Bad Lauterberg. Philipp Baars aus Bad Lauterberg fordert ein Mitspracherecht für Jugendliche in der Kommunalpolitik – am besten mit flexiblem Engagement.

Philipp Baars und Jonathan Sawall sind Julis. Das heißt, sie gehören den Jungen Liberalen, der Jugendorganisation der FDP, an – und sie wünschen sich ein Jugendparlament oder ein vergleichbares Gremium für Bad Lauterberg im Harz. Entsprechende Anträge haben die Fraktionen SPD und FDP im Stadtrat im zu Ende gehenden Jahr eingereicht. Roland Stahl von der CDU-Fraktion will im Januar zu einer Arbeitsgruppe einladen, die sich damit beschäftigt.

Ratsmitglied Tobias Hungerland (FDP) hält die Beteiligung der Jugend an der Kommunalpolitik für eine gute Gelegenheit, damit der Nachwuchs Hintergründe kennenlernt. „Dann können sie besser nachvollziehen, warum man Autos nicht einfach aus der Innenstadt verbannen kann.“

Diese Ideen haben die Jugendlichen

Aber was wollen die Jugendlichen selbst mit ihrem politischen Engagement bezwecken? Die Umwelt sicherer, effizienter und digitalisierter gestalten, sagt Baars. Er und sein Mitschüler Sawall engagieren sich seit Januar in der FDP-Ortsgruppe und bei den Julis. Ihre Aufgaben? Die Jungpolitiker geben den Ratsherren Anregungen und unterstützen sie beim Schreiben von Anträgen. Baars nennt den E-Scooter- und den Hundesteuer-Antrag als Beispiele für Ideen, die aus der Jugend kamen. Zum Hintergrund: Die FDP-Fraktion ist jüngst mit einem Antrag gescheitert, mit dem sie erreichen wollte, dass Hunde aus Tierheimen im Kreis Göttingen ein Jahr steuerfrei gehalten werden dürfen. Weiterhin im Rennen ist dagegen ein Antrag, der vorsieht, dass sich die Stadt um einen Elektrorollerverleih bemühen soll.

Nach einem knappen Jahr Engagement in der Kommunalpolitik stellt Baars fest: „Die Abläufe sind extrem bürokratisiert und langwierig, aber nicht langweilig.“ Aktuell müsse man das noch so hinnehmen, aber er ist sich sicher: „Die Digitalisierung nimmt der Bürokratie den Wind aus den Segeln.“ Eines Tages würden gute Ideen nicht mehr durch vorhandene Prozesse ausgebremst.

Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg

Droht dann die Gefahr voreiliger Entscheidungen? Das bezweifelt der KGS-Schüler. Vielmehr sieht er die Fraktionen in der Verantwortung, genau zu recherchieren und ausgearbeitete Anträge einzureichen. Ein Jugendgremium soll laut Baars dabei eine weitere Perspektive liefern: „Der Stadtrat braucht diverse Vertreter aus allen Generationen.“ Der 18-Jährige hat den Eindruck, dass das politische Interesse an Schulen zunimmt. Und tatsächlich: Eine Befragung der Vodafone-Stiftung aus dem Jahr 2021 ergab, dass sich 64 Prozent der 14- bis 24-Jährigen für Politik interessieren.

Baars warnt allerdings davor, junge Politikinteressierte durch starre Strukturen abzuschrecken und wirbt für ein flexibles Engagement, zum Beispiel in einem Arbeitskreis mit zehn bis 20 Leuten, die zu allen Themen in der Stadt Bad Lauterberg etwas sagen dürfen. Eine Altersgrenze nach unten möchte er dabei nicht setzen: „Es ist auch interessant, den Zehnjährigen zu hören.“

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