Harz. Die traditionellen Harzer Gerichte zeugen von Bodenständigkeit und rustikalem Charakter. Von herzhaft, würzig bis süß ist für jeden Gaumen was dabei.

  • Die Harzer Küche bietet viele lokale Delikatessen
  • Tradition haben nahrhafte Eintöpfe, Süßspeisen und würzige Wurstaufstriche
  • Auch aus experimentellen Kreationen sind regionale Speisen entstanden

Im Harz gibt es nicht nur frische Luft und schöne Natur, sondern auch etwas zum Schlemmen. Die Harzer Küche ist „bodenständig“ und „ehrlich“, wird sich erzählt. Für Schnörkel hat der Harzer Gaumen offensichtlich wenig übrig, dennoch kommt bei einer kulinarischen Reise durch die traditionsreiche Region keine Langeweile auf. Ob rustikal, süß, sauer oder alles auf einmal – der Harz überrascht mit Abwechslung und Experimentierfreude. In der Tat haben es Vegetarier und Veganer nicht leicht im Harz, dennoch lassen einige Gerichte auch eine „tierfreie“ Adaption zu. Viele Lokalitäten bemühen sich immerhin um leckere, pflanzliche Alternativen. Und wer sich fragt, warum der Harz eine Reise wert sein könnte, dann lautet die Antwort: „Äten un Drinken höllt Liew un Seel tausam’n“. Diesen plattdeutschen Satz zitierte auch die Autorin Oda Tietz, die in ihrem Buch „Das kleine Kochbuch aus dem Harz“, während sie über das Wesen der Harzer Küche schreibt. Denn: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“.

Bei „Puppe‘s“ in Braunlage gibt es eine klassische Brotzeit – bodenständig und ehrlich eben.
Bei „Puppe‘s“ in Braunlage gibt es eine klassische Brotzeit – bodenständig und ehrlich eben. © NORDSTADTLICHT.COM | Puppe Braunlage/ Joachim Klaeden

Eine kulinarische Reise durch die Harzer Küche

Jedes Rezept hat eine Geschichte zu erzählen und ist ein Teil der Region. So kann bei jedem Bissen nicht nur genossen, sondern auch einen Einblick in die Geschichte und Kultur des Harzes gewonnen werden. Die ursprüngliche Harzer Küche war dauerhaft geprägt von dem wiederkehrenden Einfluss von Armut und Reichtum, was sich in vielen Speisen noch deutlich widerspiegelt. Wer sich die Freude gönnt, einmal tiefer in die Eigenheiten der Harzer Kulinarik einzutauchen, wird vielleicht Überraschendes entdecken und sich inspirieren lassen, Traditionelles mit Raffiniertem zu verbinden. Also geht es jetzt, zumindest in schriftlicher Form, auf eine kleine kulinarische Reise durch den Harz:

Der Harzer Eintopf „Runx-Munx“ für die kalte Jahreszeit

Ein Fleisch- und Gemüseeintopf oder auch ein „Runx-Munx“ wärmt an kalten Tagen.
Ein Fleisch- und Gemüseeintopf oder auch ein „Runx-Munx“ wärmt an kalten Tagen. © StockFood | PhotoCuisine / Van Leuven, Veigas

Der etwas ungewöhnlich klingende Eintopf ist ein typisches Herbst- und Wintergericht und eignet sich hervorragend, um sich an kalten Tagen aufzuwärmen. In der Harzregion wird „Runx-Munx“ als lokale Spezialität angeboten. Es handelt sich um ein Pfannen- oder Topfgericht, das aus Kraut und Rüben sowie verschiedenen Fleischsorten besteht. Der Name „Runx-Munx“ leitet sich von der Kombination aus „Runx“ (Rübe) und „Munx“ (Zusammengekochtes) ab. Typischerweise wird Schweinefleisch oder Ochsenschwanz in das Gericht gegeben, um es zu einem herzhaften Eintopf zu machen. Dazu kommt die traditionelle Schmorwurst, die dem Gericht eine besondere Würze verleiht. Die Zutaten werden zusammen in einem Topf gekocht, bis sie weich und zart sind und den klassischen „Runx-Munx“-Geschmack ergeben.

Der „Harzer Roller“ - Käse mit penetranter Duftnote

Der „Harzer Roller“: Freund oder Feind?
Der „Harzer Roller“: Freund oder Feind? © Shutterstock / Foxxy63 | Unbekannt

Der Harzer Roller ist ein kleiner, gelber Vogel der seine Bekanntheit im Harzgebirge erlangte. Diese Rasse der Kanarien zeichnet sich durch ihr charakteristisches Aussehen und ihren einzigartigen Gesang aus. Aber, Moment – der „Harzer Roller“ ist auch ein Käse und den meinen wir hier eigentlich. Der traditionelle Sauermilchkäse, der in Form einer Rolle daherkommt, hat einen sehr niedrigen Fettgehalt und viel Protein, was ihn zu dem perfekten, kalorienarmen Snack für Sportler macht. Er ist würzig und hat einen leicht sauren Geschmack. Aber, es ist wohl sein Eigengeruch, der ihn so besonders und unverwechselbar macht. Ob Freund oder Feind, das muss jeder für sich entscheiden. Der kleine gelbliche Käse wird oft auf dunklem Bauernbrot serviert und mit Kümmel verfeinert. Egal zu welcher Jahres- und Tageszeit, die kleine Duft-Granate findet immer ein Plätzchen auf den Harzer Tischen.

Für die würzigen Wurstliebhaber im Harz

Es ist kein Geheimnis: Die Harzer lieben Wurst.
Es ist kein Geheimnis: Die Harzer lieben Wurst. © NORDSTADTLICHT.COM | Puppe Braunlage

„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ – Dieser bedeutende Satz hat schon viele Menschen zur Zeit der neuen Deutschen Welle in den 80ern bewegt. Doch, wer diese Strophe im Harz trällert, wird erkennen, welche Tiefe diese Weisheit wirklich in sich trägt, denn: Was auch immer geschieht, alles wird vergehen. Doch die Wurst wird bleiben! Wir sagen einfach, dass die Harzer ein besonders inniges Verhältnis zu Würsten pflegen. Egal ob Leberwurst, Wild-, Mett-, Schwarten- oder Schmorwurst - sie können einfach nicht genug davon kriegen. Aber was macht die Wurst denn nun zu einer echten „Harzer“ Wurst? Ganz klar: die typischen Würzmittel, wie: Majoran, Senf, Wacholder, Kümmel, Beifuß, Knoblauch, Zwiebeln, Bärlauch und Thymian. Also, es ist wie es ist: „Eine Wurst am Tach hält den Arzt in Schach“ - vor allem, wenn sie so würzig ist wie die der Harzer.

Harzer Experimentierfreude: Schnitzel mit Blaubeeren

Es gibt Menschen, die behaupten, man könne jedes Gericht noch ein bisschen besser machen, indem man einfach ein paar Beeren draufpackt. Aber was ist, wenn man es wirklich auf die Spitze treibt und ein Schnitzel mit Blaubeerschmand kreiert? Ja, Sie haben richtig gehört: Das „Blaubeerschmandschnitzel“ ist ein beliebtes, kulinarische Experiment aus der Harzer Küche. Die Geheimzutat und damit auch ein Harzer-Classic: Der „Schierker Feuerstein“ ist ein Kräuter-Halb-Bitter, der seinen Namen einem Apotheker namens Willy Drube aus Schierke verdankt, der vor über 100 Jahren die perfekte Rezeptur dafür entwickelte.

Das süße Highlight der Region: Der Harzer XL-Windbeutel

Wie vom Himmel gesandt – Ein leckeres Wetterphänomen stellen die Harzer XL-Windbeutel dar.
Wie vom Himmel gesandt – Ein leckeres Wetterphänomen stellen die Harzer XL-Windbeutel dar. © Pixabay | Unbekannt

Es gibt einfach Dinge, die einfach unverzichtbar sind, wenn man den Harz besucht - und zu diesen Dingen gehören zweifellos XL-Windbeutel. Die luftigen Gebilde sind eine wahre Gaumenfreude und für viele Harz-Besucher ein Highlight. Hier wird nicht mit den Teigportionen gegeizt, im Gegenteil: Die Windbeutel sind so groß, dass man fast den Eindruck hat, einen ganzen Kuchen zu essen. Aber was ist das Geheimnis hinter diesen unwiderstehlichen Leckereien? Wahrscheinlich ihre Vielseitigkeit: Man kann sie mit einer Vielzahl von köstlichen Füllungen genießen, von frischen Beeren und Schlagsahne bis hin zu Schokolade und Karamell. Funfact: Es gibt sogar herzhafte Varianten mit Wurst- und Käse-Füllungen.

Ein Harzer Original: „Kukkis Erbsensuppe“

Im Harz kann es auf Wanderungen ganz schön anstrengend werden. Steile Anstiege, unebene Wege und knurrende Mägen können einem schnell den Spaß verderben. Doch zum Glück gibt es eine Lösung: Kukkis mobile Gulaschkanonen und ihre Erbsensuppe. Diese Suppe ist so legendär, dass Wanderer aus der ganzen Welt extra in den Harz kommen, um sie zu kosten – nein, war nur Spaß. Aber lecker ist sie trotzdem und definitiv ein Harzer Original. Ob mit oder ohne Wurst, die Erbsensuppe sorgt für neue Energie und hält lange Zeit satt. An drei verschiedenen Stellen im Harz wirkt die Suppe ihre Magie. Der flüssige Treibstoff kann auch in Braunlage im Supermarkt erworben werden.

Harzer Klumpen: Der beliebte Kloß in vielfältigen Variationen

Klöße oder Klumpe, eins haben sie gemeinsam: Einfach, aber lecker.
Klöße oder Klumpe, eins haben sie gemeinsam: Einfach, aber lecker. © Unbekannt | Pixabay  

Mal ehrlich, wer braucht schon ein teures Gourmet-Essen, wenn man einen ordentlichen „Klump“ haben kann? Er macht glücklich, satt und erinnert einen daran, dass das Leben nicht immer kompliziert sein muss. Außerdem ist er ein Symbol für die Bodenständigkeit und Einfachheit der Harzer Küche. Klümpe, also Klöße, werden häufig aus Buchweizen, Kartoffeln, Mehl oder Brot(resten) geformt. Sie sind süß oder pikant, Einlage in der Suppe oder Hauptgericht: Klümpe gab es in vielen Variationen – sicher nicht zuletzt, weil sie recht nahrhaft und auch als Resteverwertung gut geeignet waren. Lasst uns also seine Klumpigkeit feiern und uns an seinen vielfältigen Möglichkeiten erfreuen. Wer weiß, vielleicht wird der Harzer „Klump“ ja eines Tages das Äquivalent zum fancy Avocado-Toast.

Harzer Tradition: Das Baumkuchenhaus bei Wernigerode

Ein Baumkuchen mit weißer Schokolade überzogen – vielleicht noch einen Tee dazu?
Ein Baumkuchen mit weißer Schokolade überzogen – vielleicht noch einen Tee dazu? © Unbekannt | Schokoladenfestival Wernigerode

Im Harz hat Baumkuchen eine lange Tradition – seit 1749 wird er im Harz hergestellt und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Und wer einen Blick hinter die Kulissen des traditionellen Handwerks werfen möchte, sollte das „Baumkuchenhaus“ am Stadtrand von Wernigerode besuchen. Dort gibt es nicht nur den berühmten Schicht-Kuchen frisch aus der Produktion zu kosten, sondern auch eine kleine Ausstellung. Seit 2014 steht das Unternehmen unter der Leitung von Konditormeister Christian Feuerstack. Ob zum Kaffee, Tee oder Kakao - Baumkuchen ist immer eine köstliche Begleitung. Aber nicht nur das, er ist auch ein kleines, vielfältiges Kunstwerk. Wer den Harz besucht, sollte unbedingt einen Abstecher ins „Baumkuchenhaus“ machen und sich von der Tradition sowie Qualität überzeugen lassen.

Ein Harzer Urgestein: „Hackus und Knieste“

Hackus und Knieste? Hinter diesen skurrilen Namen verbirgt sich ein simples, aber leckeres Gericht. „Knieste“ sind halbierte Kartoffeln, die mit Öl, Salz und Kümmel gewürzt und im Ofen gebacken werden. „Hackus“ hingegen ist Hackfleisch, das entweder roh oder als gebratene Frikadelle oder Fleischbällchen serviert wird. Es gibt tatsächlich unterschiedliche Theorien zur Herkunft des Namens „Knieste“. Eine Möglichkeit ist, dass die kleinen Kartoffeln im Knien geerntet wurden und die halbierten Kartoffeln deshalb an Kniehosen erinnerten. Eine andere Theorie besagt, dass der Name von der Form der Kartoffelhälften stammt, die aufgrund ihrer Rundung an Knie erinnern könnten.

Süßspeise aus altem Brot: „Arme Ritter“ im Harz

„Arme Ritter“ ist die wohl einfachste Süßspeise der Welt.
„Arme Ritter“ ist die wohl einfachste Süßspeise der Welt. © Unbekannt | Unbekannt

Wenn es um den Ursprung von Gerichten geht, ist es oft schwierig, die genaue Herkunft herauszufinden. Obwohl „Arme Ritter“ im Harz eine lange Tradition hat, ist das Gericht auch in vielen anderen Teilen der Welt unter verschiedenen Namen bekannt. In der Schweiz heißt es beispielsweise „Fotzelschnitten“, in Frankreich „pain perdu“ und in den USA und Kanada „French Toast“. Sogar die alten Römer sollen schon gerne Arme Ritter gegessen haben. Die Zubereitung ist denkbar einfach. Man nehme altes Brot, schneide es in Scheiben und weiche es in einer Mischung aus Milch, Eiern, Zimt und Zucker ein. Anschließend wird das Brot in Semmelbröseln gewendet und in der Pfanne angebraten. Fertig sind die Armen Ritter – einfach, schnell und lecker. Und eins steht fest: Arme Ritter ist nicht nur eine leckere Süßspeise, sondern auch ein cleverer Weg, um altes Brot wiederzuverwerten. Und wer weiß, vielleicht waren die alten Römer ja sogar die Erfinder des Upcyclings? „Waste not, want not“ – wer nichts verschwendet, der wird auch nichts vermissen.