Wolfsburg. Im Pokal-Halbfinale gegen die SGS Essen überzeugt die Wolfsburg-Kapitänin komplett – danach deutet sie ihren VfL-Verbleib an.

Komisch sei das schon gewesen in der vergangenen Woche, als ihr Name nicht mehr auf der Einladungsliste für die deutsche Nationalmannschaft gestanden hatte. Svenja Huth, die Vize-Kapitänin des DFB, hatte nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation einen Schlussstrich unter das Kapitel Nationalelf gezogen. Sie wollte sich voll und ganz auf den VfL Wolfsburg konzentrieren. Und dieser Plan geht auf. Am Samstagnachmittag, beim 9:0-Torfestival im DFB-Pokal-Halbfinale gegen die SGS Essen, gehörte Huth zu den besten Wolfsburgerinnen. Die Lust am Fußball und offenbar auch die am VfL, scheint sie noch lange nicht verloren zu haben, wie sie nach der Partie andeutete.

Svenja Huth deutet Wolfsburg-Verbleib an

Noch im Dezember hatte das so geklungen: Karriereende, Vereinswechsel oder weiter in Wolfsburg – Huth hatte für sich offengelassen, wie es nach der Saison weitergeht. Ihr Vertrag in Wolfsburg läuft aus. Es liegt vor allem in ihren Händen, ob sie weiter bleiben will. Und danach sieht es nun auch aus. „Ich bin nicht gewillt, meine Fußballschuhe komplett an den Nagel zu hängen. Mit Wolfsburg bin ich in guten Gesprächen, und ich glaube, nicht zu viel zu verraten, wenn ich sage, dass es ganz gut aussieht.“

Ein Herzgruß Richtung Tribüne: Dort unterstützte am Ostersamstag gegen Essen auch erstmals Söhnchen Emil seine Mama Svenja Huth.
Ein Herzgruß Richtung Tribüne: Dort unterstützte am Ostersamstag gegen Essen auch erstmals Söhnchen Emil seine Mama Svenja Huth. © regios24 | Helge Landmann

Die 33-Jährige hatte offenbar erst einmal schauen müssen, wie sich alles entwickelt. Im September sind sie und ihre Frau Laura erstmals Eltern geworden, seitdem dreht sich im Privaten vieles um Söhnchen Emil, der gegen Essen auch zum ersten Mal live im AOK-Stadion mit dabei war. „Emil hat nicht nur mir, sondern der ganzen Mannschaft Glück gebracht. Von daher war das sehr, sehr schön für mich.“

Huts Nationalmannschafts-Ende „war die richtige Entscheidung“

Und durch ihren Rücktritt im Nationalteam ist Huth nicht mehr so häufig auf Reisen, kann ihren Sohn beim Aufwachsen viel enger begleiten. Die 33-Jährige hatte das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. „Ich bin dankbar für die Reise, die ich hinter mir habe und was ich positiv wie negativ alles erleben durfte. Und genauso positiv bin ich gestimmt, was mich künftig erwartet. Ich gehe da mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber für mich persönlich war es die richtige Entscheidung.“ Wann genau sie der DFB verabschieden wird, ist noch offen, allerdings noch nicht in der gerade begonnenen Abstellungsphase, in der die Mannschaft in die EM-Qualifikation startet. „Es fühlt sich gut an, auch jetzt gerade hier im Verein meine Leistung zu bringen und jetzt vielleicht auch ein paar ruhigere Tage zu haben, mal durchzuschnaufen. Von daher werde ich das natürlich aus der Ferne verfolgen.“

Dieses Tor wollte sie unbedingt: Svenja Huth traf gegen Essen zum 9:0-Endstand.
Dieses Tor wollte sie unbedingt: Svenja Huth traf gegen Essen zum 9:0-Endstand. © regios24 | Helge Landmann

Beim VfL blüht sie nach diesem Schlussstrich zusehends auf. SGS-Trainer Markus Högner lobte die VfL-Kapitänin nach der Partie in den höchsten Tönen, sagte unter anderem: „Svenja Huth, war wirklich überall, sie hat immer wieder angetrieben. Wolfsburg hatte einen hervorragenden Tag.“ Ihr eigener Trainer Tommy Stroot stimmte mit ein, lobte: „Sie tut uns mit dem Ball, aber auch gegen den Ball extrem gut, weil sie viele Meter absolviert und ein Vorbild für alle anderen Spielerinnen ist, wenn sie auch mal 50 Meter nach hinten sprintet, um den Ball noch abzulaufen. Das sind wichtige Momente. Von daher sticht sie da auf jeden Fall momentan heraus, und das freut mich extrem für sie.“ Auch Stroot glaubt, dass der Nationalmannschafts-Abschied wie eine Befreiung gewirkt hat.

Svenja Huth: Voller Fokus auf das Pokalfinale am 9. Mai

Bezeichnend war gegen Essen unter anderem Huths Wille, mit dem sie unbedingt noch ihr Tor erzwang. Es war der Treffer zum 9:0-Endstand in der 89. Minute. Da war schon längst alles klar, und doch wollte sie ihre Leistung unbedingt nach zwei Vorlagen noch mit einem eigenen Treffer krönen. „Wir haben vom Anfang bis zum Ende offensiv wie defensiv wirklich sehr konzentriert gearbeitet, von daher bin ich sehr stolz auf die Mannschaft.“

Chance zur Revanche: Am 9. Mai treffen Svenja Huth und die VfL-Fußballerinnen im DFB-Pokal-Endspiel auf den FC Bayern. München hatte sein Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt nach Elfmeterschießen gewonnen.
Chance zur Revanche: Am 9. Mai treffen Svenja Huth und die VfL-Fußballerinnen im DFB-Pokal-Endspiel auf den FC Bayern. München hatte sein Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt nach Elfmeterschießen gewonnen. © regios24 | Darius Simka

Und so soll es in den kommenden Wochen weitergehen. Die Meisterschaft müssen die Wolfsburgerinnen abhaken, den zehnten Triumph im DFB-Pokal in Serie haben sie vor Augen. Dafür benötigen sie am 9. Mai (16 Uhr) im Endspiel in Köln einen Sieg gegen Top-Konkurrent FC Bayern München (am Ostersonntag 4:2 n. E. gegen Eintracht Frankfurt). Es ist nach 2018 erst das zweite Finale der beiden nationalen Schwergewichte gegeneinander. Nach dem 0:4 im Liga-Topspiel bekommt der VfL in der Domstadt die Chance zur Revanche.

Ein Finalsieg wäre der 50. Erfolg in Serie für die Wolfsburgerinnen in diesem Wettbewerb, der den zehnten Cup-Triumph in Folge bedeuten würde. Diese außergewöhnliche Serie sei „sehr besonders“, so Huth: „Wir haben in der Bundesliga noch unsere Hausaufgaben zu machen. Aber sehr realistisch wird das nicht mehr sein. Und von daher richtet sich unser voller Fokus auf den Pokal, um die Serie nicht reißen zu lassen. Und da sind wir auch voll motiviert.“ Nicht zuletzt Huth selbst, die in den vergangenen Wochen bei den Wolfsburgerinnen vorneweg geht – und das aller Voraussicht nach auch in der neuen Saison tun wird.