Osterode. Nicht nur Osterode am Harz ist von Leerständen betroffen. Doch der Einfluss der Stadt und des Tourismusvereins ist begrenzt. Der Hintergrund.

Beim Eintritt in den Osteroder Innenstadtbereich fällt der Leerstand von zahlreichen ehemaligen Geschäftsgebäuden sofort ins Auge. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Zum einem fanden sich für manche frühere Läden einfach keine geeigneten Nachfolger, oder es gab finanzielle und standortbedingte Erwägungen zum Umzug beziehungsweise zur Schließung. Zum anderen erweist sich eine Kontaktaufnahme zum Eigentümer der betroffenen Immobilien mitunter als schwierig, vor allem, wenn dieser nicht ortsansässig ist und gar im Ausland wohnt.

Nicht zu vergessen der nach wie vor zunehmende Sektor des Online-Einkaufens, der sicher auch seinen Teil zur einen oder anderen Geschäftsaufgabe beigetragen hat. Zwar ist man beispielsweise durch die Nutzung vorhandener Schaufenster als Ausstellungsflächen sehr bemüht, die leeren Bereiche sinnvoll zu nutzen. Doch ändert dies leider nichts an der Tatsache, dass die dahinter liegenden Räumlichkeiten leer stehen. Dies ist besonders in den Nebenstraßen abseits des Kornmarktes deutlich erkennbar.

Schließung der Postfiliale: Schwierige Kommunikation mit Eigentümer des Gebäudes

Doch auch am zentral liegenden Kornmarkt selbst kommt in naher Zukunft mit der Schließung der Postfiliale ein weiteres großes Gebäude hinzu, was die gegenwärtige Situation noch verschlechtern wird. Was eine zukünftige Nutzung anbelangt, kann noch nichts Konkretes benannt werden: „Der Eigentümer des Postgebäudes ist uns und der Stadtverwaltung bekannt. Er ist nicht aus Osterode, und die Kommunikation zwischen ihm und der Stadt gestaltet sich schwierig. Das ist leider so oft der Fall bei nicht ortsansässigen Eigentümern. Die Stadt Osterode hat ihm bereits Vorschläge und Optionen aufgezeigt“, erklärte Daniel Li, Erster Vorsitzender vom Verein Tourismus und Marketing Osterode am Harz, gegenüber unserer Zeitung.

Die große Post am Kornmarkt schließt in naher Zukunft.
Die große Post am Kornmarkt schließt in naher Zukunft. © HK | Ralf Gießler

Immerhin sei es erfreulich, dass der beliebte Adventskalender für den kommenden Weihnachtsmarkt auch dieses Jahr wieder am Postgebäude aufgehängt werden könne. Vereinsvorstandsmitglied Marco Gömann stände deswegen mit dem Eigentümer in Verbindung. Dass ein Kontakt sich nicht ganz einfach herstellen lässt, bestätigt auch Thomas Christiansen, Erster Stadtrat und verantwortlicher Leiter des Fachbereichs Bauen in Osterode am Harz: „Das Postgebäude gehört einer Eigentümergemeinschaft aus Frankfurt. Mit Blick auf die Entwicklung dieser Immobilie haben wir als Stadt immer wieder versucht Kontakt aufzunehmen. Leider scheint das Interesse auf der anderen Seite nicht gleich gelagert zu sein, mit dem Ergebnis, dass bislang keine zielführenden Gespräche stattgefunden haben.“

Erster Stadtrat Thomas Christiansen: „Kornmarkt ist die 1A-Lage der Stadt Osterode“

„Was die angesprochene Übersicht über Leerstände in der Innenstadt, also auch auf dem Kornmarkt, angeht, so wird diese aktuell erarbeitet. Auch hier soll eine verstärkte Eigentümeransprache erfolgen. Der Kornmarkt ist die 1A-Lage der Stadt Osterode, jedenfalls was den Einzelhandel und gewisse Dienstleistungen angeht. Insofern gibt es auch immer eine Nachfrage nach Flächen. Häufig scheitert es jedoch an Mietpreisforderungen und/oder am Zustand der Immobilie. Mit Blick auf dieses Thema ist ebenso in Zukunft geplant, verstärkt auf die Eigentümer zuzugehen, um gegebenenfalls zu vermitteln“, so Christiansen weiter.

Von dort hätte man einen schönen Blick auf den Kornmarkt.
Von dort hätte man einen schönen Blick auf den Kornmarkt. © HK | Ralf Gießler

Li ergänzt: „Während auf dem Kornmarkt relativ wenig Leerstand herrscht, sieht es in den Nebenstraßen leider etwas anders aus. Wir vom vtm können nur für ein positives Image des Stadtkerns und seinen Geschäften sorgen, den Zusammenhalt stärken und mit Aktionen und Veranstaltungen Besucherinnen und Besucher in die Innenstadt locken. Weder wir noch die Stadt Osterode am Harz können Läden betreiben. Die Stadt sorgt außerdem für die Aufwertung der Fußgängerzone durch die geplante Sanierung des Kornmarktes sowie beispielsweise durch eine bessere Befahrbarkeit mit dem Rad, Abschließmöglichkeiten vor den Geschäften und mittels einer Verbesserung der Sauberkeit des öffentlichen Raumes.“

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Der vtm könnte meist selbst nur auf eigene Faust oder durch Zufall mitbekommen, ob ein neues Geschäft in Osterode aufgemacht hat. „Zwar arbeiten wir eng mit Stadt und Verwaltung zusammen, jedoch gibt es hierbei Datenschutzhürden. So dürfen wir als Verein zum Beispiel keine Auskunft über geplante Ladenöffnungen oder Kontaktdaten vom Gewerbeamt erhalten. Ob und wann wir Zugriff auf das Leerstandsregister erhalten können, steht noch aus“, erläutert Li.

Blick über den Tellerrand: Leerstände gibt es auch in Einbeck

Osterode am Harz steht jedenfalls mit der Leerstandsproblematik nicht alleine da. Das etwas größere Einbeck kämpft ebenfalls damit. Dort geht man mit dem „Projekt Wohnfenster – Stube statt Shopping“ dagegen an.

Auch in der Heimat des Bockbiers gehören Geschäftsleerstände seit Jahren zum Stadtbild. Die Stadt Einbeck, die Einbeck Marketing GmbH und die Bürgerinitiative Sch(l)aufenster wollen mit dem Projekt Wohnfenster darauf hinweisen und auf die damit verbundenen Fördermöglichkeiten durch die Stadt aufmerksam machen.