Walkenried/Nordhausen. Technischer Defekt kappt die Verbindungen im Südharz - und Bahnreisende stehen in Walkenried im wahrsten Sinne des Wortes im Regen.

„Der Zug mit Ziel in Richtung Nordhausen hält heute nicht in Nordhausen“. Klingt verwirrend? Exakt so ging es Bahnreisenden am 30. August, die von Northeim kommend in Richtung der Rolandstadt unterwegs waren. Aufgrund eines technischen Problems konnte für den gesamten Tag kein Zug zwischen dem Klosterort Walkenried und der Stadt Nordhausen verkehren. In der Summe fielen so 30 Verbindungen über den Tag verteilt in dem Bereich aus, man agierte am Ende gar wie noch zu Zeiten vor der Wiedervereinigung.

Seit dem Morgen des 1. September rollt der Zugverkehr in dem genannten Bereich wieder, wie auch ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte. Michael Reinboth, Sprecher der „Initiative Höchste Eisenbahn für den Südharz“, ist aber weiterhin sauer: Darüber, dass die Deutsche Bahn in einem komplett digitalisierten Bereich einen ganzen Tag lang einen Fehler nicht finden kann – und noch mehr darüber, wie mit den Reisenden insbesondere beim Thema Information umgegangen wurde.

Störung des Zugverkehrs: Unklare Zuständigkeiten verhindern Problemlösung im Südharz

„Dass eine Störung eintritt, zum Beispiel durch Kabeldiebstahl, ist extrem ärgerlich, aber wohl heutzutage nicht zu vermeiden. Aber wie mit der Störung umgegangen wird, wirft einmal mehr ein schlechtes Bild auf die Deutsche Bahn. Die Zuständigkeiten sind derart verzettelt, dass keiner mehr Bescheid weiß und auch niemand Interesse an einer schnellen Beseitigung des Problems hat. Eine einzige Katastrophe“, findet der Verkehrsexperte deutliche Worte.

Er kann dies auch mit Daten hinterlegen: Für die Behebung der Störung ist die DB Netz AG als Betreiber der Eisenbahninfrastruktur zuständig. „Für uns ist da die Niederlassung in Leipzig zuständig“, mit der es, wie Reinboth aus seiner Sicht bilanziert, in der Vergangenheit immer wieder Probleme gab. „Solang es noch das Harz-Weser-Netz gab, lief das deutlich besser, doch das wurde aufgelöst.“ Anders eben beim Team aus Leipzig: „Die haben von allem zu wenig, es reicht nicht für die Besetzung von Stellwerken, aber offenbar auch nicht für eine Störungsbeseitigung.“

Pendelverkehr wie vor der Wiedervereinigung im Südharz

Immerhin: Die DB Regio ließ die Züge zwischen Göttingen bzw. Bodenfelde und Walkenried pendeln. In Walkenried wurde gewendet und wieder zurückgefahren, wie bis zur Wiedervereinigung im November 1989 üblich. „Der Bereich ist noch nicht digitalisiert, ein Vorteil im aktuellen Fall.“

Kein Trost aber für Fahrgäste, die nach Ellrich oder gar Nordhausen wollten bzw. von dort kamen – für sie alle ging nichts mehr.

Alles in allem liefert die Deutsche Bahn ein Bild des Jammers ab.
Michael Reinboth, Verkehrsexperte

Abhilfe konnte hier aus Sicht von Reinboth auch nicht durch Not- bzw. Ersatzverkehr geschaffen werden. Nachdem am Vormittag nichts ging, wurde später ein einzelner Bus eingesetzt. Der Ersatzverkehr mit einem Bus sei aber katastrophal organisiert. „Ein Bus kann maximal jeden zweiten Zug bedienen, wenn überhaupt. Einen zweiten Bus aufzutreiben, war der zuständigen Stelle bei der Bahn, die übrigens in Bremen sitzt, offenbar nicht möglich.“ Insbesondere aufgrund des Mangels an Bussen und Taxen hätte er erwartet, dass mit Hochdruck an der Störungsbehebung gearbeitet werde.

Bahnreisende stehen in Walkenried buchstäblich im Regen

In diesem, aber auch einem anderen Punkt stellt sich für Michael Reinboth die Frage, ob man seitens der Deutschen Bahn überhaupt an einer Lösung solcher Probleme für die Kundinnen und Kunden interessiert sei. Reinboth selbst traf am Morgen des 31. August ab 9 Uhr zahlreiche ratlose Reisende auf dem Bahnhof Walkenried, wie auch um 16 Uhr wieder – die alles einte: Sie hatten keine Informationen. „Die DB Station & Service reiht sich ein in das Bild. Nicht einmal in einer solchen Ausnahmesituation, wo die Kunden in Walkenried stranden und auf Bus oder Zug warten müssen, lässt man den Warteraum des Bahnhofs Walkenried aufschließen, damit die Kunden sich wenigstens einigermaßen geschützt bei dem schlechten Wetter aufhalten können, bis sie abgeholt werden oder zufällig mal ein Bus vorbeikommt.“ Auch Beratung vor Ort gebe es keine.

Das Fazit des Walkenrieders fällt daher hart aus: „Alles in allem liefert die Deutsche Bahn ein Bild des Jammers ab. Das Störungsmanagement ist - die fahrenden Züge ausgenommen - dürftig, das Interesse des Kunden rangiert am Ende der Skala.“

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