Wolfsburg. Im ersten Quartal gab es für den Wolfsburger Autobauer im Reich der Mitte allerdings einen empfindlichen Dämpfer.

Verkehrte Welt in Wolfsburg. Waren es bis vor gar nicht allzu langer Zeit die Chinazahlen, die stets das Konzernergebnis überstrahlten, löst der größte Markt der Wolfsburger inzwischen besorgtes Stirnrunzeln aus. Um empfindliche 14,5 Prozent gingen dort im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Auslieferungen zurück. Im Rest der Welt dagegen legte der Konzern um 7,5 Prozent zu, im März sogar um 23,9 Prozent, wie er am Donnerstag mitteilte.

Mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm wollen die Wolfsburger nun gegensteuern, die Entwicklung in China bündeln. Das gilt insbesondere für das Segment der rein elektrischen Fahrzeuge, bei denen VW laut Finanzvorstand Arno Antlitz einen „slow Start“ hingelegt hat – einen langsamen Start. Sie fahren dem Wettbewerb hinterher.

„Gut angelegtes Geld“

Nun ist die Erfahrung eines langsamen Starts nicht neu in Wolfsburg. VW war selten die Speerspitze, wenn es um neue Entwicklungen ging – etwa der E-Mobilität. Doch kommt der Tanker erstmal in Fahrt, dann ist er nicht so leicht zu bremsen. Wohl auch auf Basis dieser Erfahrung gab sich Antlitz am Donnerstag in einer Online-Konferenz optimistisch: China werde ein sehr wichtiger und profitabler Markt bleiben. Das dort investierte Geld sei gut angelegt.

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Das gelte auch für den amerikanischen Kontinent. Antlitz bestätigte die Strategie, die USA neben Europa und China zur dritten Säule des Konzerns auszubauen. Auf dem „sehr profitablen“ US-Markt bestehe die Chance für nachhaltiges Wachstum. Dabei soll die wiederbelebte US-Marke Scout helfen, über die der Konzern SUV und Pick-ups vertreiben will.

Ein Blick auf verschiedene Konzernsparten:

Die Markengruppe Volumen, zu der die Kernmarke VW gehört, steigerte im ersten Quartal ihren Absatz um 30 Prozent auf knapp 1,2 Millionen Fahrzeuge. Der Umsatz legte mit rund 36 Prozent auf knapp 33,2 Milliarden Euro sogar noch stärker zu. Das operative Ergebnis verdoppelte sich nahezu auf
1,74 Milliarden Euro. Die Rendite verbesserte sich von 3,6 Prozent auf 5,3 Prozent.

Ergebnis halbiert

Die von Audi angeführte Markengruppe Premium steigerte ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34,6 Prozent auf 323.000 Autos. Der Umsatz legte um rund 18 Prozent auf knapp
16,9 Milliarden zu. Allerdings halbierte sich das operative Ergebnis nahezu auf rund 1,8 Milliarden Euro. Als Ursache nannte VW unter anderem Bewertungseffekte. Die Rendite erreichte 10,8 Prozent. Ein weitere Beleg dafür, dass sich mit hochpreisigen Fahrzeugen mehr Geld verdienen lässt.

Das gilt auch für die von Porsche angeführte Markengruppe Sport&Luxury. 18,5 Prozent Rendite sprechen eine eigene Sprache. Der Absatz erhöhte sich um knapp 29 Prozent auf 85.000 Autos. Der Umsatz kletterte um rund 27 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis erhöhte sich ebenfalls um 27 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

Damit liegen alle drei Markengruppen mit ihrem operativen Ergebnis recht dicht beieinander. Anders ausgedrückt: Die Sport- und Luxusmarken Porsche und Co. produzieren zwar nur etwa ein Vierzehntel beziehungsweise rund 7 Prozent des Umfangs der Markengruppe Volumen, verdienen aber fast ebenso viel. Noch Fragen?

Preise für Gebrauchte sinken

Noch ein Blick nach Braunschweig: Die Finanzdienstleistungen steigerten zwar im ersten Quartal ihren Umsatz um rund 10 Prozent auf knapp 12 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis aber gab um rund 34 Prozent auf 985 Millionen Euro nach. Eine Ursache sind die sich normalisierende Preise für Gebrauchtfahrzeuge, nachdem im vergangenen Jahr die Preise durch die Decke geschossen waren.