Braunschweig. Der Kapitän lieferte erneut eine starke Leistung ab. Seine Schwächephase scheint überwunden. Für die Eintracht kann das ein weiterer Trumpf sein.

Für einen kurzen Moment unterbrach Jannis Nikolaou am Samstagnachmittag das Interview. In den Katakomben des Stadions an der Bremer Brücke nahm er sich die Zeit für eine Umarmung und gegenseitige Respektsbekundungen mit einem Kollegen. Robert Ivanov hatte dem Kapitän zu dessen gutem Spiel beim 3:0-Erfolg gegen den VfL gratulieren wollen. So viel Zeit muss sein. Ivanov war in zivil mit nach Osnabrück gereist. Seine Gehirnerschütterung aus dem Derby war noch nicht auskuriert. Nikolaou vertrat ihn in der Innenverteidigung, lieferte erneut eine starke Leistung ab – und setzte damit ein weiteres gutes Zeichen für den Saisonendspurt.

Denn wochenlang wirkte der 30-Jährige zunächst verunsichert und spielte dann im System von Trainer Daniel Scherning keine Rolle mehr. „Von dem einen oder anderen“ sei er in dieser Phase schon „totgeschrieben“ worden. Hängengelassen habe er sich aber nie. „Ich weiß, was ich kann, und habe immer Gas gegeben und meinen Teil für die Mannschaft beigetragen“, sagte Nikolaou.

Jannis Nikolaou kommt bei Eintracht Braunschweig stark zurück

Und plötzlich war er wieder da. Das Credo des „niemals Aufgebens“ verkommt immer mal wieder zur abgegriffenen Floskel. In diesem Fall aber nicht. Schon beim 5:0-Kantersieg gegen Elversberg und auch im Derby gegen Hannover durfte Nikolaou wieder ran. Und er machte seine Sache gut – wenn auch nicht auf seiner Stammposition.

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Denn in diesen Partien lief er nicht im defensiven Mittelfeld auf, sondern in der Innenverteidigung. Dort vertrat er Ivanov. Diesen finnischen Nationalspieler, der mit seiner Cleverness und Zweikampfstärke ein wichtiger Faktor für die wiedererstarkte Abwehr der Eintracht war. Einen solchen Spieler ersetzen? Das wird schwierig. Nikolaou gelang es – auch in Osnabrück.

Daniel Scherning lobt seinen Kapitän

Der Routinier fügte sich nahtlos ein an der Seite von Ermin Bicakcic und Hasan Kurucay, gewann gegen die Lila-Weißen satte 83 Prozent seiner Zweikämpfe. Und: „Man sieht dann auch, wie gut es uns tut, dort einen linken Fuß zu haben. Du hast mehr Möglichkeiten in der Spieleröffnung, bist variabler, schwieriger zu pressen. Es war eine gute Leistung von Jannis“, befand Scherning.

Ganz ungewohnt ist die Position im Deckungszentrum für Nikolaou aber nicht. Auch bei der Eintracht hat er sie früher schon ein paar Mal bekleidet. In seinen Jugendteams hat er erst in der Innenverteidigung gespielt, bevor er zum Sechser umerzogen wurde. Was er damals wahrscheinlich noch nicht hatte: die Nervenstärke. Nicht unbedingt auf dem Platz, aber daneben. Jene Nervenstärke, die es braucht, um auch persönliche Täler zu durchschreiten.

Jannis Nikolaou: „Als Spieler willst du diese letzten Spiele machen“

In dieser Saison scheint ihm das gelungen. Marvin Rittmüller jedenfalls kam nicht umhin, Nikolaous Leistungen der vergangenen Wochen hervorzuheben: „Er hat uns einfach die ganze Saison weiter gepusht hat, obwohl er lange nicht gespielt hat. Dann kommt er rein und man hat das Gefühl, der Typ hat in dieser Spielzeit schon 34 Spiele gemacht.“

34 Spiele werden es für den Deutsch-Griechen in dieser Saison nicht mehr werden. Es ist aber gut möglich, dass noch ein paar weitere dazukommen. „Als Spieler willst du diese letzten Spiele machen. Ich bin auch in eine sehr gefestigte Mannschaft gekommen und versuche zu helfen – auch auf einer Position, auf der ich zuletzt nicht so viel gespielt wird. Aber das kann ich auch“, sagte Nikolaou. Der Kapitän hat sich zurückgemeldet. Und das kann in einem engen Abstiegskampf ein weiterer Trumpf für die Braunschweiger sein.

Ein weiterer Trumpf für Eintracht Braunschweig?

Scherning hat jetzt nämlich die Qual der Wahl. Sobald Ivanov wieder vollständig fit ist, jedenfalls. Die eingespielte Achse bestehend aus dem Finnen, Bicakcic und Kurucay hat die Eintracht-Defensive zur besten der Zweitligarückrunde gemacht. Auf der anderen Seite bringt Nikolaou ein weiteres Element mit. Auch die Fähigkeiten im Spielaufbau, die er als Sechser erlernt hat, können nützlich sein. Vielleicht ja auch noch mal im defensiven Mittelfeld.

Wo im taktischen Konstrukt er wirken darf, ist Nikolaou wahrscheinlich relativ egal. „Vielleicht stehe ich jetzt wieder auf dem Platz – darüber wäre ich happy, weil ich lange genug zugesehen habe“, sagte er. Die Eintracht-Profis jedenfalls lassen sich in dieser Spielzeit nicht hängen. Auch nicht gegenseitig. Eine kurze Umarmung in den Katakomben ist dafür schon Beweis genug.

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