Walkenried/Nordhausen. Beim Krimifestival in Walkenried, Nordhausen, Goslar und Wernigerode ging es um True Crime und Thriller entlang politischer Fakten.

„Sie kennen hier vielleicht die Serie ‚Harter Brocken‘ und denken sich, sowas kann doch niemals wirklich passieren. Ich weiß aber, dass es all das in echt gibt“, hat Markus Stephan das Mordsharz-Publikum informiert. Stephan ist als einziger Polizist auf der Insel Pellworm stationiert. Mit der in Goslar geborenen Autorin Katja Lund stellte er auf dem Krimifestival den gemeinsamen Roman „Wattenmeergrab“ vor.

Beim Mordsharz-Finale in Walkenried saß außerdem mit Axel Petermann einer von Deutschlands bekanntesten Profilern beziehungsweise Fallanalytikern auf der Bühne, der vielen auch aus dem Fernsehen bekannt ist. Mit der Autorin Petra Mattfeldt hat er ein Buch geschrieben, das eine Mischung aus Fakten und Fiktion ist: „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“, ein Roman basierend auf den Morden an kleinen Jungen, mit realistisch geschilderten Ermittlungsmethoden.

Paramount verfilmt mit Harzer Hammer ausgezeichneten Roman

Auch Peter Grandl konfrontierte die Mordsharz-Besucher in dem Thriller „Turmgold“ mit einer Handlung, in die tatsächliche Fakten aus Medien und Politik eingewoben sind. Es handelt sich um eine Fortsetzung des Romans „Turmschatten“, für den Grandl 2020 den Mordsharz-Preis Harzer Hammer gewonnen hatte. Inzwischen ist dieser Thriller von Paramount als Serie verfilmt und wird im kommenden Jahr weltweit zu sehen sein.

Schonungslos ist auch „Refugium“ von John Ajvide Lindqvist. Der schwedische Bestsellerautor präsentiert darin zwei starke Hauptfiguren auf einer Jagd nach Attentätern, die sich über die gesamte Welt erstreckt. Die eine, Julia, ist Schriftstellerin, der die Fortsetzung der berühmten Millenium-Reihe angeboten wird. Der andere, Kim, ist ein am gesamten Körper mit Narben übersäter Hacker.

Gelesen wurde „Refuguim“ von der Moderatorin, Schauspielerin und Synchronsprecherin Britta Steffenhagen. Sie erklärte, diesen von einem Mann geschriebenen Roman gerne gelesen zu haben, eben weil es kein typischer Frauenkrimi ist und in ihren Augen sehr gute Literatur. Davon ließ sich auch das Publikum im Kreuzgang des Klosters Walkenried überzeugen.

Peter Lorath gewinnt den Harzer Hammer 2023.
Peter Lorath gewinnt den Harzer Hammer 2023. © Osterode | Christian Dolle

Mordsharz-Preis geht an Wiener Krimi

Den Harzer Hammer 2023 erhielt der Arzt Peter Lorath für seinen Debütroman „Fluch der Venus“ beim Festivalauftakt in Wernigerode - kein Geschichtskitsch, sondern ein authentischer Sumpf aus Korruption und Perversion im Wien des Jahres 1880, wie Andreas Gruber den im Rotlichtmilieu spielenden Roman in seiner Laudatio beschrieb. Den Preis gewinnt das Werk auch wegen des an die damalige Zeit angepassten Schreibstils. „Als hätte der Piper Verlag ein verschollenes Manuskript erstmals veröffentlicht“, zeigte sich Gruber begeistert.

Der Laudator sprang auch für die erkrankte Anna Schneider ein und erzählte von den Inspirationsquellen für seinen neuen Thriller „Rachefrühling“. Außerdem waren Klaus E. Spieldenner mit „Elbgrab“ und Linus Geschke mit „Die Verborgenen“ zu Gast. Beim zweiten Tag in Goslar waren der Braunschweiger Autor Hardy Crueger mit dem regionalen Thriller „Der Flussmann“, in dem eine Wasserleiche aus der Oker gezogen wird, Hörbuchsprecher Uve Teschner, der aus „Das Feuer im Bootshaus“ von Kristina Ohlsson vorlas, und eben der Pellworm-Polizist Stephan mit Schriftstellerin Lund dabei.

Ein Hauch von Poetry Slam überm Krimifestival

In Nordhausen ging es am dritten Festivaltag um eine Bürgermeisterwahl. Nein, nicht um jene vor Ort, sondern um die in Glaubenthal. Dort nämlich wird ein neuer Bürgermeister gewählt, doch zeitgleich geschieht ein Mord. Gibt es einen Zusammenhang? Die alte Huber ermittelt. Sie ist die Hauptfigur in „Peter kommt später“ von Österreicher Thomas Raab.

Es war eine brüllend komische Lesung, ein liebevoll-bissiger Blick auf die Bewohner eines fiktiven Dorfes und irgendwie auch eine Art Poetry Slam, denn Thomas Raab liebt es, mit Worten, mit Stabreimen, mit der Melodie von Sprache zu spielen. Das wirkt auf der Bühne sogar noch eindrucksvoller als in Schriftform.

Mordsharz mit Cliffhanger

Außerdem begeisterten im Nordhausener Tabakspeicher Karen Sander, Mattias Edvardsson und Frederic Böhle. Hörbuchsprecher Böhle fungierte als Stimme für Edvardsson aus Lund in Skåne und las aus „Die Wahrheit“ vor. Sander entließ das Publikum mit einem Cliffhanger, denn was es damit auf sich hat, dass das gehörlose Mädchen Lilly an genau der Stelle verschwindet, an der einst ihre Mutter ermordet wurde, erfährt man erst im dritten Band von „Der Strand“.

Das Mordsharz-Team verabschiedet sich für dieses Jahr und freut sich schon jetzt auf das nächste Krimifestival. Die krankheitsbedingten Ausfälle von Ohlsson und Schneider geben bereits Hinweise darauf, welche Top-Autorinnen dann im Harz begrüßt werden könnten. Schneider hat bereits für Mordsharz 2024 zugesagt.

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