Wolfsburg. Der VfL ist nur wegen eines einzigen Tores vor Bayer Leverkusen. Im Endspurt um den Europacup könnten Wolfsburgs Joker den Unterschied machen.

Immer nachziehen zu müssen, hat Niko Kovac nicht gut gefallen. In den vergangenen Spieltags-Wochen der Fußball-Bundesliga musste der VfL Wolfsburg ständig sonntags antreten. Er musste zusehen, was die Konkurrenz macht – und konnte dann nur reagieren. Das ändert sich jetzt. Am Freitag (20.30 Uhr) eröffnen die Wölfe den vorletzten Spieltag beim SC Freiburg – und können im Fernduell um den Europacup die erste Duftmarke setzen.

Niko Kovac: „Was ist schon ein einziges Tor?“

Auch dem VfL-Trainer kommt das entgegen. „Jetzt legen wir vor. Das finde ich persönlich angenehmer“, sagt der 51-Jährige. Punkten die Grün-Weißen, bauen sie Druck auf Bayer Leverkusen im Ringen um Platz 6 auf. Und in diesem Kampf geht es hauchzart zu. Die Kovac-Truppe ist mit 49 Zählern punktgleich mit dem Team von Xabi Alonso. Beide Mannschaften haben sich gleichviele Tore eingefangen (44). Was dem VfL aktuell die Oberhand beschert, ist ein einziger Treffer. 56 Mal durften die Wölfe jubeln – einmal mehr als Leverkusen. „Was ist schon ein einziges Tor?“, sagt Kovac, „eigentlich sind wir gleichauf mit Leverkusen.“

Es kann am Ende also Spitz auf Knopf stehen – und auch darauf ankommen, wer das eine oder andere Tor mehr erzielt hat. Einen reinen Knipser wie Wout Weghorst,Bas Dost oder sogar Edin Dzeko haben die Wolfsburger nicht im Kader. Bester Torjäger ist mit Yannick Gerhardt noch immer ein Mittelfeldspieler. Sechs Treffer hat der 29-Jährige bisher in dieser Saison erzielt. Mit Jonas Wind hat ein Angreifer immerhin genauso oft getroffen. Aber: Der VfL ist durch seine Vielzahl an Torschützen auch schwieriger auszurechnen – und hat den entscheidenden Vorteil vielleicht auf der Reservebank.

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Luca Waldschmidt traf schon vier Mal als Joker

Denn die Wölfe-Profis haben schon oft bewiesen, dass sie nicht viel Zeit benötigen, um warmzulaufen. 13 Jokertore stehen in dieser Spielzeit bereits in der Bilanz. Allein Luca Waldschmidt traf vier Mal, nachdem er eingewechselt wurde. „Ich hoffe, dass die Vielzahl an Torschützen uns in den nächsten zwei Spielen weiterhin trägt und dass wir genügend Tore schießen, um Platz 6 zu halten“, sagt Ex-Profi Kovac.

Ob das in Freiburg wieder klappt? Ein souveränes Schützenfest wie beim 6:0-Kantersieg im Hinspiel über die Freiburger sollten die VfL-Anhänger besser nicht erwarten. „Seitdem hat sich viel geändert“, sagt Kovac. Der Coach etwa lässt zuletzt gerne in einer Dreierkette verteidigen. Auch SC-Trainer Christian Streich hat dem Spiel seines Teams weitere taktische Facetten hinzugefügt.

Der VfL Wolfsburg will nach Europa – unabhängig vom Wettbewerb

Zudem geht’s auch für die Freiburger noch um eine ganze Menge. Sie stehen auf Rang 5 der Beletage, haben sogar noch Chancen auf einen Platz in der Champions League. Das verdient großen Respekt. Zumal der SC finanziell sicher noch bescheidenere Möglichkeiten hat als die Topklubs der Liga. Das Streich-Ensemble sei „ein Beispiel für Kontinuität“, meint der Wölfe-Coach, fügt aber an: „Es gibt im Fußball kein klein und groß. Es gibt nur gut oder schlecht. Wir gehen sicher nicht als Favorit in dieses Spiel.“

Das ändert nichts an dem Vorhaben, nun Platz 6 halten zu wollen. Wofür der am Ende reichen würde, ist noch gar nicht klar. Das hängt vom Ausgang des DFB-Pokalfinals zwischen Leipzig und Frankfurt ab. Aber: Im Gegensatz zu Rang 7 würde er in jedem Fall zur Europacup-Teilnahme berechtigen. „Ob es die Europa League oder die Conference League wird, können wir nur indirekt beeinflussen“, sagt Kovac. Es gilt, nun erst einmal die eigenen Aufgaben zu lösen. Sollte das dem VfL Wolfsburg am Freitag im Breisgau gelingen, müssten dieses Mal die anderen dem Druck standhalten und nachziehen – endlich einmal.