„Bildungspolitik braucht mehr als ein starkes Wlan-Signal und ein paar Tablets. Aber das ist das Mindeste.“

Ein kurzer Blick auf den Kalender genügt: Es ist das Jahr 2019. Man muss das betonen, weil es wichtig ist für die Einordnung der folgenden Nachricht: Ein Drittel der Schulen in Deutschland hat schnelles Internet. Genauso viele haben genügend Endgeräte für wenigstens eine Klasse. Der Rest hat Tageslichtprojektoren, Kreidetafeln und „Keine Handys im Klassenzimmer“-Regeln. Schultore sind die wahrscheinlich am weitesten verbreitete Form von Zeitreiseportalen.

Es gibt eine Reihe von Adjektiven, mit denen man diesen Zustand beschreiben kann. „Peinlich“ drängt sich einem auf, „fahrlässig“ auch, für ein Land, das stolz ist auf seine Innovationskraft und den Anspruch hat, bei Zukunftstechnologien vorne mitzuspielen.

Schule hat nicht nur die Aufgabe, Lesen, Schreiben, Fremdsprachen und grundlegende Kenntnisse in Geografie und Naturwissenschaften zu vermitteln. „Bildung“ als Aufgabenbeschreibung heißt: Jugendliche am Ende der Schullaufbahn im Idealfall so in die Welt zu schicken, dass sie eine Vorstellung davon haben, wie sie leben wollen und wie sie dahin kommen. Wie soll das gehen, wenn in Schulen so getan wird, als hätte die wichtigste gesellschaftliche Umwälzung der letzten Jahrzehnte nie stattgefunden?

Wenn es in diesem Tempo weitergehe, werde es 2034 sein, bis es an allen Schulen Klassensätze mit Endgeräten für die Schüler gebe , kritisiert der Lehrerverband VBE. Da werden Kinder ihren Abschluss haben, die jetzt noch nicht ihren Namen schreiben können, und sie werden sich auf Berufe vorbereiten, von denen wir einige jetzt noch nicht kennen.

Wenn Bildungspolitik eine Chance haben will, diese Kinder darauf vorzubereiten, dann braucht sie mehr als ein starkes Wlan-Signal und ein paar Tablets. Aber das ist das Mindeste.