Harz. Rotbuchenfest, Grenzturmaufstieg und Grenzlandmuseum: So abwechslungsreich ist ein Trip durch den Südharz am 3. Oktober.
- Beim Rotbuchenfest zwischen Ellrich und Walkenried einen Sonderstempel der Harzer Wandernadel mit tagesaktuellem Datum einsammeln
- Den Grenzturm bei Bartolfelde von innen besichtigen? Einfach Termin vereinbaren
- Die Ausstellung im Grenzlandmuseum Bad Sachsa zeigt die politischen Entwicklungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu Wiedervereinigung
- Zeitzeugen-Wanderung an der ehemaligen Grenze in Hohegeiß: Der nächste Termin steht bereits
Ganz Deutschland - Ost und West - feiert jedes Jahr am 3. Oktober den Tag der Deutschen Einheit. Im Harz gibt es entlang der ehemaligen Grenze mehrere Veranstaltungen, um an die deutsche Wiedervereinigung zu erinnern, die vor 33 Jahren am 3. Oktober 1990 mit dem Wirksamwerden des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik auf dem Papier vollzogen worden ist.
In diesem Jahr fiel der gesetzliche Feiertag auf einen Dienstag. Das lockte Touristen an, die ein verlängertes Wochenende im Harz verbrachten. Ein beliebtes Urlaubsziel und Focus-Top-Kurort ist die Stadt Bad Sachsa. Wer von dort aus seine Gästekarte über Hatix als kostenlose Fahrkarte nutzen und mit dem Bus zu den Veranstaltungen im Südharz wollte, hatte schlechte Karten: Weder nach Walkenried, Ellrich, Bartolfelde, Osterode, Bad Lauterberg, Oderbrück noch Hohegeiß gab es an dem Feiertag eine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mit dem Auto ließen sich dafür gleich mehrere Events abklappern - zum Beispiel das Rotbuchenfest zwischen Walkenried und Ellrich, den Grenzturm zwischen Bartolfelde und Bockelnhagen und den Tag der offenen Tür im Grenzlandmuseum Bad Sachsa.
Sonderstempel der Harzer Wandernadel beim Rotbuchenfest Walkenried
An der Rotbuche zwischen Ellrich und Walkenried, genauer gesagt an der L601/L1014 wird seit der Wiedervereinigung jedes Jahr ab 10 Uhr das Rotbuchenfest gefeiert. Das hat schon Tradition. Es gibt ein buntes Markttreiben, Musik, um 11 Uhr eine Andacht und danach eine Ansprache von Landrat und Bürgermeistern. Ein Stempelkasten mit einem Sonderstempel der Harzer Wandernadel ist ebenfalls auf dem Fest. Stempelsammler können ihr Heft mit einem Stempelabdruck, der das Datum mitsamt aktueller Jahreszahl zeigt, ergänzen. Das Fest findet um 18 Uhr seinen Ausklang.
Die Straße zwischen den beiden Orten ist für das Fest gesperrt. Nachdem man sich einen Parkplatz im jeweiligen Ort gesucht hat, folgt also ein Fußmarsch entlang. Von Walkenried aus kommen Besucher zuerst an Ständen mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Erbsensuppe von der Feuerwehr, Fischbrötchen, Bratwurst, Crêpes und anderen Süßigkeiten vorbei.
Direkt bei der Rotbuche befindet sich das Zentrum des Volksfests mit Musik, Ansprachen, Getränkewagen und dem Sonderstempelkasten. Weiter in Richtung Ellrich kommen die Marktstände mit Blechschildern, Kleidung, Schuhen und Spielzeug. Die Rotbuche heutige Rotbuche steht an dem Platz übrigens erst seit 2002. Die alte wurde aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen gefällt.
Beim Rotbuchenfest kann man sicherlich den ganzen Tag verweilen. Spannende Gesprächspartner findet man: Vertreter aus der Lokalpolitik, Einheimische, Wanderer, Fahrradfahrer, ... Wer den Sonderstempel eingesammelt und sich gestärkt hat, kann aber auch weiterfahren - zum Beispiel zum Grenzturm zwischen Bartolfelde und Bockelnhagen.
Den Grenzturm bei Bartolfelde hochsteigen
Die Kirchengemeinden Bartolfelde, Barbis und Osterhagen feiern am Grenzturm zwischen Bartolfelde und Bockelnhagen ab 11 Uhr eine gemeinsame Andacht zum Tag der Deutschen Einheit. Musik kommt von den Barbiser Straßenmusikanten. Es gibt Gegrilltes und Getränke gegen einen Unkostenbeitrag.
Fredi Willig aus Bartolfelde ist Inhaber des Grenzturms. Er hat ihn 2001 vom Bundesvermögensamt in Erfurt mitsamt einiger Ländereien rundherum erworben und saniert. Anlässlich des Einheitsfeiertages war der Turm geöffnet und man konnte ihn besichtigen.
Wer eintritt, fühlt sich in die Vergangenheit versetzt: Im ersten Obergeschoss stehen die Betten der dort Stationierten, daneben hängen ihre Uniformen. Es wirkt, als würden sie sich abends dort wieder schlafen legen. Oben unterm Dach befindet sich der Überwachungsraum mit großen Fenstern zu allen Seiten. Auch hier befinden sich allerhand Utensilien, die die Stationierten brauchten, um ihren Dienst an der Grenze zu verrichten: Drehscheibentelefone, ein Fernglas und mehr.
Der Grenzturm ist nicht immer geöffnet. Wer Lust hat, ihn zu besichtigen, kann sich telefonisch unter der Nummer 05524/80167 oder 01789383844 bei Fredi Willig melden und einen Termin vereinbaren.
Tag der offenen Tür und Buchvorstellung im Grenzlandmuseum Bad Sachsa
Beim Tag der offenen Tür im Grenzlandmuseum Bad Sachsa gab es viel zu lesen. Die Ausstellung ist als Rundgang konzipiert und verschafft einen Überblick über die politischen Entwicklungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis hin zur Wiedervereinigung. Wie Uwe Oberdiek, Vorsitzender des Museumsförderkreises, betont, soll die Geschichte neutral dargestellt werden: „Eine Wertung der DDR werden Sie hier nicht finden.“ Stattdessen kann man sich auf großen Informationstafeln in chronologischer Reihenfolge Abbildungen von Originaldokumenten durchlesen. Zu sehen gibt es Modelle von der Grenze im Harz, Grenzgebäuden in der Region und Schaufensterpuppen, die Uniformen aus der Zeit tragen. Außerdem kann man sich Videos mit Zeitzeugeninterviews ansehen. Weitere Videos lassen sich über QR-Codes abrufen.
Zudem hat der Förderkreis extra für den Tag ein Video zusammengeschnitten, das stündlich in einem Seminarraum im Keller vorgeführt worden ist. Ab 17 Uhr wurde das Buch „Gebietsaustausch im Harz“ präsentiert.
Querdenker-Demo und Gegenprotest in Osterode
Etwa 30 Personen aus der Querdenken-Szene haben am 3. Oktober in Osterode demonstriert. Zum Gegenprotest kam ein Vielfaches an Menschen. Es blieb friedlich. Motto der Querdenker war: „Wir schweigen nicht, wir machen! Hab Mut!“
Die Aktivisten der Bewegung „Omas gegen Rechts“ und das Bündnis „Bunt statt Braun“ hatten eine Gegenkundgebung organisiert. Unser Bericht zur Demo: 130 Menschen protestieren in Osterode gegen Querdenker
Historischer Rundgang zum Tag der Deutschen Einheit in Osterode
Am Dienstag, 3. Oktober, begann um 11 Uhr eine historischer Rundgang der Touristinformation Osterode. Treffpunkt war die Touristinformation an der Stadtmauer. Der Eintritt war frei.
Original Südharzer Blaskapelle Lonau spielt in Bad Lauterberg
Ab 15 Uhr spielte die Original Südharzer Blaskapelle Lonau in Bad Lauterberg. Neben böhmischen Klängen gab es auch solistische Stücke, Wiener Walzer oder Schlager und Pop. Der Eintritt war frei.
Harzklub lädt zu Festveranstaltung auf dem Brocken
Zum Tag der Deutschen Einheit gibt vom Harzklub traditionell eine Festveranstaltung auf dem Brocken. Der Harzklub Zweigverein Wernigerode bot dazu eine Wanderung zum Brocken ab Schierke an, los ging es um 8.30 Uhr. Der Zweigverein Wildemann wanderte ebenfalls ab 8.30 Uhr von Torfhaus aus zum Brocken. Auf dem Berg wurde in diesem Jahr allerdings nicht nur die Einheit gefeiert. In diesem Jahr feierte man auch das 20-jährige Bestehen des Harzer Hexenstiegs.
Zeitzeugen-Wanderung an der ehemaligen Grenze in Hohegeiß
Begleitet von Zeitzeugen können Interessierte entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze wandern. Wanderführer Manfred Gille aus Hohegeiß bietet die Tour regelmäßig an, so auch am Tag der Deutschen Einheit. Nächster Termin ist Dienstag, 31. Oktober.
Die Tour startet um 8.30 Uhr an der Touristinfo Hohegeiß und endet dort auch gegen 15 Uhr. Für die Wanderung, eine Bahnfahrt von Sorge nach Benneckenstein und Museumsbesuche zahlen Erwachsene 12 Euro und Kinder bis 11 Jahre 5 Euro pro Person. Anmeldung bis zum Vortag um 17 Uhr unter der Telefonnummer 05583/241 bei der Touristinfo Hohegeiß.
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