Osterode. Im Mittelpunkt des ersten Osteroder Reallabors für Stadtentwicklung steht die Verbesserung der Mobilität und Erreichbarkeit der ehemaligen Kreisstadt.

Kürzlich war es endlich soweit: Das erste von zwei Reallaboren ging auf dem Parkplatz in der Nähe des Bahnhaltepunktes „Osterode Mitte“ erfolgreich über die Bühne. Dazu eingeladen hatte die Stadt Osterode am Harz, das niederländische Verkehrsplanungsbüro Mobycon sowie „die Raumplaner“, Büro für Stadt- und Regionalentwicklung, aus Berlin. Unterstützend tätig waren zudem Studenten der Technischen Universität sowie der Humboldt-Universität, beide in Berlin ansässig.

Darum geht es: Hintergrund

Doch worum geht es genau beim Osteroder Projekt? Die Stadt Osterode am Harz wurde im vergangenen Jahr in das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ als Teil des gesamteuropäischen Post-Corona-Unterstützungsprogrammes „EU REACT“ aufgenommen. In diesem Zusammenhang hatte der Rat der Stadt im November 2021 die Durchführung von Einzelmaßnahmen beschlossen. Eine dieser Maßnahmen ist dabei das Innenstadtverkehrskonzept mit dem Projektbegriff „ESEL 2023“ (Experimentell Sozialökologisch-Egalitäres Leitmobilitätskonzept).

ESEL 2023 soll bis Ende März des kommenden Jahres erarbeitet werden. Das Untersuchungs- und Konzeptgebiet ist dabei der räumlich definierte Innenstadtbereich von Osterode. Es ist das übergeordnete Ziel, eine umfassende und weitreichende Neuausrichtung auf die vorrangigen Themen Stadtökologie- und Klimaanpassung, eine sozialkritische Sichtweise auf die Formen der Bodeninanspruchnahme und die Belastungen des öffentlichen Raumes durch den motorisierten Individualverkehr anzustreben. Ein Gegenentwurf zu den bestehenden Verhältnissen im öffentlichen Raum des Konzeptgebiets soll erarbeitet werden.

Mensch und Mobilität

Ein weiteres Ziel ist es, über neue Denkansätze und auch temporäre Experimente eine fortschrittliche Vision zu erhalten. Insbesondere stellt der Verkehrsentwicklungsplan die Menschen anstelle der bisherigen Ausrichtung auf den motorisierten Verkehr in den Mittelpunkt.

Der Mobilität wird die Schlüsselfunktion zu einer selbstbestimmten Lebensweise und eine wichtige Form der Daseinsvorsorge sowie die Inklusion von allen Teilen der Gesellschaft zugeschrieben. Die zu entwickelnden Maßnahmen sollen sowohl Infrastruktur, als auch Gestaltung, Anordnungen und besonders auch sogenannte weiche Maßnahmen in der richtigen Mischung umfassen.

Osterode: „Mobility Hub“ soll entstehen

Vor allem konzentriert sich das integrierte Gesamtkonzept auf die technische und gestalterische Umstrukturierung des Kurparks, des Busbahnhofes unter Einbindung der zukünftigen neuen Nutzung der Schachtruppvilla und eine erweiterte Open-Air-Nutzung der Stadthalle. Als zentraler Neubau ist dabei ein sogenannter „Mobility-Hub“ als Knotenpunkt angedacht.

Im vergangenen Wintersemester erstellten Architekturstudenten unter dem Projektnamen „MOHA – Mobility-Hub Osterode am Harz“ erste Entwurfsideen für eine mögliche Umgestaltung des Ortes sowie eines Neubaus. Für die Konzepterarbeitung hat das niederländische Verkehrsplanungsbüro Mobycon den Auftrag erhalten.

Niederländischer Ansatz mit Fahrrad & Co

Das Büro-Team besteht aus Experten von verschieden Bereichen, wie zum Beispiel Verkehrs- und Stadtplanern, Soziologen und Psychologen. Ihr niederländischer Ansatz wird an die deutschen Bedingungen und Gesetze angepasst. Dies bedeutet, dass das Konzept einen deutlichen Fokus auf Radfahren, Intermodalität und innerstädtische Nachverdichtung legen wird. Zudem konzentriert sich Mobycon auf die Entwicklung einer strategischen Agenda, die zu neuen vielfältigen Ideen und Projekten zur Innenstadtmobilität in Osterode am Harz führen sollen.

Die Agenda soll das Bewusstsein bei den Nutzern stärken, ihr Verhalten ändern und damit auch zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und Herausforderungen beitragen. Die Agenda wird die Grundlage für die Entwicklung des Verkehrs und des urbanen Raums in der Stadt Osterode am Harz für die nächsten Jahre sein. Das Konzept wird von Mobycon durch fünf verschiedene Elemente in vier Projektphasen gegliedert. Dabei wird die Bearbeitung durch innovative Beteiligungsprozesse begleitet.

Bürgermeister Jens Augat informiert sich beim ersten Reallabor am Bahnhaltepunkt „Osterode Mitte.
Bürgermeister Jens Augat informiert sich beim ersten Reallabor am Bahnhaltepunkt „Osterode Mitte. © HK | Ralf Gießler

Es fanden bereits mit fachlich- und nutzerspezifisch betroffenen Akteuren durchgeführte Veranstaltungen im August und September statt. Die eingegangenen Anregungen aus dem ersten Labor werden für das zweite Reallabor aufgearbeitet und in eine visuelle Entwurfsskizze einfließen. Darüber hinaus öffnet das Onlineforum auf der Website https://mobycon.mett.nl/osterode/ eine weitere Beteiligungsform interessierter Bürgerinnen und Bürger.

Nächster Termin im Dezember

Das Raumplaner-Team war mit dem Verlauf der ersten offenen Veranstaltung zufrieden: „Die Veranstaltung war durchaus erfolgreich und erfreulich. Es waren viele Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen an unserem Stand, auch weitere Passanten kamen dazu. Sie waren interessiert an der Thematik, haben sich Gedanken gemacht oder bereits bestehende Ideen übermittelt.“

Das zweite Reallabor wird im Dezember beim Osteroder Weihnachtsmarkt auf dem Kornmarkt angeboten. Der genaue Termin werde rechtzeitig publiziert, heißt es. Für Fragen zum Projekt stehen Herr Junker oder Frau Ceylan per E-Mail an oder auch telefonisch unter 05522/318-300 zur Verfügung.