Berlin. Zwischenfälle stören die Aktionärsversammlung des VW-Konzerns empfindlich. Blume verteidigt seine Doppelrolle als Konzern- und Porsche-Chef.

Was für Gegensätze: Während der VW-Konzern am Rand der Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin und in der Aktionärsaussprache scharfer Kritik von Aktivisten und Anlegern ausgesetzt war, zelebrierte Konzernchef Oliver Blume in seiner Rede gepflegte Langeweile.

Schon vor Beginn der Hauptversammlung war rund um das Berliner Messegelände und vor dem Berliner Messegebäude City Cube viel los. Unter anderem hatten sich vor dem Eingangsbereich Demonstranten der Gesellschaft für bedrohte Völker mit Masken, Ketten und Transparenten aufgestellt.

Sie protestierten gegen Zwangsarbeit und Unterdrückung in China, insbesondere mit Blick auf die muslimische Minderheit der Uiguren. Hanno Schedler von der Gesellschaft für bedrohte Völker sagte unserer Zeitung, dass die Organisation von VW fordere, die Menschenrechtsverletzungen nicht zu ignorieren. VW betreibt mit einem chinesischen Partner ein Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang, in der die Uiguren leben. VW müsse sich entweder aus der Region zurückziehen oder für seine Lieferketten vollständige Transparenz herstellen, sagte Schedler.

Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker demonstrierten in Berlin gegen Zwangsarbeit und Unterdrückung in China. 
Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker demonstrierten in Berlin gegen Zwangsarbeit und Unterdrückung in China.  © Andreas Schweiger | Andreas Schweiger

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Deutlich zu erkennen: Ein Gegenstand traf den Sitzplatz von VW-Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche. 
Deutlich zu erkennen: Ein Gegenstand traf den Sitzplatz von VW-Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche.  © Andreas Schweiger | Andreas Schweiger

Derweil drängelten sich vor dem Eingangsbereich des City Cubes VW-Aktionäre. Sie mussten durch strenge Einlasskontrollen. Zahlreiche Besucher mussten Taschen und Koffer abgeben, unter anderem weil keine Flaschen mit in die Halle genommen werden dürfen. Zum Teil mussten auch mitgeführte Computer gestartet werden, um auszuschließen, dass sie Störsender enthalten.

Zu einem Zwischenfall kam es während der Rede des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch, als dieser mit Gegenständen beworfen wurde. Pötsch wich ihnen aus und setzte seine Rede äußerlich unberührt fort. Offenbar handelte es sich bei den Gegenständen um Kuchen und Obst, sie galten wohl nicht Pötsch, sondern Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche. Der wurde am Mittwoch 80 Jahre alt.

Aktivisten unterbrechen Rede von Volkswagen-Chef Oliver Blume

Gestört wurde auch die Rede von Konzernchef Blume. Der musste seine Rede kurzzeitig unterbrechen, als Aktivisten lautstark gegen Zwangsarbeit in China protestierten. Blume trug ausnahmslos bekannte Positionen und strategische Ziele vor. So bekräftigte er einmal mehr: „Wir stellen Volkswagen noch globaler auf – stark in Europa und China, und mit einem ambitionierten Plan in Nordamerika. Wobei wir weitere Wachstumsregionen wie Indien und Südost-Asien ebenfalls im Blick behalten.“

Aktivisten werden aus dem Saal gebracht.
Aktivisten werden aus dem Saal gebracht. © dpa | Britta Pedersen

Weitere Ziele: „Wir wollen – und ja, wir müssen – stärker werden im Bereich Software und Digitales. Wir bauen neue technologische Geschäftsfelder auf – wie in der gesamten Wertschöpfungskette der Batterie zum Beispiel. Und wir sichern unsere Rohstoffketten mit globalen Partnern strategisch und umfassend ab.“

Blume verteidigte seine von Aktionären kritisierte Doppelrolle als Chef des VW-Konzerns und von Porsche: „Bei Porsche bin ich nahe an den Prozessen, an den Technologien, an den Menschen. Auf dieser Basis kann ich im Konzern fundierte strategische Entscheidungen treffen – und das kommt allen unseren Marken zugute.“

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