Osnabrück. Im April 2021 gewann Braunschweig in Osnabrück und stieg am Ende ab. Diesmal gab‘s ein 3:0. Warum ist drei Jahre später alles anders?

Erst seit ein paar Wochen ist Peter Schillings „Major Tom“ wieder in aller Munde. Der Hit aus der Neuen Deutschen Welle hatte als Untermalung für den sportlichen Aufschwung der Nationalmannschaft hergehalten. Am Samstagnachmittag schallte er nach Eintrachts 3:0 (2:0)-Sieg gegen den VfL Osnabrück auch durch die Katakomben des Stadions an der Bremer Brücke – begleitet vom ausgelassenen Gegröle der Braunschweiger Zweitliga-Fußballer.

Dank der drei Punkte beim Tabellenletzten hat sich das Team von Cheftrainer Daniel Scherning vier Spieltage vor dem Saisonende eine ordentliche Ausgangsposition erarbeitet. Doch noch warten mit dem Hamburger SV, Greuther Fürth, Wehen Wiesbaden und Kaiserslautern harte Brocken auf dem Weg zu einer weiteren Saison im Unterhaus. Die Ausgangssituation erinnert in Grundzügen an die Saison 2020/21.

Eintracht Braunschweigs Trainer glaubt fest an Klassenerhalt: „Weil wir‘s können“

Seinerzeit gewann Braunschweig sechs Spieltage vor dem Saisonende deutlich in Osnabrück. Martin Kobylanski und Suleiman Abdullahi trafen je zweimal. Doch danach holte das Team unter dem damaligen Trainer Daniel Meyer nur noch zwei Punkte gegen starke Gegner und Kontrahenten aus dem Keller und stieg am Ende verdient ab. Angesprochen auf diese Parallele und mögliche Gründe, warum es diesmal keinesfalls zu einem solchen Szenario kommt, sagte Scherning ansatzlos: „Weil wir‘s können.“

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Der 40-Jährige hatte die Eintracht Anfang November mit 5 mickrigen Punkten übernommen. Mittlerweile hat das Team 34 Zähler angesammelt. Das hängt einerseits mit dem Fußball-Stil zusammen, den der Coach seinen Spielern eingeimpft hat, aber andererseits auch mit einer inneren Überzeugung und Widerstandsfähigkeit, die Spieler und Trainer in Wechselwirkung aufeinander übertragen.

Osnabrücks Christian Conteh (unten) zeigt sich enttäuscht nach dem Gegentreffer zum 0:1 durch Braunschweigs Torschützen Anton Donkor (rechts).
Osnabrücks Christian Conteh (unten) zeigt sich enttäuscht nach dem Gegentreffer zum 0:1 durch Braunschweigs Torschützen Anton Donkor (rechts). © dpa | Friso Gentsch

Warum solle er nach diesem Sieg ein anderes Gefühl haben, fragte Scherning zurück. Die Mannschaft gebe ihm jeden Tag, jede Woche ein gutes Gefühl. „Ich habe eine brutale Überzeugung von der Qualität dieser Mannschaft, dass wir den Klassenerhalt schaffen, den am 5. November niemand für möglich gehalten hatte“, verdeutlichte der gebürtige Paderborner. Auch sein Kapitän brach eine Lanze für das Team. Jannis Nikolaou verpasste zwar damals das 4:0 wegen einer Corona-Infektion, war aber einer der wenigen Leistungsträger in einer Truppe von Einzelgängern.

„Die Teamchemie, das Team an sich ist ganz anders. Das kannst du nicht vergleichen. Wenn man merkt, wie wir zusammenstehen, wie wir uns pushen, egal in welcher Situation. Wir hatten auch schwierige Phasen, aus denen wir gestärkt herausgekommen sind. Diese Mannschaft hat so viel Charakter, so viel mentale Stärke. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir die nötigen Punkte noch einfahren werden“, ordnete der wiedererstarkte Defensiv-Allrounder ein.

Anton Donkor, Rayan Philippe und Johan Gómez treffen für Eintracht Braunschweig

Diesmal sorgten Anton Donkor (9.), Rayan Philippe (40.) und Johan Gómez (60.) immer zur richtigen Zeit für die Treffer und unterbrachen die Osnabrücker Druckphasen. Scherning befand nach dem dennoch hart erkämpften Erfolg vor 15.741 Zuschauern: „Draußen hat es sich schon so angefühlt, dass der Sieg verdient und souverän war, aber wer weiß, was passiert, wenn wir direkt nach dem 1:0 ein Gegentor kassieren.“ Torhüter Ron-Thorben Hoffmann rettete zweimal überirdisch stark gegen Robert Tesche und Erik Engelhardt und blieb dank des verschossenen Elfmeters von Kwasi Wriedt zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentreffer.

Osnabrücks Torwart Philipp Kühn (M) kassiert den Treffer zum 0:3 durch Braunschweigs Torschützen Johan Gomez (l).
Osnabrücks Torwart Philipp Kühn (M) kassiert den Treffer zum 0:3 durch Braunschweigs Torschützen Johan Gomez (l). © dpa | Friso Gentsch

Scherning hatte diese Szenen noch im Kopf, ärgerte sich außerdem minimal, dass seine Mannschaft ihre Chancen auf weitere Tore nicht konsequent nutzte. Trotzdem hatte er eine gute Mannschaftsleistung gesehen: „Wir sind fünf Kilometer mehr gelaufen als der Gegner. Wir haben all das gemacht, was du machen musst, um in so einem Moment an der Brücke zu bestehen. Wir waren intensiv, wir waren zweikampfstark. Wir waren hinten gut, bis auf diese drei Momente.“ Doch die überstand das Team schadlos. Und durfte am Ende feiern.

Im Refrain des angespielten Schilling-Songs heißt es übrigens „Völlig losgelöst von der Erde ...“ und so weiter. Nun ja, völlig losgelöst hat sich die Eintracht mit dem Sieg in Osnabrück noch nicht vom Abstiegskampf. Aber sie hat die Chance, ihn in den nächsten Spielen zu vergolden, um in einem günstigen Fall am letzten Spieltag gar nicht mehr zittern zu müssen.

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