Wolfsburg. Im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen Arsenal ließen die VfL-Frauen nach der 2:0-Führung die Zügel schleifen. Nun muss der Fokus stimmen.

Vielleicht hatten sie sich schon etwas zu sicher gefühlt. Schließlich hatten sich die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg schon eine 2:0-Führung herausgespielt – nach 24 Minuten. Alles schien, als könnten sie im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen den FC Arsenal am Sonntag die Tür zum Endspiel schon ganz weit aufstoßen. Doch dann schlugen die Engländerinnen zurück.

Kathrin Hendrich: „Wir hatten eigentlich alles im Griff“

Die ganz große Souveränität bröckelte zum Ende von Hälfte 1. „Wir hatten eigentlich alles im Griff“, befand Kathrin Hendrich in den Katakomben der VW-Arena, „man muss schon ehrlich sagen, dass wir vorher noch griffiger in den Zweikämpfen waren. Kurz vor der Halbzeit hatten wir dann eine Phase, in der wir nicht mehr so energisch waren.“

Und da schlug Arsenal zu. In der 45. Minute besorgte Rafaelle nach einer Ecke per Kopfball den Anschluss. Stina Blackstenius egalisierte schließlich die Wolfsburger Treffer durch Ewa Pajor und Sveindis Jonsdottir. War es das Gefühl der sicheren Führung, das die Wölfinnen einen Gang zurückschalten ließ? „Sicherlich spielt das unterbewusst auch eine Rolle. Das glaube ich schon“, sagte Hendrich.

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Schiedsrichterin zieht Unmut der VfL-Fans auf sich

Denn bis dahin hatte der VfL seine Sache sehr gut gemacht. Das Gegenpressing funktionierte, in Gegenangriffen machten sie sich die Geschwindigkeit Jonsdottirs zunutze. Oder wie es Hendrich sagte: „Arsenal war aus dem Spiel heraus eigentlich nur durch Fehler von uns gefährlich.“

So half dann auch die Unterstützung der 22.617 Zuschauer nicht mehr – immerhin eine Rekordkulisse für ein Heimspiel der VfL-Frauen. Allerdings sorgten gut gefüllte Ränge für eine würdige Atmosphäre. Und die Anhänger waren nicht zimperlich. In so einem wichtigen Spiel kann es immerhin auch mal hoch hergehen. So zog Schiedsrichterin Kateryna Monzul mit ihren Entscheidungen ein ums andere Mal den Unmut des Publikums auf sich – gerade in der hitzigen Schlussphase. „Dass es auf dem Platz in so einem Spiel auch mal etwas emotionaler wird, gehört dazu“, sagte Keeperin Merle Frohms.

Katie McCabe rempelt Lena Oberdorf zu Boden

Der Höhepunkt der Unruhe ereignete sich kurz vor dem Abpfiff. Nach einem harten Einsteigen Lena Oberdorfs unterbrach die Unparteiische die Partie zurecht. Dann schaltete sich Katie McCabe ein – und streckte die Wolfsburger Mittelfeldspielerin mit einem harten Rempler gegen den Oberkörper zu Boden. Rot für die Londonerin?

Das forderte zumindest das Publikum. Und es gibt sicherlich Schiedsrichter, die diesem Wunsch nachgekommen wären. Nicht aber Monzul. Sie beließ es bei Gelb für beide Spielerinnen. „Ich weiß nicht, ob das sein muss“, sagte Oberdorf, fügte aber an: „Ich bin auch kein Fan von zu schnellen roten Karten. Vielleicht war es am Rande der Tätlichkeit. Aber ich glaube, ich habe auch Glück, dass ich für das Foul nur Gelb bekomme.“

VfL-Frauen wollen Einzug ins Champions-League-Finale vor 50.000 Zuschauer klarmachen

Sei’s drum. Nun geht es darum, im Rückspiel das Finale in Eindhoven (3. Juni) zu buchen. Ein Vorteil: Zwischendrin steht für den VfL keine Bundesliga-Aufgabe an. Tommy Stroot und sein Team können sich also voll auf Arsenal konzentrieren – und gleich die richtigen Stellschrauben drehen. „Für uns sind die Abläufe ähnlich. Klar, wir wissen, dass es wieder Arsenal ist. Aber für uns geht es erst einmal darum, unsere Nachbereitung zu machen. Deshalb fokussieren wir uns auf uns“, sagte der Trainer.

In London wird die Kulisse dann noch üppiger. Am 1. Mai im Emirates Stadium werden 50.000 Menschen erwartet. „Das ist ein legendäres Stadion. Ich freue mich darauf“, sagte Jonsdottir. Viel wichtiger aber ist: „Im nächsten Spiel müssen wir noch konzentrierter sein.“ Dann können die Wölfinnen die Tür zum Finale aufstoßen – und gleich hindurchgehen. Gut genug, um Arsenal zu schlagen, sind sie allemal. Nur tun sie gut daran, im Rückspiel den Sack auch zuzumachen.