Braunschweig. Ein Mann behauptet, von Türstehern der Braunschweiger Disco „Eule/XO“ verprügelt worden zu sein. So reagieren Clubbetreiber Lemke und die Polizei.

Es waren schwere Anschuldigungen gegen die Türsteher des Clubs „Eule/XO“ in Braunschweig: Mehrere von ihnen sollen Ende Mai angeblich ohne Grund auf einen jungen Mann losgegangen sein und ihn verprügelt und schwer verletzt haben. Die Polizei soll nicht geholfen, sondern auch noch eine Gefährderansprache gehalten haben. In einem Video im sozialen Netzwerk TikTok formuliert der Mann, mit Verletzungen und einem Verband im Gesicht, seine Vorwürfe. Er spricht von „Diskriminierung“ und „Gewaltverherrlichung“.

Eule/XO Braunschweig reagiert mit Videos aus Überwachungskamera auf Vorwürfe

Einige Tage später reagierten die Betreiber der „Eule/XO“ mit einem eigenen Video auf ihrem Instagram-Account. Aus dem Material von Überwachungskameras, ohne Ton, aber kommentiert von einer offenbar computergenerierten Stimme, entstand ein Video, das laut „Eule/XO“ zeigen soll, was wirklich passiert ist. Demnach verwehrten die Türsteher dem Mann und seinen Begleitern den Zutritt zum Club, was dieser offenbar nicht akzeptieren wollte.

Auf dem Insta-Reel ist zu sehen, wie der Mann nach der Abweisung zunächst an der Clubtür bleibt und mit den Türstehern diskutiert. Mehrfach kommt er zurück, baut sich auf. Den Erläuterungen des Clubs zufolge bedroht er die Türsteher. Dann rennt er weg – und kommt erneut zurück, offenbar obwohl seine Freunde ihn abhalten wollen. Dann habe er die Sicherheitsmitarbeiter an der Diskotür mit CS-Gas (Tränengas) angegriffen, heißt es weiter. Diese reagieren, setzen ihn fest und verständigen Polizei und Rettungsdienst.

Aus der niedrigen Videoqualität der Überwachungskameras lässt sich nicht alles erkennen. Aus dem Schnitt des Videos ist auch ersichtlich, dass nicht jede Sekunde des Vorfalls abgebildet wird.

Clubbetreiber: Wir hatten mit ihm schon häufiger Theater

Tim Lemke, Betreiber des Clubs „Eule/XO“ und etlicher weiterer Clubs an der Partymeile, äußerte sich auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Vorfall. Mit dem Mann, der die Vorwürfe erhebt, gebe es eine Vorgeschichte, sagt er: „Wir haben den jungen Mann mit seiner Gruppe abgewiesen, weil wir mit ihm schon häufiger Theater hatten. Die haben sich zwischen den Clubs geprügelt und wir haben ihn auch beim ,Fieber’ häufiger nicht reingelassen.“ Lemke erläutert, er habe die Überwachungsvideos zur Prävention weiterer solcher Fälle und zur Widerlegung der Vorwürfe veröffentlicht.

Neben dem schon erwähnten TikTok-Video des abgewiesenen Mannes legte Lemke unserer Redaktion noch ein weiteres Video vor, das bereits kurz nach dem Vorfall kursiert sein soll. Darin ist der junge Mann mit blutiger Nase zu sehen. Er steht vor der „Eule“, deutet auf sein Gesicht und ruft immer wieder den Türstehern zu: „Schaut mal, was ihr gemacht habt.“ Anschließend deutet er auf einen der Türsteher und sagt: „Merk dir mein Gesicht, ich merk mir dein Gesicht.“ Zum Ende des Videos bezeichnet er den Türsteher als „Hurensohn“ und sagt „wir sehen uns“.

Wegen der Drohungen im Video und Drohanrufen gegen seine Angestellten sei er nach dem Vorfall zur Polizei gegangen, schildert Lemke. Anschließend sei es zur Gefährderansprache der Polizei gegen den Mann gekommen.

Clubbetreiber weist Rassismus-Vorwürfe vehement zurück

Die Rassismus-Vorwürfe gegen die „Eule“ beziehungsweise die Türsteher seiner Clubs, die auch von anderen Seiten bereits erhoben worden, weist er vehement zurück. „Wir sind für die Sicherheit von 2000 Leuten verantwortlich, die am Wochenende auf der Meile in unseren Clubs unterwegs sind.“ Dabei sei es egal, welche Herkunft jemand habe. „Wer sich daneben benimmt, fliegt raus oder kommt gar nicht erst rein. Ich stehe dazu, dass wir all diejenigen an der Tür wegschicken, die sich schlecht benehmen – auch Leute mit Migrationshintergrund.“

Bei ihm und seinem Geschäftspartner Oliver Strauß seien für alle Clubs etwa 30 Türsteher angestellt, wovon 10 regelmäßig in der „Eule“ arbeiten. „Ich könnte auch eine externe Firma engagieren, aber ich will wissen, wer da für uns an der Tür steht“, sagt Lemke. Sowohl unter den Türstehern als auch beim restlichen Clubpersonal und den DJs gebe es Menschen mit ganz unterschiedlichem Migrationshintergrund, betont Lemke.

Unabhängig von diesem Fall sieht er eine besorgniserregende Entwicklung: „Bei den Kontrollen entdecken wir immer häufiger Messer“, sagt Lemke. Deshalb seien die Sicherheitsmaßnahmen für die Türsteher bereits erhöht worden. Vor etwas mehr als einem Jahr war es in der „Eule“ zu einem Messerangriff von einem 22-Jährigen auf einen 35-Jährigen gekommen. Der Täter wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Strafanzeigen wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz

Die Polizei schildert den Vorfall, der sich gegen 1 Uhr nachts ereignete, auf Anfrage unserer Redaktion folgendermaßen: Am Eingangsbereich der Discothek „Eule“ habe das Sicherheitspersonal einer Personengruppe den Einlass verwehrt. „Die Personengruppe zeigte sich damit nicht einverstanden, infolge geriet man in eine körperliche Auseinandersetzung mit dem Sicherheitspersonal.“ Daraufhin sei die Polizei alarmiert worden und mit mehreren Streifenwagen zum Einsatzort gefahren. Die Einsatzkräfte hätten die Lage beruhigt, Zeugenaussagen aufgenommen und Strafanzeigen gegen drei Personen gefertigt, erläutert Polizeisprecher Lars Dehnert.

Zwei Strafanzeigen richten sich ihm zufolge gegen den Mann, der im TikTok-Video die Vorwürfe gegen die Türsteher erhebt – wegen Körperverletzung und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Man habe bei ihm CS-Gas (Tränengas) sichergestellt. Es handele sich um einen 25-Jährigen aus Baden-Württemberg mit irakischer Herkunft. Wie der Mann in einem Tiktok-Video bekundet, stamme er aus der Weststadt. Er sei im Rahmen der Auseinandersetzungen verletzt worden. „Von Amts wegen wurden deshalb auch Strafanzeigen wegen Körperverletzung gegen zwei der Türsteher gefertigt.“

Polizei: Sicherheitspersonal übt das Hausrecht aus

In den Kommentierungen auf das TikTok-Video wurde laut Dehnert auch dazu aufgerufen, Straftaten zum Nachteil des Sicherheitspersonals der „Eule“ zu begehen. „Als ursächlicher ,Initiator’ erhielt der Beschuldigte dazu eine Gefährderansprache der Polizei, Aufrufe zu Straftaten nicht weiter hervorzurufen oder zu fördern“, sagt Dehnert. Direkte Bedrohungen durch einen der Beschuldigten im Nachgang des Vorfalls seien der Polizei nicht bekannt.

Der Austausch mit Clubbetreiber Lemke sei stets gut, erläutert er. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass die Türsteher diskriminierend oder rassistisch aufträten. „Das Sicherheitspersonal am Eingang der ,Eule’ übt das Hausrecht aus. Eine Abweisung einzelner Personen liegt im Ermessen des Personals. Grundaggressives Auftreten oder übermäßige Alkoholbeeinflussung führt erfahrungsgemäß dazu, dass man keinen Zutritt zu einem Club erhält.“

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