Braunschweig. Die Gegner haben sich besser auf Braunschweigs Konter eingestellt, viele wichtige Parameter wurden schwächer. Das ergibt eine Datenanalyse.

Der 21. Spieltag markierte einen ersten Wendepunkt unter der Leitung Daniel Schernings. Der Trainer hatte gerade seine Eintracht zu einem 2:0-Erfolg über den Karlsruher SC geführt und die direkte Abstiegszone verlassen. Doch dann setzte eine erste Delle unter seiner Führung ein. Aus den nächsten vier Spielen gab es nur noch einen Punkt. Und die Leistungskurve verlor an Dynamik. Es wirkte zumindest so. War es auch faktisch laut den Daten so?

Die Analyse des Datenanbieters „Ballorientiert“ zeigt an Details, warum es für die Eintracht gegen St. Pauli, Hertha, Nürnberg und Rostock nicht mehr so gut lief wie zuvor. Ein Kernpunkt: das Umschaltspiel. Es gab weniger Pässe hinter die gegnerische Abwehrkette. Waren es bis nach dem Karlsruhe-Sieg noch 2,5 pro Partie, sank die Zahl dann auf 1,5. Warum? Die Gegner stellten sich auf die Braunschweiger Konter ein, verteidigten aus einer tieferen Haltung heraus und gaben den schnellen Umschaltspielern wie Rayan Philippe weniger Raum zum Einlaufen.

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Der Ballbesitzanteil der Braunschweiger stieg auf 46 Prozent an

Vier Konter-Angriffe und 2,3 -Abschlüsse gab es im Schnitt zwischen den Spieltagen 16 bis 21, also in dem Zeitraum von Schernings Übernahme bis nach dem KSC-Spiel. Danach waren es nur noch 1,3 Konter pro Spiel und 0,75 Abschlüsse nach Gegenstößen. Eine klare Tendenz.

Die Konter-Stärke nahm also klar ab. Die Gegner hatten sich darauf eingestellt und sich selbst tiefer im Feld positioniert. Zudem überließen sie der Eintracht häufiger den Ball. Vor allem Hertha, Nürnberg und Rostock sind Teams, die selbst nicht unbedingt den Ball am Fuß brauchen, um das Spiel zu gestalten. Somit stieg der Ballbesitzanteil der Braunschweiger in der Phase nach dem Karlsruhe-Spiel an. Von 42 auf 46 Prozent.

Muss am Ballbesitzspiel feilen: Eintrachts Trainer Daniel Scherning.
Muss am Ballbesitzspiel feilen: Eintrachts Trainer Daniel Scherning. © regios24 | Darius Simka

Nur: Aus dem Ballbesitz heraus konnte Schernings Team weniger Gefahr erzeugen als aus dem Konterspiel. Der Anteil an Vertikalpässen nahm ab (von 44 auf 38 Prozent). Im Gegenzug stieg die Querpass-Häufigkeit von 114 auf 152 pro Partie. Das bevorzugte schnelle Vertikalspiel durchs Zentrum kam weitaus seltener zum Vorschein, und im Ballbesitz wurde es für die Blau-Gelben schwieriger, in torgefährliche Räume zu kommen. Es gab weniger Abschlüsse (erst 13 pro Spiel, dann 10) und mehr Flanken (erst 13, dann 17), die aber oftmals zu unpräzise waren und selten Abnehmer fanden.

Da die Braunschweiger nun häufiger den Ball hatten und die Gegner sich abwartender positionierten, schaffte Schernings Mannschaft auch weniger Balleroberungen (79 zu 94). Somit konnte sie die Gegner seltener in defensiver Unordnung erwischen. Die eigene Laufleistung sank zudem erheblich von 119,1 auf 115,5 Kilometer pro Spiel. Grund: Als balljagende Mannschaft läuft man natürlich mehr denn als ballführende.

Daniel Schernings Mannschaft war deutlich konteranfälliger

Der Datenanbieter „Ballorientiert“ mutmaßt aufgrund der Zahlen: „Es könnten durch den höheren Ballbesitzanteil ein paar Prozentpunkte im Spiel gegen den Ball gefehlt haben.“ Denn die Werte der geführten Zweikämpfe (erst 203, dann 176) und Klärungsaktionen (erst 20, dann 14) sind stark zurückgegangen.

Weil Eintracht in dieser Phase nun auch häufiger den Ball hatte und mehr Initiative im Spiel ergreifen musste, stand die eigene Abwehrkette höher im Feld (vorher 25,3 Meter im Schnitt, dann 26,7 Meter). Dadurch gab es für die gegnerischen Mannschaften mehr Möglichkeiten, hinter die Braunschweiger Kette zu kommen. Das belegen die Daten eindrucksvoll: Während der erfolgreichen Serie rund um den Jahreswechsel ließen die Blau-Gelben keinen Pass hinter die Abwehr zu, in den Spielen gegen St. Pauli, Hertha, Nürnberg und Rostock waren es deren sechs. Heißt auch: Nach eigenen Ballverlusten war Schernings Mannschaft deutlich anfälliger für gegnerische Konter.

Rayan Philippe erzielte in Paderborn den 2:1-Siegtreffer für Eintracht.
Rayan Philippe erzielte in Paderborn den 2:1-Siegtreffer für Eintracht. © dpa | David Inderlied

Dennoch war auch in den vier Spielen ohne Sieg nicht alles schlecht. Die erste Hälfte gegen Hertha war bärenstark, der Auftritt in Hälfte 2 in Nürnberg ebenfalls ordentlich. Auch gegen Rostock hätte es mit mehr Konsequenz zu einem Tor und einem Punkt reichen können.

Daher verfiel der Trainer in Paderborn nicht in Aktionismus, sondern blieb seiner grundsätzlichen Linie treu. Mit Erfolg. Der 2:1-Sieg in Ostwestfalen war wohltuend für die blau-gelbe Seele und für den Tabellenstand. Denn die wichtigste Zahl dieser Saison weist die Braunschweiger als ernstzunehmenden Kandidaten im Rennen um den Klassenerhalt aus. Die Punktezahl: 27 sind es aus 25 Partien. Das reicht zwar aktuell nur für Platz 17, aber in den verbleibenden acht Spielen kann Schernings Team noch einige Zähler aufsammeln.

Ein paar Stellschrauben müssen gedreht, vor allem das eigene Ballbesitzspiel verbessert werden. Dann können die Daten bei der nächsten Analyse wieder deutlich besser ausfallen. Und der Blick auf die Tabelle auch. Das Paderborn-Spiel war schon ein Lichtblick. Denn das 2:1 durch Rayan Philippe entstand aus einem Ballgewinn und nach einem Konter. Das alte Rezept schmeckt also noch immer.

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