Hannover. Immer mehr niedersächsische Schulen führen Tablet-Klassen ein. Wer zahlt die Anschaffung der Geräte? Müssen die Eltern alleine in die Tasche greifen?

In Niedersachsen arbeiten bisher 18 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen mit Tablets. Diese Zahl soll in den kommenden Jahren deutlich gesteigert werden, kündigte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) an. Am Freitag will der Bundesrat den Weg für den sogenannten Digitalpakt Schule frei machen – nach Niedersachsen sollen daraus rund 500 Millionen Euro fließen, die in die Digitalisierung der Schulen investiert werden. „Wir wollen alle Schulen in den Blick nehmen“, betonte Tonne. Er warnte aber vor überzogenen Erwartungen: „Digitalisierung ist ein Prozess und nicht etwas, das von heute auf morgen umgesetzt werden kann.“

Summe deckt Kosten für Digitalisierung nicht

Nach Berechnungen des niedersächsischen Städtetags fließen in jede Schule rund 30.000 Euro. Dies sei eine bloße Anschubfinanzierung, die nicht ausreiche, um die Kosten der Kommunen für die Digitalisierung zu decken, kritisierte der Präsident des Niedersächsischen Städtetages und Lüneburgs Oberbürgermeister, Ulrich Mädge (SPD).

Tonne konterte, die 30.000 Euro Anschubfinanzierung pro Schule seien nur ein Teil des Geldes, das fließen werde. „Das bindet etwas über ein Fünftel der zur Verfügung stehenden Summe.“ Viele Schulen in Niedersachsen seien bereits auf gutem Weg. „Der Digitalpakt wird noch mal einen richtigen Schub geben für die Ausstattung der Schulen“, betonte der Minister.

Keine Doppelstrukturen schaffen

Inzwischen führen immer mehr Schulen sogenannte Tablet-Klassen ein – oft gibt es vorher eine Diskussion darüber, inwieweit die Eltern die Anschaffung der Tablets bezahlen müssen. Tonne sagte, zunächst müsse geschaut werden, wie viele Kinder schon digitale Endgeräte hätten und inwieweit diese nutzbar seien. „Es wäre ja nichts ärgerlicher, als wenn man Doppelstrukturen schafft.“

Danach müsse darüber nachgedacht werden, inwieweit die Eltern an Anschaffungskosten beteiligt werden könnten und wie denjenigen unterstützt werden könnten, die sich das nicht leisten könnten. „Wir sind momentan in einem sehr intensiven Prozess bei der Frage der Anerkennung von digitalen Endgeräten als Lernmittel - das ist so eine ähnliche Debatte wie früher um die Taschenrechner.“

Der Minister betonte, Digitalisierung an den Schulen müsse umfassend gedacht werden. „Was wir nicht machen möchten ist, das Geld einfach zu nutzen für ein großes Tablet-Beschaffungsprogramm. Das wäre zu wenig.“ dpa