Walkenried. Verkehrsexperte ist empört: Der Notfahrplan 2.0 kappt weitere Verbindungen im Busverkehr in Bad Sachsa, Walkenried und Lauterberg. Ist Hatix in Gefahr?

Busfahrer fehlen im Südharz. Die Folge: Seit Beginn des neuen Schuljahres am 17. August 2023 gilt auf den Buslinien 470, 471 sowie 472, die das Unternehmen Hahne Reisen betreut, ein sogenannter Notfahrplan. Seit dem 25. September gilt nunmehr eine überarbeitete Fassung, wie der Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen auf seiner Homepage mitteilt.

Doch was bringt der Notfahrplan 2.0 für den Südharz? Aus Sicht der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ beschreibt ihn vor allem ein Wort: „enttäuschend“.

Idee vorgeschlagen, aber nicht berücksichtigt: Darum ist Verkehrsexperte Michael Reinboth aus Walkenried erbost

Seit dem Wochenende sichtet Michael Reinboth, Verkehrsexperte und Sprecher der Initiative, den neuen Fahrplan. Vor allem eines wurmt ihn: Seine Idee, die tatsächlich stattfindenden Leerfahrten in die neuen Pläne einzuarbeiten, wurde nicht berücksichtigt. Im Gegenteil: Nun werden auch noch bei den bisher ungeschorenen Ferien- und Wochenendplänen Kürzungen vorgenommen, um das Angebot an Schultagen zu stabilisieren.

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Und der Experte sieht darin ein weiteres Problem: „Der Nutzen der Buslinien für Gäste, die mit HATIX fahren wollen, wird für die drei Kommunen Walkenried, Bad Sachsa und Bad Lauterberg abermals eingeschränkt – keine guten Voraussetzungen, um das Angebot dauerhaft zu etablieren.“

Zu wenig Personal: So begründet der Verkehrsverbund die Probleme im Linienbusverkehr im Südharz

Seitens des VSN wird dies in der Pressemitteilung wie folgt erklärt: „Leider musste auch am Wochenende der Personaleinsatz reduziert werden, um an Werktagen genügend Fahrpersonal zur Verfügung zu haben. Um trotz wegfallender Fahrten dennoch eine gleichmäßige Bedienung über den Tagesverlauf sicherzustellen, wurde ein neuer Notfahrplan entworfen, bei dem mehrere Fahrten um eine Stunde versetzt zum bisherigen Fahrplan gefahren werden.“

Blick in die digitale Fahrplanauskunft des VSN: Ab November 2023 sollen auf den Linien im Südharz, auf denen aktuell der Notfahrplan gilt, die Busse wieder regulär fahren. 
Blick in die digitale Fahrplanauskunft des VSN: Ab November 2023 sollen auf den Linien im Südharz, auf denen aktuell der Notfahrplan gilt, die Busse wieder regulär fahren.  © FMN | Thorsten Berthold

Bei der Initiative sieht man in dem neuen Notfahrplan im Südharz aber auch Lichtblicke – allen voran, dass er nunmehr auch publiziert worden sei. Unter www.vsninfo.de kann er jederzeit abgerufen werden. Auch im Aushang an den Bushaltestellen, so erklärt Michael Reinboth aus Gesprächen mit dem Verband, sollen Fahrgäste die neuen Informationen erhalten.

Denn bislang hängen noch die alten Fahrpläne in den Kästen, oftmals auch ohne einen Hinweis auf den derzeit geltenden Notfahrplan. So warten Fahrgäste zum Teil auf Busse, die seit Wochen überhaupt nicht mehr fahren. „Dass es erst nach Wochen möglich ist, brauchbare Informationen über das noch vorhandene Angebot zu erhalten, muss man nicht kommentieren. Es spricht für sich selbst und das Leistungsvermögen unseres lokalen ÖPNV“, merkt Michael Reinboth an – aber damit soll jetzt Schluss sein.

Lichtblick bei allen Problemen: Diese Busstrecken werden abends wieder bedient

Positiv wertet der Verkehrsexperte hingegen, dass vorhandene abendliche Einrückfahrten jetzt publiziert würden und somit das Angebot für Walkenried, Wieda und Zorge in diesem Punkt aufgewertet werde. Von Bad Sachsa nach Zorge werden nunmehr Verbindungen um 17 und 19 Uhr gelistet, von Bad Sachsa nach Wieda um 17.30 und 19 Uhr - in beiden Fällen über den Bahnhof Walkenried.

Was ist HATIX?

Das Harzer Urlaubs-Ticket, kurz Hatix, ermöglicht Gästen die kostenfreie Fahrt auf allen öffentlichen Bus- und Straßenbahnlinien in den Landkreisen Harz, Goslar und Göttingen (hier der Altkreis Osterode) sowie auf ausgewählten Linien im Landkreis Mansfeld-Südharz.

Nach Ankunft im Urlaubsort zahlen Gäste ihrem Gastgeber den für den Ort fälligen Kur- bzw. Gästebeitrag. Anschließend erhalten sie ein Ticket-Heft mit einem integrierten Meldeschein/der Gästekarte. Dieses Ticket-Heft gilt zusammen mit dem Meldeschein/der Gästekarte als Harzer Urlaubs-Ticket.

Vom Hatix ausgeschlossen sind Sonderbusse, Anrufsammeltaxi, Anruflinientaxi, Züge im Nah- und Fernverkehr und die Fahrt mit den Harzer Schmalspurbahnen.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage.

Was das eigentliche Angebot betrifft, stellt Reinboth allerdings nüchtern fest: „Für Wieda ist es keines mehr. Obwohl sich das Depot des Unternehmens im Ort befindet, ist es nicht einmal gelungen, Leerfahrten in den Fahrplan zu integrieren, um am frühen Vormittag und gegen Mittag ein zusätzliches Angebot darzustellen“.

Konkret bedeutet dies: Ab 8.28 Uhr fährt werktags bis 12 Uhr kein Bus mehr im Ort. „Auch für die Orte zwischen Bad Sachsa und Bad Lauterberg kann – bei einem Betriebsschluss um 16 Uhr – von einem sinnvollen ÖPNV-Angebot nicht mehr gesprochen werden.“ Selbst ein Minimalangebot zur Absicherung der Daseinsvorsorge biete der neue Notfahrplan für Wieda, Steina, Osterhagen und Bartolfelde nicht mehr und für Walkenried und Zorge nur noch mit sehr starken Einschränkungen.

Forderung aus Walkenried: Wenn Busfahrer fehlen, sollen vermehrt Taxen eingesetzt werden

Neben der Tatsache, dass Tag für Tag herumfahrende, als „Leerfahrt“ oder „Betriebsfahrt“ gekennzeichnete Kurse nicht eingearbeitet worden seien, obwohl Bus und Fahrer ganz offensichtlich da seien, stößt bei der Initiative der Nichteinsatz eines Kleinbusses „mangels Fahrer“ auf wenig Verständnis. Seitens des Zweckverbands wird dies wie folgt kommuniziert: „Sobald wieder zusätzliches Fahrpersonal, zum Beispiel auch für einen Kleinbus, zur Verfügung steht, ist beabsichtigt, den Fahrplan wieder zu verdichten. Darauf wird dann rechtzeitig hingewiesen“, teilt man auf der Homepage mit.

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Für die Initiative zu wenig: „Da muss einfach mehr kommen von einem Zweckverband. Wozu haben wir ihn denn? Wenn das beauftragte Unternehmen nicht in der Lage ist, ein Minimum an Kleinbusfahrten abzusichern, dann muss als Notmaßnahme eben ein Taxiunternehmen beauftragt werden, an bestimmten Wochentagen entsprechende Fahrten im Auftrag des ZVSN durchzuführen. Mit der lapidaren Auskunft, dass es kein Unternehmen gäbe, welches solche Fahrten durchführen kann, geben wir uns nicht zufrieden.“

Verkehrsexperte warnt: Hatix kann im Südharz Probleme bekommen

In der Summe fällt die Bilanz für Michael Reinboth wie folgt aus: Die Einwohnerschaft vor Ort kann für Besuche beim Arzt, für Einkäufe usw. das Angebot vormittags nur eingeschränkt, in Wieda überhaupt nicht nutzen. Aber auch für Gäste, die Hatix nutzen wollen, wird das Angebot nunmehr eingeschränkt. Für den glühenden Hatix-Vorkämpfer Reinboth „ein schwerer Schlag ins Kontor“.

Zwischen den Kurstädten Bad Lauterberg und Bad Sachsa könne man Hatix nicht mehr sinnvoll nutzen – zwischen 15 und 16 Uhr ist Feierabend. „Das Angebot an Samstagen ist nochmals beschränkt worden und nicht mehr der Rede wert. Aus den übrigen Orten kommt man noch in den Harz und zurück, aber es gibt ärgerliche Lücken.“

Ihm sei auch bewusst, dass es natürlich Probleme für das Busunternehmen gebe, Fahrer zu finden. Aber dass man angesichts der Notlage existierende Leerfahrten nicht integriert habe, verwundere. Michael Reinboth fordert deshalb vom ZVSN dringende Nachbesserungen und gegebenenfalls auch die vorübergehende Beauftragung eines anderen Unternehmens mit der Durchführung zusätzlicher Fahrten. „Sonst geht auch Hatix noch den Bach runter.“

ÖPNV-Probleme im Südharz: Was bisher geschah

  • Seit Beginn des neuen Schuljahres 2023/2024 gilt auf den Buslinien 470 (Bad Sachsa – Walkenried – Zorge – Hohegeiß – Braunlage), 471 (Bad Lauterberg – Barbis – Steina – Bad Sachsa) und 472 (Bad Sachsa – Walkenried – Wieda – Braunlage) ein Notfahrplan.
  • Betroffen waren bis zum 25. September insgesamt 38 Fahrten im Verkehrsgebiet der Firma Hahne Reisen im Landkreis Göttingen, die ausfallen oder teilweise mit geänderten oder erweiterten Linienverläufen verkehren.
  • Der Grund für die Probleme ist ein Mangel an Fahrern.
  • Vor allem die Kurzfristigkeit - einen Tag vor Schulbeginn wurde das Problem nach außen kommuniziert - sorgte für Aufregung und Ärger. Zudem gab es einige Probleme bei der Schülerbeförderung, die die Eltern erzürnte.
  • Im Ortsrat Walkenried nahm man sich auf politischer Ebene des Themas an und stellte an den VSN die Forderung, den Normalbetrieb schnellstmöglich herzustellen beziehungsweise zu erklären, ab wann dieser wieder erfolgen werde. Die Gemeindeverwaltung formulierte daraufhin ein Schreiben, das bislang ohne Antwort blieb.

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