Braunschweig. Die niedersächsische Landesregierung will eine zentrale Stabsstelle einrichten, um das Management von Baustellen zu verbessern.

Unser Leser Norbert Troska aus Peine fragt:

Warum wird an den Baustellen nicht mit Hochdruck rund um die Uhr und an den Wochenenden gearbeitet?

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Und immer knallt es auf der A2. Am Dienstagmorgen gab es erneut einen Schwerverletzten bei einem LKW-Unfall an der Baustelle bei Hämelerwald. Am Vortag war ein LKW-Fahrer bei einem Auffahrunfall an gleicher Stelle ums Leben gekommen.

Die Frage unseres Leser stellt auch Jörg Bode. Niedersachsens ehemaliger Verkehrsminister und stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag fordert: „An sensiblen Stellen muss 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche gearbeitet werden.“

Sensibel ist die Stelle allemal. „Grundproblem ist der exorbitant hohe Schwerlastanteil auf der A2“, erklärt Dr. Tobias Wermuth, Geschäftsführer der Wermuth Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH in Braunschweig. Selbst bei drei Spuren sei die Autobahn mehr als ausgelastet. Für die Erneuerung der Mittelschutzplanke ist derzeit aber zwischen Anschlussstelle Hämelerwald und Abfahrt Lehrte-Ost die linke Spur in beide Richtungen gesperrt. „Einfahrten in Baustellen sind immer besonders problematisch“, sagt Wermuth.

Das bestätigt auch Friedhelm Fischer, Leiter des Geschäftsbereichs Hannover der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Von einer Gefahrenstelle will er aber nicht sprechen. „Zu den Unfällen kommt es nicht wegen der Baustelle, sondern durch menschliches Versagen, wegen zu geringen Abstands, Übermüdung der Fahrer oder Geschwindigkeitsübertretungen.“ Staus seien immer Unfallschwerpunkte, aber zu Staus komme es auch regelmäßig ohne Baustellen.

Auch versuche die Behörde, die Bau-Unternehmen zu Eile zu bewegen. So werde die nach dem Katalog des Bundes vorgesehene Bauzeit in niedersächsischen Ausschreibungen um mindestens ein Drittel reduziert. „In den Ausschreibungen ist bereits ein 24-Stunden-Betrieb vorgesehen. Allerdings haben viele Firmen dafür nicht genügend Personal“, gibt Fischer zu bedenken.

Jörg Bode gibt sich damit nicht zufrieden. „Der Betrieb rund um die Uhr muss verpflichtend sein“, fordert der FDP-Politiker. Das sei zwar teuer, lohne sich am Ende aber. Auch Dirk Toepffer, Verkehrsexperte und Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, moniert das Verhalten einiger Bau-Firmen: „So eine Ausschreibung wird dankend angenommen. Man stellt einen Bagger hin, und dann passiert erst einmal nichts.“ Künftig müssten die Verträge zwischen Land und Unternehmen genauer geprüft und sichergestellt werden, dass tatsächlich gearbeitet werde. In anderen Bundesländern funktioniere das auch.

Zugleich dürfe man aber die Bewerber auf solche Ausschreibungen nicht abschrecken. Denn es gebe mittlerweile nur noch wenige Firmen, die sich zudem bundesweit bewürben. „Die Kapazitäten reichen häufig nicht aus. Die Bauwirtschaft hat gut zu tun“, sagt Toepffer. Mit Bode stimmt er überein, dass es ratsam sei, nicht zu viele Baustellen gleichzeitig auszuschreiben. „Lieber zwei Baustellen weniger, diese dafür aber schneller“, sagt der FDP-Politiker. CDU-Mann Toepffer hält außerdem öffentlich-private Partnerschaften für eine sinnvolle Alternative, um Baufirmen einen finanziellen Anreiz für schnelles Arbeiten zu geben.

Darüber hinaus weist Toepffer darauf hin, dass die neue Landesregierung sich bei dem „nicht enden wollenden Thema“ der Autobahnbaustellen viel vorgenommen habe: „Der Koalitionsvertrag sieht die Einrichtung eines regionalen Baustellen- und Staumanagements vor. Wir brauchen eine solche zentrale Stabsstelle, die bei der Planung einer Baustelle das gesamte Straßennetz im Blick hat.“ Im Verkehrsministerium werde auch bereits an der Umsetzung gearbeitet.

Grundsätzlich dürfte sich dadurch an den Problemen der A2 allerdings nicht viel ändern – selbst mit einem vierspurigen Ausbau und dem Lückenschluss der A39. „Bei steigender Kapazität wird auch der Verkehr weiter zunehmen“, ist Verkehrsforscher Wermuth überzeugt.

Einen Kommentar dazu lesen Sie hier: Gefährliche Dauerbaustelle