Wolfsburg. Das Champions-League-Finale in Eindhoven ist für einige beim VfL ein besonderer Anreiz. Vorher müssen Wolfsburgs Fußballerinnen bei Arsenal bestehen.

Schon zwei Mal, 2013 und 2014, haben die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg den Siegerpokal in der Champions League Richtung Himmel strecken dürfen. Lange ist‘s her. Seitdem hat der Klub drei Königsklassen-Endspiele gegen Olympique Lyon verloren. In dieser Saison stehen die Chancen auf das sechste Finale gut – auch wenn die Wolfsburgerinnen im Hinspiel nach 2:0-Führung mit dem 2:2 gegen den FC Arsenal eine bessere Ausgangslage noch verspielt haben. Sie haben aber eine zusätzliche Motivationsspritze, und das schon seit Beginn dieser Spielzeit. Das Endspiel in Eindhoven, das am 3. Juni steigt, ist für den VfL sein „Vitamin E“.

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg:

Mit Kapitänin Dominique Janssen, Spielmacherin Jill Roord und Rechtsverteidigerin Lynn Wilms zählen drei Niederländerinnen zum Stamm des Wolfsburger Teams. Trainer Tommy Stroot stammt aus Nordhorn im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Der 34-Jährige hat vor seiner Zeit beim VfL fünf Jahre in dem Nachbarland gearbeitet, wurde mit Twente Enschede zwei Mal Sensations-Meister. Stroot spricht die Sprache perfekt, ist immer mal wieder auch Experte im niederländischen TV.

Stroot und Eindhoven: Als PSV ihm Spalier stehen musste

Und gerade zum Philips Stadium, dem Königsklassen-Finalstadion, hat er eine besondere Beziehung, wie er bereits zu Saisonbeginn verriet und jetzt noch einmal bekräftigte. „Ich habe meine erste Meisterschaft in Eindhoven feiern dürfen. Mein letztes Spiel war im Philips Stadion, wo wir einmal spielen durften. Da wurden wir Meister, und PSV musste Spalier stehen.“ Als klar war, dass das Finale nach Eindhoven geht, hatte Stroot es als Fernziel im Blick: „Ich habe bewusst gesagt, dass es in meinem Kopf herumschwirrt, dieses Finale zu erreichen.“

Die VfL-Fußballerinnen (links Dominique Janssen, rechts Ewa Pajor) wollen unbedingt ins Endspiel der Champions League.
Die VfL-Fußballerinnen (links Dominique Janssen, rechts Ewa Pajor) wollen unbedingt ins Endspiel der Champions League. © imago | Eibner-Pressefoto/Memmler

Janssen zum Final-Ort: „Unfassbar geil“

Auch bei den niederländischen Spielerinnen zaubert der Finalort ein Lächeln ins Gesicht. „Das ist natürlich unfassbar geil für mich persönlich und für die holländischen Mädels. Freunde und Familie haben schon gesagt, sie sind dabei. Jetzt ist es um die Ecke, deswegen wollen wir noch einen Tick extra Gas geben“, so Janssen bereits vor dem Arsenal-Hinspiel. Und auch Roord stimmte mit ein: „Das Champions-League-Finale überhaupt zu erreichen, ist ein Traum. Dass es in Holland stattfindet, ist ein noch größerer. Ich kenne so viele Leute, die sicher zu dem Spiel kommen würden – das ist eine Extra-Motivation.“

Eine persönliche Bindung wie ihr Trainer hat Roord dagegen nicht zum Philips Stadium, in dem 35.000 Fans Platz finden. „Ich habe dort ein paar Mal gespielt und immer gewonnen, das ist schon mal gut, aber sonst nichts“, sagt sie grinsend.

Extra-Motivation für Wolfsburgs Oranje-Fraktion um Spielmacherin Jill Roord ist die Tatsache, dass das Endspiel in diesem Jahr in Eindhoven stattfindet.
Extra-Motivation für Wolfsburgs Oranje-Fraktion um Spielmacherin Jill Roord ist die Tatsache, dass das Endspiel in diesem Jahr in Eindhoven stattfindet. © regios24 | Darius Simka

Champions League als Sehnsuchts-Titel der VfLerinnen

Vitamin E – es sorgt nicht nur für Topmotivation bei der Oranje-Fraktion. Auch der Rest des Wolfsburg-Kaders ist heiß auf Eindhoven, wenngleich das E hier vor allem für Endspiel steht. Der DFB-Pokal ist der Lieblingswettbewerb, ihn gewann der Klub acht Mal in Folge, kann ihn am 18. Mai (16.45 Uhr) in Köln gegen den SC Freiburg ein neuntes Mal in Serie, zum zehnten Mal insgesamt, gewinnen. Die Bundesliga ist der ehrlichste Wettbewerb, nur zu gerne würde die Mannschaft Ende Mai wieder vor Dauerrivale Bayern München stehen.

Der Henkelpott ist aber der große Sehnsuchts-Titel dieses Teams. In diesem Jahr sorgt das womöglich für noch mehr Antrieb. Ewa Pajor, die zu den Toptorjägerinnen in diesem Jahr zählt, sagte vor der Saison: „Der VfL hat jedes Jahr große Ambitionen und will alle möglichen Titel gewinnen, das ist einfach unsere Mentalität. Mein Ziel ist es ganz klar, die Champions League zu gewinnen.“

Arsenal rechnet Montag mit 55.000 Fans

Das gilt vor allem, weil der Europapokal im Frauenfußball mit der zur Saison 2021/22 eingeführten Gruppenphase der größer gewordenen Konkurrenz und der unfassbar gestiegenen Aufmerksamkeit so sehr an Bedeutung gewonnen hat. Womöglich könnten die VfLerinnen sogar damit leben, wenn die Bayern sich die Meisterschaft sichern – wenn sie nur selbst Gewissheit hätten, am Ende auf Europas Thron zu sitzen.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Arsenals Trumpf ist nach dem starken Comeback im Hinspiel die große Kulisse im Emirates Stadium. Bis zu 55.000 Zuschauer werden am Montag im Londoner Norden erwartet. Es wird ein heißer Tanz. Der Ausgang ist völlig offen.

Mehr aus dem Wolfsburger Sport:

Das gleiche gilt für das zweite Halbfinale, in dem der FC Barcelona am Donnerstag immerhin einen knappen 1:0-Vorsprung mit ins Rückspiel im Camp Nou gegen den FC Chelsea nimmt. So oder so würde im Endspiel ein riesengroßes Kaliber warten. Im Vorjahres-Halbfinale ging der VfL in Barcelona mit 1:5 baden, konnte dieses Ergebnis vor heimischer Kulisse mit einem 2:0-Sieg nicht mehr reparieren. Der VfL würde zehn Jahre nach seinem ersten Königsklassen-Triumph auf Revanche sinnen. Doch erst einmal muss er es überhaupt nach Eindhoven schaffen. Er hat viel „Vitamin E“, das dabei helfen soll.

Champions League

Halbfinal-Hinspiele:

FC Chelsea – FC Barcelona 0:1 (0:1)

VfL Wolfsburg – FC Arsenal 2:2 (2:1)

Halbfinal-Rückspiele:

FC Barcelona – FC Chelsea Do., 18.45 Uhr

FC Arsenal – VfL Wolfsburg Mo., 1. Mai, 18.45 Uhr

Endspiel in Eindhoven:

Chelsea/Barcelona – VfL/Arsenal Samstag, 3. Juni, 16 Uhr

Streamingdienst Dazn überträgt die Spiele live