Braunschweig. Nach der Dachorganisation FSB hat nun auch das LOT-Theater Insolvenz beantragt. Es gibt einen Rettungsplan, wenn Förderer mitspielen.
Die Bemühungen um den Erhalt der Braunschweiger Spielstätten für die freie Theater- und Tanzszene laufen auf Hochtouren. Das versichern der vorläufige Insolvenzverwalter der Freie Spielstätten Braunschweig gGmbH Dr. Franc Zimmermann und die kommissarische Geschäftsführerin Andrea Naumann. Zugleich laden Naumann und ihr kommissarischer Mitgeschäftsführer Ingo Latermann am Freitag, 5. April, alle Interessierten ein, das erst im vergangenen Frühsommer eröffnete neue Bühnen- und Probezentrum samt Gastronomie „Viertes Revier“ im Quartier St. Leonhard nahe dem Hauptbahnhof kennenzulernen.
Von 14 bis 17 Uhr findet dort ein „Nachbarschaftsmarkt“ mit Livemusik von Emma Naughton, Führungen und Aufführungen, einem Kinderprogramm und anderen Aktionen statt. „Grundsätzlich ist es toll und erhaltenswert, was hier entstanden ist – aber in der Stadt noch zu wenig bekannt. Das wollen wir ändern“, sagt Naumann. Die kommissarische Geschäftsführerin war erst im Dezember als Personalchefin zur FSB gestoßen und hatte bald darauf gemeinsam mit Latermann den Insolvenzantrag gestellt, nachdem sie die massive finanzielle Schieflage der gGmbH festgestellt hatte (wir berichteten).
FSB, LOT und TPZ: So verschachtelt ist das Konstrukt
Die FSB war vor drei Jahren als Dachorganisation für die Vereine LOT-Theater und Theaterpädagogisches Zentrum (TPZ) gegründet worden. Das TPZ bietet theaterpädagogische Projekte und Theater- und Tanzkurse an. Der Verein LOT-Theater gründete und betrieb seit Mitte der 90er Jahre das gleichnamige freie Theaterhaus in der Kaffeetwete in der Braunschweiger Innenstadt. Als sich um 2020 die Möglichkeit eröffnete, weitere Flächen für Büros, eine zweite Bühne und Proberäume für TPZ und LOT im neu entstehenden Quartier St. Leonhard anzumieten, gründeten die beiden Vereine die FSB als organisatorischen Überbau und Betreiber der Spielstätten in St. Leonhard und in der Kaffeetwete.
„Die Geschäftsfelder von FSB, LOT und TPZ wurden allerdings nicht sauber voneinander getrennt. Auch die leitenden Personen waren teils identisch“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Zimmermann. Das habe dazu geführt, „dass Gelder an Stellen verwendet wurden, wo sie nicht hingehörten“. Entstehende Finanzlöcher wurden querfinanziert. Teilweise seien die Geldflüsse nicht mehr nachvollziehbar, sagen Zimmermann und Naumann.
Insolvenzanwalt Franc Zimmermann: Großteil der Einnahmen sind Fördermittel
Der Großteil des Personals, zuletzt rund 30 Kräfte, war bei der Dachorganisation FSB angestellt. Da aber die meisten Fördermittel an die beiden Vereine flossen, wurden die Finanzierungslücken bei der FSB schnell am drückendsten – „und Fördermittel machen den Großteil der Einnahmen des Gesamtkonstrukts aus“, macht Zimmermann deutlich.
Im vorläufigen Insolvenzverfahren musste die FSB nun ihrerseits darauf drängen, dass die Vereine Rechnungen begleichen. „Das hatte leider zur Folge, dass nun auch der Verein LOT Insolvenz anmelden musste“, sagt Zimmermann. Der Fachanwalt rechnet damit, auch dort als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt zu werden, „sofern die Förderer den Spielbetrieb weiter unterstützen, da aufgrund der engen Verzahnung von FSB, LOT und TPZ nur so die Sanierung gelingen kann“. Beim TPZ sehe es aufgrund höherer eigener Einnahmen etwa durch Kursgebühren finanziell etwas besser aus.
Hoffnung: Dass die Förderer nicht aussteigen
Die Spielstätten in Kaffeetwete und Quartier St. Leonhard könnten nur fortbestehen, wenn die bisherigen Geldgeber ihre Zahlungen nicht einstellen, so Zimmermann. Das seien etwa die Stadt Braunschweig, vor allem aber Stiftungen wie die SBK, die Braunschweigische Stiftung und die Stiftung Niedersachsen. „Wir bieten ein Treuhandsystem an, über das wir Gelder erst auszahlen, wenn Leistungen tatsächlich erbracht werden“, sagt Zimmermann. Das gelte etwa für eine Tanzperformance Ende April sowie das Performance-Festival „Next“ von LOT, HBK, Nexus und der Gedenkstätte Schillstraße im Mai.
Darüber hinaus arbeite man daran, die Personalstrukturen „zu verschlanken“, das Konstrukt aus gGmbH und Vereinen „zu entflechten“ und die Leitungen personell getrennt neu aufzustellen. Zudem spreche man mit der Borek Immobilien GmbH darüber, nicht unmittelbar für den Spiel- und Probebetrieb benötigte Flächen im Quartier St. Leonhard wieder abzugeben. „Bisher zeigt sich der Vermieter sehr entgegenkommend“, sagt Zimmermann.
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