London. Der VfL feiert in London inklusive Geburtstagsständchen für Lena Lattwein. Ralf Kellermann: Fahren nicht chancenlos nach Eindhoven.

Tommy Stroot ist beim VfL Wolfsburg eher als stiller Genießer bekannt. Der Trainer der VfL-Fußballerinnen ist keiner, der sein Inneres nach außen kehrt. Seinen Spielerinnen gestattete Stroot allerdings eine Party-Nacht nach dem Erfolg im Londoner Norden beim FC Arsenal. Los ging’s in der Kabine, dann im Hotel im Zentrum und auch einen Pub fand der Klub noch, der es mit der Sperrstunde nicht so eng sah. Stroot befand: „Wir haben etwas erreicht, das alles andere als selbstverständlich ist und gehören zu den besten zwei Teams in Europa. Das dürfen wir auch feiern.“

Das sah Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball beim VfL, ganz genauso. Er hatte vor wenigen Jahren noch betont, dass die deutschen Teams im europäischen Wettbewerb bald nichts mehr zu melden hätten, angesichts des Aufrüstens in Spanien, Frankreich und eben England. Er überzeichnete, auch um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Gleichwohl gab er nach dem Finaleinzug zu:. „Ich bin eines Besseren belehrt worden.“

„Mentalität und Detailversessenheit“ hilft den VfL-Frauen

Es geht dabei nicht nur um den Faktor Geld. Der VfL hat eben auch nicht die Strahlkraft von Arsenal, des FC Barcelona oder des FC Chelsea – um nur die weiteren Halbfinalisten zu nennen. Es sind Klubs mit Fans auf der ganzen Welt, in den größten Metropolen. „Mentalität und Detailversessenheit“ hat Kellermann als Gründe ausgemacht, warum die Wölfinnen zum sechsten Mal in elf Jahren das Champions-League-Endspiel erreichten und eben doch immer wieder im Konzert der Großen mitmischen.

Mehr zu den VfL-Frauen:

Die Königsklasse bietet spätestens seit Einführung der Gruppenphase und der explodierenden Zuschauerzahlen den „Titel mit der größten Strahlkraft“, so der Direktor Frauenfußball, „das merkt man auch an den vielen Nachrichten, die man bekommt.“ Und ganz nebenbei garantiert er auch im kommenden Jahr einen Startplatz in der lukrativen wie attraktiven Gruppenphase. Über die Bundesliga muss der VfL da bangen, er hat es nicht mehr in der eigenen Hand, die Bayern haben einen kleinen Vorsprung. Ansonsten müsste der VfL wie 2021 eine Quali-Runde überstehen.

Im Finale der Champions League wartet der große FC Barcelona

Kellermann sieht seine Mannschaft nicht chancenlos in Eindhoven. Er war bei Barcelonas Finaleinzug im Camp Nou, meinte nun: „Es ist noch lange hin, es ist ein einziges Spiel, und wir haben Barcelona schon bezwungen. Entscheidend wird sein, welcher Kader an dem Tag zur Verfügung steht, aber wir fahren definitiv nicht chancenlos nach Eindhoven.“ Damit lag er ganz auf Linie mit seinen feiernden Spielerinnen. Dass Lena Lattwein, mit der die Mannschaft nach dem Sieg in London in ihren Geburtstag reinfeierte, in Eindhoven schon wieder dabei sein wird, ist weiter fraglich. Gleichwohl ist die Qualität beim spanischen Meister enorm, zumal Alexia Putellas nach Kreuzbandriss zurück, mit Caroline Hansen eine von drei Ex-Wölfinnen (Fridolina Rolfö und Ingrid Engen) in Topform ist.

Doch bis es in einem Monat soweit ist, wird sich der VfL nicht mehr allzu viel mit diesem Endspiel beschäftigen. Stroot denkt schon wieder an die Aufgabe Köln; wohlgemerkt nicht das DFB-Pokal-Endspiel gegen den SC Freiburg am 18. Mai, sondern das Bundesliga-Heimspiel am Sonntag (12 Uhr). Und auch Kellermann schob die Gedanken an das Königsklassen-Finale beiseite. „Wir wollen weiter Druck auf den FC Bayern ausüben.“ Zehn Jahre nach dem Triple der VfLerinnen ist das zweite schließlich noch in Reichweite.