Wolfsburg. Vor allem ein Thema treibt den Coach der Bundesliga-Fußballerinnen des VfL Wolfsburg derzeit um - fürs Pokalfinale und die Saison 24/25

Von Abschlussschwäche zu sprechen, trifft es mit Blick auf die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg nicht ganz. Immerhin hat die Mannschaft von Coach Tommy Stroot 53 Treffer in der laufenden Bundesliga-Saison erzielt. Aber das Verhältnis von Aufwand und Ertrag stimmt einfach nicht. Das kostete den Klub mutmaßlich die Meisterschaft, mindestens aber ein enges Titelrennen bis zum Schluss. Vor dem DFB-Pokalfinale kommt das Thema wieder verstärkt auf den Tisch - und der Wolfsburger Trainer sieht hier auch den Hebel für die kommende Saison.

Der 35-Jährige betont: „Wir haben uns bewusst noch einmal ein paar Daten herausgesucht.“ Und die besagen: „Wir haben die meisten Abschlüsse in den Spielen insgesamt in der Bundesliga und mit den meisten Ballbesitz bis ins letzte Drittel.“ Das deckt sich mit frei verfügbaren Statistiken, wie der von Sports Reference: Demnach kommen die Wolfsburgerinnen auf 626 Chancen in 19 Saisonspielen, gegenüber 530 bei So-gut-wie-Meister Bayern. Sowohl aus dem Spiel heraus als auch bei ruhenden Bällen liegt der VfL deutlich vorne.

Stroot: In diesem Punkt werden die großen Spiele entschieden

Vor allem in den Rückrunden-Spielen in Leverkusen (1:1) und in Hoffenheim (1:2) war die mangelhafte Chancenverwertung der entscheidende Punkt, in Duisburg (4:1) war es am Sonntag gerade noch einmal gutgegangen. Allein mit den fünf Punkten mehr gegen Bayern und die TSG wäre das Titelrennen bis zum Schluss offen. So wird es vermutlich bereits vor dem Pokalfinale am nächsten Spieltag entschieden. Der VfL legt am Freitag, 3. Mai, um 19.30 Uhr gegen den 1. FC Köln vor, die Bayern tags darauf nach. Gewinnen sie, ist ihnen die Schale nicht mehr zu nehmen und sie würden noch einmal reichlich Rückenwind mit ins Pokalfinale gegen den VfL nehmen (9. Mai, 16 Uhr in Köln).

VfL-Trainer Tommy Stroot wird das Thema Torabschlüsse verstärkt angehen; in den zwei Wochen bis zum Pokalfinale und auch darüber hinaus.
VfL-Trainer Tommy Stroot wird das Thema Torabschlüsse verstärkt angehen; in den zwei Wochen bis zum Pokalfinale und auch darüber hinaus. © regios24 | Darius Simka

Im letzten Drittel fehlte den Wolfsburgerinnen zu häufig die Effizienz, und wenn es die nicht ist, dann die Genauigkeit. „Da haben wir ein paar mehr Ballverluste als andere Mannschaften“, so der Coach, der daraus schließt: „Wenn man das sieht, dann machen wir eine ganze Menge richtig. Aber das ist ein Thema, an das wir ran müssen, mit dem die großen Spiele entschieden werden.“ Mehr noch, so Stroot: „Dieser Bereich ist wahrscheinlich der entscheidende Faktor für die Zukunft.“

Der Abgang von Ewa Pajor im Sturm wiegt schwer

Das gilt nicht zuletzt deshalb, weil er in der kommenden Saison auf seine abschlussstärkste Spielerin verzichten muss: Ewa Pajor (13 Bundesliga-Tore) zieht bekanntermaßen ihre Ausstiegsklausel im bis 2025 datierten Vertrag, wechselt für rund 500.000 Euro zum FC Barcelona. Mit Lena Oberdorf geht zudem die torgefährlichste Mittelfeldspielerin (per Ausstiegsklausel zum FC Bayern) und mit Dominique Janssen die torgefährlichste Abwehrspielerin (wechselt nach England/beide vier Treffer).

Ewa Pajor (links) und Lena Oberdorf verlassen den Klub genauso im Sommer wie Dominique Janssen. Bereits im Winter war mit Felicitas Rauch eine Stammspielerin gegangen.
Ewa Pajor (links) und Lena Oberdorf verlassen den Klub genauso im Sommer wie Dominique Janssen. Bereits im Winter war mit Felicitas Rauch eine Stammspielerin gegangen. © regios24 | Darius Simka

Vor allem den Verlust seiner polnischen Toptorjägerin wird der VfL im Kollektiv auffangen müssen. Pajor-Backup Fenna Kalma (drei Saisontore) fehlt noch die Durchschlagskraft, die sie in den vorangegangenen zwei Spielzeiten für Twente Enschede (63 Treffer in 44 Liga-Partien) zeigte. Das überrascht auch Stroot, der sagt: „Wenn ich sehe, welche Qualitäten sie im Training einbringt, dann wundert mich, dass sie noch so wenige Tore erzielt hat. Dennoch hat sie es immer geschafft, uns gut zu tun.“

Sveindis Jonsdottir absolviert wieder Teile des Mannschaftstrainings

Auch Svenja Huth, die jahrelang die rechte Seite beackerte, wird im Zentrum immer wichtiger. Viele entscheidende Impulse des VfL-Offensivspiels gehen von der 33-Jährigen aus, die im Februar ihre Nationalmannschafts-Karriere beendet hatte - und seitdem in neuer Rolle in Wolfsburg aufblüht. Ihr Trainer lobt: „Von ihrem läuferischen Vermögen, von der technischen Qualität, von den Steckbällen, vom Dribbeling - das alles tut uns extrem gut in der Position im Zentrum.“

Svenja Huth blüht beim VfL im Zentrum auf.
Svenja Huth blüht beim VfL im Zentrum auf. © regios24 | Helge Landmann

In den noch zwei Wochen bis zum DFB-Pokalfinale, dem zehnten für die Wolfsburgerinnen in Serie, werden die Wolfsburgerinnen gezielt an ihrer Baustelle Abschlussschwäche arbeiten. „Das ist vielleicht der letzte Entwicklungsschritt“, betont Stroot. Am Mittwoch auf dem Trainingsplatz deutete sich zumindest an, dass sich die Personalsituation wieder entspannen wird: Lena Lattwein ist nach mehr als zweimonatiger Pause wieder komplett dabei, Sveindis Jonsdottirs Schulter geht es nach der Verletzung aus dem Deutschland-Länderspiel besser, sie absolvierte Teile des Mannschaftstrainings, und Marina Hegering ist ins Lauftraining eingestiegen. „Bei allen Spielerinnen gehen wir momentan davon aus, dass das Pokalfinale auch realistisch ist“, sagt der Wölfinnen-Coach.

Mit allzu großen Überraschungen rechnet er in dem Endspiel gegen die Bayern übrigens nicht mehr. „Ich glaube, dafür mögen beide Mannschaften zu sehr die Art und Weise, wie sie spielen“, so Stroot. „Da macht man nichts Verrücktes mehr.“ Beide Teams kennen einander aus dem Effeff. Bei der vom Ergebnis deutlichen 0:4-Niederlage gegen München war Wolfsburg keine vier Tore schlechter. Stroot: „Beide werden die Zeit nutzen, um bestmöglich vorbereitet in die Partie zu gehen.“ Für den VfL bedeutet das vor allem, an seiner Effizienz zu arbeiten.