Wolfsburg. Sportdirektor Schindzielorz suchte lange seine Rolle im Klub. Er ist ein Kandidat auf Schäfers Nachfolge, aber es gibt mehr.

Die Worte des Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Witter waren eindeutig. „Ich halte es weiterhin unverändert für sinnvoll, drei Geschäftsführer zu haben“, sagte der oberste Kontrolleur des VfL Wolfsburg vor einer Woche. Da hatte der Fußball-Bundesligist gerade die sofortige Trennung von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer bekanntgegeben. Eine Nachricht, die den ganzen Klub erschütterte, nun aber so langsam die Frage nach einem möglichen Nachfolger aufwirft.

Schäfer war das Gesicht des VfL und mehr als ein Jahr auch der Fußball-Boss der Grün-Weißen. Es sind also große Fußstapfen, die ausgefüllt werden müssen, auch wenn sich die sportliche Bilanz dieser Saison mehr und mehr zu einem Fiasko zu entwickeln droht. Fünf Spiele hat Trainer Ralph Hasenhüttl mit seiner Mannschaft noch Zeit, das Worst-Case-Szenario Abstieg zu vermeiden. Seine Spieler und er sind da in erster Linie gefordert. Doch gleichzeitig rückt auch ein Mann in den Fokus, der bisher beim VfL klar im Schatten Schäfers stand: Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

Schindzielorz darf hoffen und bangen

Der 45-Jährige, der vor einem guten Jahr diesen Posten unter Schäfer übernahm, muss den VfL nach dem Abgang seines Vorgesetzten nun durch den Abstiegskampf führen. Wie diese Herausforderung ausgeht, wird auch entscheidend für die persönliche Zukunft des Wolfsburger Meisterspielers von 2009 sein. Schindzielorz darf dabei hoffen und muss gleichzeitig bangen. Einerseits ist er einer der Kandidaten auf die Schäfer-Nachfolge in der Geschäftsführung, andererseits muss er sich als Mitverantwortlicher auch für die schwache Saison der Wölfe rechtfertigen.

Vor einer Woche sagte Witter zwar, dass „Sebastian Schindzielorz ein hervorragender Fachmann“ sei und „selbstverständlich einer der Kandidaten, der auf der A-Liste steht“, doch die Favoriten auf die Schäfer-Nachfolge sind nach Informationen unserer Zeitung andere. An erster Stelle wird hierbei Fredi Bobic genannt. Der ehemalige Nationalspieler hat als Bundesliga-Manager unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei Eintracht Frankfurt war er ein Teil eines erfolgreichen Teams, das mit dem Trainer Niko Kovac 2018 den DFB-Pokal gewann. In Stuttgart war seine Bilanz dagegen durchwachsen und bei Hertha BSC wurde Bobic bereits nach eineinhalb Jahren im Januar 2023 entlassen. Ein halbes Jahr später stiegen die Berliner in der 2. Liga ab.

Bobic hat die besten Chancen, Hecking ist eine Idee

Trotzdem hat Bobic aktuell die besten Chancen, Schäfer beim VfL zu beerben. Eine lose Kontaktaufnahme soll bereits stattgefunden haben. Und auch der ehemalige Stürmer soll sich prinzipiell mit einer Aufgabe in Wolfsburg anfreunden können. Bei den Grün-Weißen werden aber noch weitere Namen gehandelt. So soll auch Horst Heldt auf der Wolfsburger Kandidaten-Liste stehen. Der 54-Jährige sammelte als Funktionär beim VfB Stuttgart, FC Schalke 04, Hannover 96 sowie beim 1. FC Köln Erfahrungen. Die Meisterschaft 2007 mit den Stuttgartern war sicherlich der Höhepunkt dieser Karriere, bei seinen späteren Stationen agierte Heldt aber nicht immer glücklich.

Gehandelt wird beim VfL auch ein alter Bekannter, Fabian Wohlgemuth. Doch der ehemalige NLZ-Leiter wird sehr wahrscheinlich in Stuttgart bleiben. Seine Beförderung vom Sportdirektor zum Sportvorstand bei den Schwaben steht kurz bevor. Und es ist kaum zu erwarten, dass Wohlgemuth den gerade erfolgreichen VfB für den kriselnden VfL verlässt. Neben ihm gibt es aber noch einen anderen Kandidaten mit Wolfsburger Vergangenheit - wenn auch nur mit Außenseiter-Chancen. So soll Dieter Hecking, der den VfL als Trainer 2015 zum Sieg im DFB-Pokal und im Supercup führte, vor einem Jahr neben Schindzielorz einer der Kandidaten für den Sportdirektor-Posten gewesen sein. Im Moment ist Hecking Sportvorstand beim Zweitligisten Nürnberg, mit überschaubarem Erfolg. Aber er genießt vor allem bei den VfL-Fans noch einen guten Ruf und kennt die Gegebenheiten im Klub.

Schindzielorz muss an Profil gewinnen

Und Schindzielorz? Der muss wohl erst einmal sehen, dass er als Sportdirektor mehr Profil gewinnt. Unter Schäfer trat der ehemalige Mittelfeldspieler nur sehr verhalten in Erscheinung, suchte lange nach seiner Rolle im Klub. Das und die schlechte sportliche Lage hat die Anzahl seiner Anhänger im Aufsichtsrat nicht erhöht. Doch das Schäfer-Aus könnte nun dafür sorgen, dass Schindzielorz sich stärker profilieren kann. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt sein Ex-Klub VfL Bochum in die VW-Arena. Ein Sieg würde den Wolfsburgern im Kampf um den Klassenerhalt sehr weiterhelfen und Schindzielorz‘ Position im Rennen um die Schäfer-Nachfolge sicherlich nicht verschlechtern.

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