Wolfsburg. Der Fußball-Bundesligist legt seine Inkonstanz auch unter dem neuen Trainer Ralph Hasenhüttl nicht ab. Droht ein Endspiel gegen Mainz?

Es sollte eigentlich alles gut werden beim VfL Wolfsburg. Ralph Hasenhüttl wird es schon richten, so die Hoffnung von Verantwortlichen und Fans nach der zu späten Trennung des Vereins von Chefcoach Niko Kovac. Und dann fing auch gleich alles so gut an mit dem neuen Trainer. Der 2:0-Auswärtserfolg bei Werder Bremen ließ manch einen Anhänger schon gleich wieder träumen: Geht da doch noch etwas Richtung Conference League? Sind ja nur ein paar Pünktchen zu Platz sieben. Und dann der starke Start gegen Mönchengladbach am Sonntagabend. Ridle Bakus Führungstreffer, der Ball lief mit neuer Lockerheit durch die Reihen der Grün-Weißen. Ein Tag später ist die Welt der Wölfe eine andere. Das Spiel nach der Pause fahrlässig hergeschenkt. Der Abstand zum Relegationsplatz auf fünf Punkte geschrumpft. Die harte Realität: Abstiegskampf.

Wie konnte das nur passieren? Die Frage dürfte auch einen Tag nach der 1:3-Pleite gegen die in den ersten 45 Minuten so harmlosen Fohlen noch immer in den Köpfen der Wolfsburger Spieler gehangen haben. Die Mannschaft hatte das Spiel eine Hälfte lang im Griff. Sicher, sie bot keinen Hurra-Fußball, aber den erwartete auch keiner. Aber einen kompletten Bruch im Spiel auch nicht. VfL-Kapitän Maximilian Arnold brachte es nach der Partie kurz und knapp auf den Punkt. „Aufgehört zu spielen“, fasste er seinen Erklärungsversuch in drei Worte, die jedem Wölfe-Anhänger weh tun müssen.

VfL Wolfsburg verspielte in der Bundesliga schon 23 Punkte nach Führungen

Arnold gehört zu den Routiniers im Team und ist eigentlich immer da, wenn eine bittere Wahrheit ausgesprochen werden muss. So war es bereits in den vergangenen Wochen und Monaten, als es unter Kovac nicht lief. Manchmal schien auch der 29-Jährige mit seinem Latein am Ende zu sein, wenn es unnötige Niederlagen zu erklären galt. Schließlich wurde es über die gesamte Saison hinweg fast schon zu einer ungeliebten Gewohnheit, dass die Mannschaft nur auf einer Teilstrecke überzeugte. Und zwar meist in der ersten Hälfte. Und dann verpasste sie es, eine Führung auszubauen und den Dreier unter Dach und Fach zu bringen. Nicht zuletzt liegt der VfL im Ranking jener Bundesligisten, die die meisten Punkte nach Führungen verspielten, mit 23 Zählern auf Rang zwei – hinter Mönchengladbach.

Die Gäste taten der Hasenhüttl-Elf aber am Sonntag nicht den Gefallen, die Begegnung nach ihrem 2:1-Führungstreffer noch einmal aus der Hand zu geben und die eigene Negativstatistik auszubauen. Allerdings vermochten die Hausherren auch nicht, den entsprechenden Druck auszuüben. Die beiden Gegentreffer schienen den VfL-Akteuren den Stecker gezogen zu haben. Der neue Mut war wie weggeblasen, die alte Verunsicherung wieder da. Der Ball lief ganz anders durch die Reihen als noch zu Beginn. Die Dynamik weg, die Beine wie gelähmt. Kein Mut mehr, keine Dynamik, und fast schon war sie spürbar: die Angst vor einer erneuten Niederlage, einem Rückfall ins alte Muster.

Maximilian Arnold will mit dem VfL Wolfsburg die Relegation vermeiden

„Vielleicht haben wir angefangen, nachzudenken“, rätselte Arnold. Vielleicht habe man auch einfach nur falsche Entscheidungen getroffen, vermutete er und wirkte so ratlos wie schon mehrfach in dieser Saison. Wie soll man auch erklären, was eigentlich kaum erklärbar ist? „Wir sind ja auch nur Menschen“, versuchte er seine Teamkollegen zu verteidigen. Keiner gehe ins Spiel rein und wolle verlieren. Irgendwie sei das alles symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf. Nur in einer Sache ist der Kapitän ganz klar: Relegation? „Ich will‘s nicht haben“, sagt Arnold mit Blick auf die schwierigen Erlebnisse aus den Spielzeiten 2016/17 und 2017/18.

Ridle Baku, der vor allem im ersten Durchgang frisch aufgespielt hatte und bester Wolfsburger war, zögerte ein bisschen bei der Frage, ob die für das Ziel Europa zusammengestellte Mannschaft denn auch wirklich für den Abstiegskampf gemacht sei. „Schwer zu beantworten“, meinte er schließlich. Es sitze in jedem Fall keiner in der Kabine und träume von der Europa League, so der Torschütze. Er selbst habe in Mainz erlebt, wie es ist, gegen den Abstieg zu kämpfen. „Jetzt zählt nicht, wie talentiert eine Mannschaft ist, sondern nur, wie sehr man die Spiele gewinnen will“, erklärte er. Man müsse jetzt zusammenrücken, noch einmal die Sinne schärfen für die Situation. Jetzt sei es egal, wie man spiele. Hauptsache, man hole Punkte.

Hasenhüttl: Mannschaft kann derzeit keinen Gang höher schalten

Hasenhüttl indes ist ebenfalls sicher, dass sich die Spieler der Situation bewusst sind. „Ich muss ihnen keinen Abstiegskampf beibringen“, erklärte er auf die Frage nach der Fähigkeit des Teams, in der vielleicht künftig extrem nervenaufreibenden Situation zu bestehen. „Ich muss ihnen beibringen, solche Spiele ausgeglichener zu gestalten. Und vor allem in der zweiten Halbzeit gegenzuhalten und Spiele zu gewinnen, die so eng sind.“ Den nächsten Schritt tun und nochmal einen Gang höher schalten, das könne die Mannschaft offenbar derzeit noch nicht.

Das könnte aber in den letzten sechs Partien noch einmal nötig sein. Schließlich kommt nach dem Leipzig-Auswärtsspiel am Samstag der VfL Bochum mit neuem Trainer in die Volkswagen-Arena. Zu Hause geht es dann noch gegen Schlusslicht Darmstadt und am letzten Spieltag gegen Mainz 05. Es könnte noch verdammt eng werden für den VfL – zumindest, wenn es die Mannschaft weiterhin nicht schafft, ein Spiel auf konstantem Niveau zu Ende zu bringen.

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