Berlin. Die Hauptversammlung beschließt ein überarbeitetes Vergütungssystem für die Konzern-Leitung und den Aufsichtsrat.

Vorstand und Aufsichtsrat für das vergangene Geschäftsjahr entlastet, Dividende beschlossen, Aufsichtsratsmitglieder gewählt, ein überarbeitetes Vergütungssystem für Vorstand und Aufsichtsrat gebilligt: Trotz heftigen Gegenwindes von Aktionären und Aktionärsvereinigungen stimmte die VW-Hauptversammlung am Mittwochabend allen vorgesehenen Tagesordnungspunkten zu. Die Mehrheit lag nach VW-Angaben sogar bei 99,99 Prozent. Dafür sorgte die besondere Aktionärsstruktur beim Autobauer mit den Familien Porsche und Piëch sowie dem Land Niedersachsen als bestimmenden Großaktionären.

Dividende

Wie bereits berichtet, wird an die VW-Aktionäre eine Dividende von 8,70 Euro je Stammaktie und 8,76 Euro je Vorzugsaktie ausgeschüttet. Die Stammaktie verfügt über Stimmrecht, die Vorzugsaktie nicht. Anleger hatten auf der Hauptversammlung kritisiert, dass die Dividenden-Differenz zwischen beiden Aktien zu gering ist. Das „Schmerzensgeld“ für den Verzicht auf das Stimmrecht falle zu niedrig aus. Gegenüber dem Vorjahr erhöht sich die Dividende um 1,20 Euro je Anteilsschein.

Vergütungssystem Vorstand

Der Vorstand des Autobauers kann künftig deutlich mehr Geld verdienen. Die jährliche Verdienst-Obergrenze wurde für Vorstandsmitglieder rückwirkend zum 1. Januar von 5,5 Millionen Euro auf 7 Millionen Euro angehoben, für den Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume von 10 Millionen Euro auf 12,5 Millionen Euro. Zugleich wurden auch die wirtschaftlichen Zielwerte nach oben angepasst, etwa die Höhe des operativen Ergebnisses, ab denen die vollen Bezüge gezahlt werden. VW hatte die Vergütungsanhebung damit begründet, auch für Top-Kräfte im Wettbewerb mit anderen, internationalen Unternehmen attraktiv sein zu müssen.

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Die Einkommen der Vorstände setzen sich zusammen aus einer festen Grundvergütung, dem Jahresbonus und dem auf einen vierjährigen Bemessungszeitraum angelegten Langzeitbonus. Die variable Vergütung, also die Boni, werden künftig ein höheres Gewicht bekommen als die feste Vergütung. Damit liegt der Fokus stärker auf die Entwicklung des Aktienkurses. Investoren hatten diesen Schritt immer wieder gefordert, profitieren sie doch finanziell davon am stärksten.

Nach Angaben eines Aufsichtsratssprechers wurde die Höhe der Vergütung erstmals nach sechs Jahren angepasst. Um das richtige Maß zu finden, wurde eine Vergleichsgruppe herangezogen. Darin befinden sich die Unternehmen BMW, Mercedes-Benz, Ford, General Motors, Stellantis, Nissan, Toyota, BYD, Tesla, HP, IBM, Uber SAP, Samsung, General Electric, Siemens, Hitachi, und Boeing. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Das Ziel sei, die Vergütungen der Vorstände in diesem Vergleich zwischen der Mitte und dem oberen Viertel zu platzieren.

Vergütungssystem Aufsichtsrat

Auch die VW-Kontrolleure verdienen künftig deutlich mehr. Ihre Bezüge setzen sich im Wesentlichen zusammen aus einer festen Vergütung, der Tätigkeit in Ausschüssen und Sitzungsgeldern.

Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch erhält künftig als feste Vergütung jährlich 510.000 Euro statt der bisher 300.000 Euro. Sein Stellvertreter, IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, bezieht 340.000 Euro statt 200.000 Euro. Die übrigen Mitglieder werden mit 170.000 Euro statt 100.000 Euro jährlich vergütet.

Mitglieder des Arbeitnehmerflügels im Aufsichtsrat führen ihre Bezüge an die Hans-Böckler-Stiftung ab. Die Stiftung ist nach eigenen Angaben das Mitbestimmungs-, Studien- und Forschungsförderwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Für die Tätigkeit in einem Ausschuss erhalten die Mitglieder des Kontrollgremiums künftig jährlich 75.000 Euro statt 50.000 Euro. Die Vorsitzenden eines Ausschusses werden mit 150.000 Euro statt 100.000 Euro vergütet, ihre Stellvertreter mit 112.500 Euro statt 75.000 Euro.

Wahlen

Für den Arbeitgeberflügel wurde der österreichische Jurist Günther Horvath in den Aufsichtsrat gewählt. Er folgt auf die im vergangenen Jahr verstorbene Louise Kiesling. In ihren Ämtern bestätigte wurden Marianne Heiß sowie Wolfgang Porsche. Beide gehören ebenfalls dem Arbeitgeberflügel im Kontrollgremium an. Porsche wurde am Tag der Hauptversammlung 80 Jahre alt. Er wurde von Aktivisten auf der Veranstaltung mit Torte beworfen.