Braunschweig. Der Trainer des Fußball-Zweitligisten hat nun einen Vertrag bis 2025. Er will Eintracht entwickeln und bastelt schon am Kader.

Daniel Scherning will gar nicht so richtig über die Nachricht sprechen, die am Donnerstag zwar keine Riesenüberraschung war, aber doch ein deutlicher Fingerzeig für die Zukunft Eintracht Braunschweigs. „Es gibt wichtigere Themen“, sagt der Trainer des Fußball-Zweitligisten zu seiner eigenen Vertragsverlängerung wenige Tage vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC (Samstag, 13 Uhr). Bis zum 30. Juni 2025 gilt sein neues Arbeitspapier – für die 2. und die 3. Liga. Auch Schernings Assistent Andreas Zimmermann band sich langfristig an die Eintracht.

Die Braunschweiger bezahlen nun drei Trainer, deren Kontrakte allesamt bis zum Sommer des nächsten Jahres gelten: Michael Schiele, Jens Härtel und eben Scherning. Dazu noch Härtels Assistent Ronny Thielemann und Ex-Sportchef Peter Vollmann, dessen Vertrag Ende dieses Jahres ausläuft. Das ist kein blöder Zufall, sondern ein Ergebnis fragwürdiger Arbeit in den Gremien des Traditionsklubs. Dafür kann der aktuelle Coach freilich nichts, vielmehr war er es gemeinsam mit der sportlichen Führung um Benjamin Kessel und der Mannschaft, der einen radikalen Stimmungsumschwung herbeiführte.

Daniel Scherning will bei Eintracht Braunschweig weiter gestalten

Nun will Scherning ein Zeichen der Beständigkeit setzten: „Wir wollen weiter entwickeln, weiter gestalten. Dafür brauchst du Leute, die Verantwortung übernehmen. Und dazu war ich bereit.“ Die Liga war dabei erstmal herzlich egal. Schon bei seiner Vertragsunterzeichnung im Herbst ging der 40-Jährige das Risiko ein, eher ein sportlicher Insolvenzverwalter als ein Trainer zu sein.

Dass dieses Szenario abgewendet werden konnte, ist auch sein großer Verdienst. Die Eintracht holte 18 ihrer 23 Punkte in den zehn Spielen unter Scherning. Das Team kletterte auf einen Nichtabstiegsplatz. Das war lange nicht mehr für möglich gehalten worden. Dennoch ist der Weg noch weit für die Braunschweiger. Aber der Coach sagt deutlich: „Ich bin lieber Zweitliga-Trainer als Drittliga-Trainer.“ Er wolle auch im nächsten Jahr Teil dieser Liga sein und möglichst eine andere Rolle spielen als jetzt.

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Selten hat ein Trainer von Eintracht Braunschweig so deutlich sportliche Ansprüche formuliert. Diese selbstbewusste Art kommt auch bei den Fans an. Und nicht nur dort. Sportdirektor Kessel betonte: „Wir waren von Anfang an überzeugt davon, dass Daniel für uns genau der richtige Trainer ist. Diese Einschätzung hat er gemeinsam mit seinem Trainerteam komplett bestätigt.“ Schernings klare fußballerischen Ideen und seine kommunikativen Fähigkeiten seien laut Kessel ein wesentlicher Grund dafür, „dass wir eine realistische Chance besitzen, den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga zu erreichen.“

Eintracht Braunschweig steigt intensiv in die Kaderplanung ein

Der Trainer selbst fühlt sich in diesen Gefilden ebenfalls wohl, nennt das Unterhaus eine „tolle Liga“. Als Assistent von Steffen Baumgart in Paderborn kennt er sie, als Cheftrainer erlebte er ein kurzes Kapitel bei Arminia Bielefeld. Beschreitet er mit Braunschweig einen erfolgreichen Weg, könnte auch er sich noch unmissverständlicher in der Riege der Zweitliga-Trainer positionieren.

Denn das große Ziel Klassenerhalt ist noch ein Stückchen entfernt. Nach dem 34. Spieltag muss die Eintracht mindestens zwei, besser drei Kontrahenten eine Nasenlänge voraus sein. Und schon jetzt will sich der Tabellenfünfzehnte einen Vorsprung verschaffen. „Wir steigen intensiv in die Kaderplanung ein. Für die Jungs unten in der Kabine und auch potenzielle Neuzugänge soll klar sein, wer hier die handelnden Personen sind“, sagt Scherning.

Er fühle sich sehr wohl – mit der Mannschaft, mit dem Trainerteam. Und auch den intensiven Austausch mit Kessel, Sportkoordinator Dennis Kruppke und Philipp Schmidt, dem Leiter der Scoutingabteilung, schätze er. „Auch für mich und meine Familie ist es gut und wichtig zu wissen, wie die nächsten anderthalb Jahre aussehen“, sagt der gebürtige Paderborner.

Auch dessen Vorgänger hatten gehofft, das zu wissen. Härtels Mission endete früh. Schieles Vertrag wurde ebenfalls zum Jahresanfang verlängert. Doch der Alltag holte den Klub bei seiner im Nachhinein kostspieligen Entscheidung ein. Seinerzeit hieß es, der Trainer solle das Vertrauen im Kampf um den Klassenerhalt spüren.

Diesmal ist es ähnlich, aber doch anders, weil Scherning angesichts der Hopp-oder-Top-Situation noch genauer wusste, worauf er sich einlässt. Von daher kam die Verlängerung nicht überraschend. Im November sprachen Klub und Trainer bei fünf Punkten aus 12 Spielen über Liga 2 und 3. „Wenn du das nicht gemacht hättest, wärst du ja bekloppt. Aber jetzt sind wir in einer anderen Position. Und ich muss klarstellen, dass sich meine Situation und meine Denkweise auch jetzt nicht verändern wird. Mein Bestreben ist es, übers Jahr hinaus hier Trainer zu sein.“

So redet Scherning zwar am Donnerstag nicht so besonders viel über die Nachricht des Tages. Das Wichtigste teilt er dennoch auf die ihm eigene Art und Weise mit: klar und deutlich.