 4,1 Millionen verkaufte Autos und 114 Milliarden Euro Gesamtjahresumsatz.

Das Beste aus zwei Welten vereinen

MGV ist vor allem ein Kürzel, das den internen Umgang der vier Marken neu strukturiert. Ziel sei es, das Beste aus zwei Welten miteinander zu vereinen, heißt es dazu in einer internen Information. Nach innen sollen durch gezielte Zusammenarbeit Synergien und Skalenvorteile genutzt werden, „wo immer dies möglich und sinnvoll ist“. Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen und im Konzernvorstand verantwortlich für die Markengruppe Volumen, stellt dazu fest: „Das Credo der Markengruppe Volumen lautet: Starke Marken, schlanker Maschinenraum. Die Marken sind jetzt eindeutig positioniert und differenziert, die Verantwortlichkeiten klar aufgeteilt und auch der Mindset (englisch für Denkweisen, Verhaltensmuster, Anmerkung der Redaktion) stimmt. Durch unsere gezielte Zusammenarbeit nutzen wir bestehende Synergien und Skalenvorteile und erhöhen gleichzeitig unsere finanzielle Robustheit und Innovationskraft.“ Bereits im vergangenen Jahr habe der Konzern deutlich von dieser verstärkten Zusammenarbeit profitiert.

Skoda entwickelt nicht nur den Superb, sondern auch den Passat Variant

VW nennt Beispiele: Die Marke Škoda ist nicht nur für die Entwicklung ihrer neuen Superb-Generation mit Limousine und Combi federführend verantwortlich, sondern auch für die Entwicklung des neuen Passat Variant der Marke VW. Alle drei Modelle werden im Werk in Bratislava von der gleichen Fertigungslinie laufen. „Allein in diesem Projekt erzielen wir über die Laufzeit Effizienzen im Wert von rund 600 Millionen Euro. Zuvor wurden die Modelle beider Marken unabhängig voneinander entwickelt und gebaut. Diese Zusammenarbeit und damit der Austausch unter unseren Marken bietet wichtige Impulse für die künftige Produktplanung und unseren gemeinsamen Weg in Richtung Zukunft“, sagt Klaus Zellmer, CEO der Marke Škoda.

Das künftige Vorgehen ist plattformorientiert

In der Produktion gibt es noch weitere Beispiele: „Durch unseren Grundsatz ‚Einmal entwickeln, dann aber standort- und markenübergreifend umsetzen‘ haben wir seit dem Start der Zusammenarbeit in den europäischen Werken der Markengruppe Volumen in den verschiedenen Projekten bereits mehr als 220 Millionen Euro eingespart“, so Christian Vollmer, der als Vorstand Produktion der Marke Volkswagen auch die Zusammenarbeit innerhalb der Produktion der Markengruppe Volumen steuert. Und es stehen schon die nächsten Schritte an: „Wir arbeiten konsequent daran, von der bisher eher markenorientierten Werkbelegung stärker zu einer effizienten und plattformorientierten Vorgehensweise zu kommen. Wir sehen da insgesamt ein sehr großes Synergiepotenzial über alle Standorte“, so Vollmer. So leitet die Seat S.A. den Small-BEV-Family-Cluster für verschiedene Marken des Konzerns in Martorell, der eine Schlüsselrolle bei der Demokratisierung der Elektromobilität in Europa spielen wird. Geplant ist, ab 2025 Modelle wie den Cupra UrbanRebel und den ID.2all der Marke Volkswagen in Martorell zu produzieren.

Gemeinsame Vermarktung des ID.Buzz

Ein gutes Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit und Synergiepotenziale innerhalb der MGV sei auch der ID. Buzz. Denn der Elektro-Bulli wird von VWN in Hannover produziert – in den Versionen ID. Buzz Cargo als Transporter für Gewerbekunden und ID. Buzz Pro für Familie und Freizeit – und gemeinsam von VWN und Volkswagen Pkw an Kundinnen und Kunden vermarktet. Im Sommer wird die nächste Version mit langem Radstand vorgestellt, die dann auch in den USA vertrieben wird. Also eine Marke in der Produktions-Verantwortung, zwei Marken im Vertrieb, alle Regionen involviert und basierend auf einer gemeinsamen Elektro-Plattform.

Auch Personal, Beschaffung und IT im Fokus

„Diese Form der Zusammenarbeit mit der Nutzung gemeinsamer Plattformen und dem gemeinsamen Vertrieb über mehrere Marken ist für mich prototypisch für die Möglichkeiten, die wir mit der Markengruppe Volumen schon heute haben“, erklärt Carsten Intra, Vorsitzender des Markenvorstands VWN. „Und in der täglichen Arbeit nutzen wir den regelmäßigen Austausch und die Zusammenführung von Aufgaben in allen Bereichen: von der Personalarbeit über die Beschaffung bis hin zu IT. Das hilft uns, die individuellen und die gemeinsamen Ziele zu erreichen, weit über reine Synergiepotenziale hinaus. Jede einzelne Marke wird stärker, weil es die MGV gibt“.

Ziel ist eine Umsatzrendite von 8 Prozent

Patrik Andreas Mayer, Finanzvorstand der Marke Volkswagen, hebt hervor: „Die generelle Zielsetzung der Markengruppe Volumen lässt sich prägnant beschreiben. Wir wollen die Effizienz in der Markengruppe Volumen in den wesentlichen Synergiefeldern Produktion, Einkauf und Entwicklung signifikant verbessern. Dabei setzen sich die vier Marken das Ziel einer MGV-Umsatzrendite von acht Prozent. Dies ist notwendig für die Zukunftssicherung, da die Modelle unserer vier Marken den wesentlichen Teil des Gesamtabsatzes des Volkswagen-Konzerns ausmachen. Mit unserem starken, internationalen Team arbeiten wir intensiv an der Realisierung.“

Die einzelnen Marken sollen erkennbar bleiben

Trotz dieser engeren Zusammenarbeit sollen die einzelnen Marken aber ausdrücklich ihr eigenes Gesicht behalten - und sich weiterhin klar voneinander unterscheiden. Erklärtes Ziel ist es deshalb, dass alle vier Marken von diesem Verbund profitieren. Wayne Griffiths, Vorstandschef von Seat/Cupra, sagt: „Wir bieten unseren Kunden auch künftig genau die Autos, die ihre individuellen Ansprüche erfüllen. Gleichzeitig profitieren wir intern durch Synergien der Plattformen – etwa im Bereich der Small BEV mit unserem UrbanRebel - durch gemeinsam entwickelte Komponenten auf einer Plattform. Dieses Konstrukt bedarf einer engen Abstimmung wenn es um Markenausrichtung, Segmentabdeckung und regionale Verantwortung geht. Nur auf diesem gemeinsamen Weg sichern wir den bestehenden Skalenvorteil gegenüber unseren Mitbewerbern im Volumensegment.“ Geht die Rechnung auf, ist dem Vierfach-Wumms von Volkswagen wohl kein Mitbewerber gewachsen.

Lesen Sie auch:

Mehr wichtige Nachrichten zu Volkswagen lesen:

Wöchentlich erfahren, was rund um den Volkswagen-Konzern passiert: Hier kostenlos für den wöchentlichen VW-Newsletter anmelden!