London. Erst nach dem Abschlusstraining hatten die VfL-Frauen überhaupt Gewissheit, dass die Anführerin im Champions-League-Halbfinale in London spielen kann.

Den Stellenwert von Alexandra Popp hatten sie schon vor dem entscheidenden Champions-League-Halbfinale hervorgehoben, das die VfL-Fußballerinnen mit 3:2 n. V. für sich entschieden haben. Dass die DFB-Kapitänin dann nach drei Wochen Verletzungspause ein solches Topspiel hinlegt und auch noch die vollen 120 Minuten beim FC Arsenal durchhält, hatte sie sich selbst nicht zugetraut. „Ich war selbst sehr gespannt, wie die Wade hält. Weil ich immer im Laufen war, war’s in Ordnung.“ Dabei hatte sie erst nach dem Abschlusstraining Gewissheit, dass es reichen würde.

Trainer Tommy Stroot meinte hinterher: „Poppi hat die Gabe, so ein Spiel auf der Mentalitätsebene zu lesen. Sie weiß, wann sie den Zugriff braucht, wann sie in der Box sein muss. Gerade vor solchen Kulissen ist sie ein so wichtiger Stabilisator und Faktor, der uns extrem gut tut.“ Und noch dazu strahlte sie extrem viel Torgefahr aus. Im vergangenen Sommer hatte sie auf der Insel bei ihrer ersten EM überhaupt als sechsfache Torschützin geglänzt, jetzt legte sie Jill Roords 1:1 kurz vor der Pause per Kopf auf, nach einer einstudierten Eckballvariante besorgte sie das 2:1 selbst.

Alexandra Popp: „Verdammte Axt, ich kann nicht mehr“

Sie selbst bewertete ihre Leistung dann reichlich unaufgeregt. Dass das Trainerteam ihr nach fast drei Wochen Pause direkt wieder das Vertrauen geschenkt habe, sei nicht selbstverständlich. Dann alles reinzuwerfen „ist meine Aufgabe“. Genau das machte sie, auch wenn es kurz vor dem Ende so aussah, als müsste ihr Coach sie vom Platz nehmen – vor einem möglichen Elfmeterschießen. Aber Popp signalisierte, es geht weiter. Und nach Schlusspfiff? „Ich war unfassbar glücklich, dass das Spiel vorbei ist, natürlich mit dem Ausgang. Mein zweiter Gedanke war: Verdammte Axt, ich kann nicht mehr“, so Popp lachend.

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Es reichte trotzdem noch, um im Anschluss mit dem Team zu feiern. Mit Blick auf das große Endspiel gegen den FC Barcelona sagte die VfL-Anführerin: „Wir wissen, wer auf uns zukommt. Mit etwas Glück sind viele, viele Deutsche da, und die Holländer stehen im Optimalfall auch mal auf unserer Seite. Wir freuen uns brutal, wir haben aber noch das eine oder andere Spiel vor uns. Wir wollen definitiv alles gewinnen – und dann geht’s mit großem Selbstvertrauen nach Eindhoven“