Osterode. Ein Wolfsrudel mit Jungtieren ist im Nationalpark Harz gesichtet worden. Was Sie über die Wildtiere wissen müssen und wie Sie sich verhalten sollten.

  • Zwei Wolfsrudel und eine Einzelwölfin im Harz sind bestätigt
  • Schäden: Bislang haben die Wölfe noch keine Nutztiere getötet
  • Wolf im Harz: Für die Menschen besteht keine akute Gefahr

Der Wolf ist im Harz angekommen. Wanderer haben in der Nähe von Ilsenburg im Nationalpark Harz ein Wolfsrudel mit Jungtieren gesichtet. Damit handelt es sich um das dritte Wolfsterritorium im Harz, wie Ole Anders, Luchs- und Wolfsbeauftragter des Nationalparks Harz, bestätigt. Neben einem Rudel bei Ilfeld mit mindestens sechs Wölfen und einer Einzelwölfin bei Braunlage, haben Wildkameras nun Fotos des neuen Rudels aufgezeichnet. Mindestens fünf Welpen und die zwei Altwölfe konnten die Kameras bislang festhalten.

Dass sich der Wolf als anpassungsfähige Tierart früher oder später auch im Harz ansiedeln würde, war laut Anders absehbar. „Der Wolf hat keine komplexen Habitatansprüche“, erklärt er, „er kann sich überall dort verbreiten, wo er Nahrung bekommt.“ Der Harz als ein großes Waldgebiet würde sich dafür besonders anbieten. Die Nahrungsbedingungen seien durch den derzeitigen Rotwildbestand, Rehe sowie Wildschweine, nicht schlecht für das Raubtier. Außerdem biete der Harz viele Rückzugsmöglichkeiten für die Jungtieraufzucht. Das viele Totholz halte zudem den Menschen fern, sodass der Wolf größtenteils ungestört bleibt.

Wolfsrudel, Wolfspaar, Einzelwolf – Begriffserklärung

Von einem Wolfsrudel spricht die Landesjägerschaft Niedersachsen immer dann, wenn eine Gruppe von mehr als zwei Wölfen in einem abgrenzbaren Territorium nachgewiesen wurde oder sich Wölfe vermehren. Ein Wolfspaar hingegen besteht aus einem Wolfsrüden und einer Wolfsfähe, die in einem abgrenzbaren Territorium unterwegs sind oder über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen vermehrt nachgewiesen wurden. Von einem residenten Einzelwolf wird immer dann gesprochen, wenn ein einzelner Wolf über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten immer wieder in einem bestimmten Gebiet gesichtet wurde.

So viele Tiere reißt der Wolf im Harz

Neben Wildtieren bevorzugt der Wolf auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen als Nahrungsgrundlage, so der Nabu. In seltenen Fällen sind auch Rinder, Pferde oder sogar Alpakas von Wolfsrissen betroffen. Von getöteten Nutztieren ist der Harz bislang noch verschont geblieben.

Weiterhin erklärt der Nabu, dass auf Weiden für den Wolf ein Überangebot an Nahrung. Es kann daher vorkommen, dass ein Wolf mehr Nutztiere tötet als er sofort verspeist. Der sogenannte „empfohlene Schutz“ für Nutztierhalter sieht einen Elektrozaun von einer Mindesthöhe von 120 Zentimetern und 4.000 Volt Spannung vor. Immer häufiger werden auch Herdenschutzhunde eingesetzt.

Wie gefährlich sind Wölfe für den Menschen?

Viele Menschen fragen sich nun, ob der Wolf für uns eine Gefahr darstellt, sollte er doch einmal gestört werden. Dazu schreibt der Nabu auf seiner Website: „Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar.“ Seit dem Jahr 2000 – seitdem es Wölfe wieder in Deutschland gibt – habe es keine Situation gegeben, bei der sich frei lebende Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben.

Auch die Übertragung von Krankheiten auf den Menschen sind bei Wölfen unwahrscheinlich. Grundsätzlich wäre die Übertragung von Tollwut möglich, so der Nabu, doch gilt Deutschland seit 2008 schon als tollwutfrei. Abgesehen davon sei der Wolf auch nicht Hauptträger der Krankheit, sondern der Fuchs. Der Wald wird durch die Rückkehr des Wolfes also nicht gefährlicher, stellt der Nabu klar.

Wie verhalte ich mich, wenn ich einen Wolf sehe?

Der Wolf steht in Deutschland unter Naturschutz. Er darf nicht gejagt werden. Wer einem Wolf begegnet, zum Beispiel beim Wandern oder Spazieren, sollte vor allem eines tun: Ruhe bewahren. Wölfe sind vorsichtige Tiere und ziehen sich in der Regel zurück, wenn sie Menschen bemerken. Junge Wölfe sind eher neugierig. Daher sollte man sich einem Wolf nicht nähern, insbesondere einem, der gerade ein Tier gerissen hat. Das Niedersächsische Umweltministerium empfiehlt folgendes Vorgehen:

  • Beobachten Sie den Wolf und fotografieren Sie ihn, wenn es die Situation zulässt.
  • Machen Sie sich bemerkbar durch Reden, Rufen oder klatschen Sie in die Hände.
  • Entfernen Sie sich langsam und ruhig, immer mit dem Gesicht zum Wolf, aber starren Sie dem Tier nicht in die Augen.
  • Laufen Sie nicht weg, das kann beim Tier den Verfolgungsinstinkt auslösen.
  • Sollte sich der Wolf dennoch nähern, gehen Sie mit Bestimmtheit auf ihn zu, machen Sie Lärm und werfen Sie nach Möglichkeit mit Steinen oder Stöcken nach ihm.
  • Auch der Einsatz von Pfefferspray ist zur Abwehr wirksam.
  • Sind Sie mit einem Hund unterwegs, lassen Sie ihn nicht von der Leine und behalten Sie ihn nahe bei sich.

Wichtig ist, jede Wolfsbegegnung der zuständigen Behörde zu melden, das heißt der Landesjägerschaft Niedersachsen oder dem nächsten Wolfsberater.

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So viele Wölfe gibt es Niedersachsen

In Niedersachsen leben aktuell 50 bestätigte Wolfsrudel, 4 Paare und 1 residenter Einzelwolf. 44 der gelisteten Rudel haben bereits Nachwuchs bekommen. Die Population steigt damit nach einem leichten Rückgang im vergangenen Jahr wieder an.

306 Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere sind im vergangenen Jahr des Wolfsmonitorings der Landesjägerschaft Niedersachsen 2022/2023 gemeldet worden. 950 wurden bei den Übergriffen getötet oder mussten aufgrund der Verletzungen eingeschläfert werden. In diesem Jahr gab es bisher 101 Übergriffe, mit 335 gerissenen Nutztieren in Niedersachsen. Bei der Mehrzahl der Angriffe war laut Nabu kein oder mangelhafter Herdenschutz vorhanden. Zuständig für die Bearbeitung und Bewertung von gerissenen Nutztieren und dem Herdenschutz ist die Niedersächsische Landwirtschaftskammer. Sie ist außerdem für die finanziellen Unterstützungen für Präventionsmaßnahmen verantwortlich.

229 tote Wölfe hat das Wolfsmonitoring seit 2003 registriert, die meisten zwischen 2020 und 2021, dicht gefolgt von vergangenem und diesem Jahr. Die häufigste nachgewiesene Todesursache sind Unfälle im Straßenverkehr, aber auch illegale Tötungen kommen vermehrt vor. Im Nationalpark Harz gab es bislang bloß einen Fund eines toten Wolfes. Im Februar 2021 wurde beim Oderteich eine tote Altwölfin gemeldet. Die Todesursache ist bis heute unklar.

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