Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Vizekapitän spricht über den Einfluss von Instagram und Co., mentalen Druck – und seine Vertragssituation.

Einfach mal essen, was man möchte, Zeit mit der Familie verbringen, ausspannen. Was für die meisten Menschen nach normalen Optionen klingt, ist Fußball-Profis nur selten vergönnt – vor allem am Wochenenden. Denn da müssen die Kicker in der Regel grätschen, schießen, um Punkte kämpfen. Deshalb wird Robin Krauße die kommenden Tage ganz besonders genießen. Denn da haben die Spieler von Eintracht Braunschweig wegen der Länderspielpause ein paar Tage frei. Das kommt sicherlich gelegen. Denn seit Krauße bei den Blau-Gelben ist, kennt er eigentlich nur das Drama – und das auf verschiedenen Ebenen.

Im Jahr 2021 kam er in die Löwenstadt gewechselt ist. Seit dieser Zeit gab es keine Saison, in der die Blau-Gelben entspannt in Richtung Sommerpause schippern konnten. „Das stimmt. Aber das ist hier wahrscheinlich so. Es ging in den vergangenen Jahren nie ohne Drama“, sagt der 29-Jährige lächelnd. Was für die Anhänger in Braunschweig aber seit vielen Jahren so gewohnt ist wie das Harz-und-Heideland-Lied, bedeutet für die Profis eine besondere Herausforderung. In Kraußes erstem Jahr gab‘s den Zweitliga-Aufstieg vom Sofa aus, weil der Konkurrent aus Kaiserslautern am vorletzten Spieltag überraschend gegen Viktoria Köln patzte. Die Saison darauf war ein 34 Spieltage andauernder Abstiegskampf – mit positivem Ausgang.

Die Anspannung lässt bei Eintracht Braunschweig nicht nach

Und in dieser Spielzeit? Da zeichnet sich erneut ein Herzschlagfinale ab. „Aber dafür ist es trotzdem noch ganz okay. Anfang der Saison war die Situation noch deutlich schlimmer. Daher haben wir jetzt mal positives Drama – zumindest für den Kopf“, erklärt Krauße. Richtig, denn solche Situationen, die Daueranspannung, die Verantwortung wirken auf den Kopf so schwer wie eine deftige Mahlzeit auf den Magen.

Manch einer schwört da auch heute noch auf einen Verdauungsschnaps. Bei den Blau-Gelben müssen freilich andere Hilfsmittel her. Schließlich geht‘s ja um Sportliches. Aber wie geht ein Profi individuell mit herausfordernden Situationen um? Der Vizekapitän hat das für sich erörtert – und einen Entschluss gezogen. Wer zuletzt das Profil des Mittelfeldspielers auf Instagram gesucht hat, lief in die digitale Leere.

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Robin Krauße zieht sich aus den Sozialen Medien zurück

Er hat sich aktuell aus den Sozialen Medien zurückgezogen. „Ich wollte den Fokus auf mich selbst setzen“, sagt Krauße, „ich weiß, dass ich eine Spielweise habe, die manchen Menschen sehr imponiert und anderen nicht. Ich bin nach den Spielen sehr selbstkritisch. Dann aber Kommentare zu lesen und Nachrichten zu bekommen, die dich mitnehmen und nachdenklich machen – das ist eine Sache, von der ich weg wollte.“ Ein Rennen um den Klassenerhalt ist anstrengend. Dafür bedarf es sämtliche Kraft. „Und ich hatte das Gefühl, dass mir die Sozialen Medien viel Kraft geraubt haben“, sagt Krauße.

Kontakt hält er lieber in der realen Welt. Krauße ist ein nahbarer Fußball-Profi. Ein Gespräch hier, ein Gruß dort – oder auch mal ein Getränk mit den Fans. Der gebürtige Rudolstädter mischt sich gerne unter die Anhänger. Und das kommt gut an. „Ich gehe gerne mal in die Wahre Liebe oder in andere Lokalitäten der Stadt“, sagt er und lacht, „wenn ich nach erfolgreichen Spielen in den VIP-Bereich gehe, dann trinke ich mit den Menschen auch mal ein Bier, wenn sie mir eins anbieten.“ In den Austausch kommen, Erfolge gemeinsam feiern, über Niederlagen diskutieren und „den Menschen zu vermitteln, wie es in mir oder im Team aussieht“: Für Krauße gehört das dazu. Denn wer regelmäßig miteinander spricht, kann auch mal das Ventil öffnen – und so verhindern, „dass Missverständnisse entstehen“.

Der Zusammenhalt bei Eintracht Braunschweig ist „kein Alibi“

Auf der Makroebene – also unter Bezugnahme der gesamten Mannschaft – helfen verschiedene Heilmittel. Zum einen wäre da der gute Teamgeist. Der wird von allen im Eintracht-Umfeld stets beschworen und sei laut Krauße „kein Alibi. Ich kenne auch andere Situationen im Fußball, in denen sich das manchmal eingeredet wird, um nach dem letzten Strohhalm zu greifen. Den brauchen wir nicht.“

Zum anderen helfen Erfolgserlebnisse. Die gab es zu Saisonbeginn beinahe gar nicht. Es folgte der Trainerwechsel. Und plötzlich lief‘s. Krauße: „Es ist definitiv kein Nachtreten. Aber uns hat dieser Trainerwechsel unheimlich gutgetan. Unabhängig davon, dass ich Jens Härtel schätze. Wenn du aber nach zehn Spielen und den zwei Spielen nach der Trennung mit fünf Punkten dastehst und anschließend einen Turnaround schaffst, an den außen viele Menschen nicht mehr geglaubt haben, hat das sicherlich etwas damit zu tun.“

Vertrag läuft aus: Wie geht es weiter für Robin Krauße?

An diesem Turnaround war auch Krauße beteiligt. Der Vizekapitän ist aktuell gesetzt – wieder einmal. Und das trotz reichlich Konkurrenz. Im Sommer läuft sein Vertrag in Braunschweig aus. Ob es schon Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit gibt? „Nein, an diesem Punkt sind wir noch nicht. Stand jetzt läuft mein Vertrag am 30. Juni aus. Schauen wir mal, was die nächsten Wochen bringen“, sagt Krauße. Fakt ist: Der Fußballer und seine Familie fühlen sich wohl in Braunschweig.

Erst einmal gilt es, nicht locker zu lassen. Damit die Eintracht und die Fans im Mai etwas zu feiern haben. Gelingt der Klassenerhalt, hätten die Blau-Gelben geschafft, „was uns keiner mehr zugetraut hat. Darauf arbeiten wir alle mit großer Leidenschaft hin.“ Und dann würde es auch mehr als ein Bier mit den Anhängern geben. Und anschließend eine etwas längere Verschnaufpause. Ganz ohne Drama wird es aber wohl auch in diesem Jahr nicht gehen ...

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