Wolfsburg. Der Island-Turbo der Fußballerinnen des VfL Wolfsburg lebt auch den Traum ihrer Mutter – und will im Halbfinal-Rückspiel beim FC Arsenal gewinnen.

Packt’s der VfL Wolfsburg in diesem Jahr ins Endspiel der Champions League? Die Antwort gibt’s am Montagabend (18.45 Uhr), wenn die Wolfsburgerinnen im Halbfinal-Rückspiel im Stadion des FC Arsenal antreten. Einer der größten Trümpfe im VfL-Spiel ist aktuell Sveindis Jonsdottir. Die 21 Jahre alte Isländerin blüht in diesem Frühjahr so richtig auf, zeigt als Außenstürmerin in den Topspielen konstant starke Leistungen. Mit einem Sieg im Norden Londons will sie sich den Traum vom ersten Königsklassen-Endspiel erfüllen. Ihren eigenen und den ihrer Mutter Eunice.

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg:

Jonsdottirs Mama jubelte im Hinspiel auf der Tribüne der Volkswagen-Arena, die Kameras von Streamingdienst Dazn fingen sie beim Jubeln ein. Eunice hat ihre Tochter noch nicht so häufig im VfL-Trikot spielen sehen, „vielleicht zwei, drei Mal“. Das erste Mal durfte sie live bejubeln, wie ihre Tochter ein Tor schießt, die Vorlage zu Ewa Pajors 1:0 gab die pfeilschnelle Stürmerin obendrein. „Sie hat eine sehr große Persönlichkeit, und sie ist sehr stolz“, sagt Sveindis, die eine enge Beziehung zur Mama hat: „Sie hat mich immer unterstützt. Als sie jung war, wollte sie in Ghana spielen, aber die Akzeptanz für Frauenfußball war nicht da. Ich lebe auch ihren Traum, für sie hat es sich angefühlt, als hätte sie selbst getroffen.“

Sveindis Jonsdottir war beim 2:2 im Hinspiel in der VW-Arena mit einer Vorlage und einem Treffer die Wolfsburger Spielerin des Spiels – und das nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen.
Sveindis Jonsdottir war beim 2:2 im Hinspiel in der VW-Arena mit einer Vorlage und einem Treffer die Wolfsburger Spielerin des Spiels – und das nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen. © regios24 | Darius Simka

Jonsdottir liegen die großen Spiele mehr und mehr

In London wird sie auf die Unterstützung von Eunice verzichten müssen, dafür haben sich 22 Menschen, Familie und Freunde, vor allem von ihrem Freund, angekündigt, sie werden den VfL-Fanblock unter den mehr als 55.000 Fans verstärken. Und Jonsdottir anfeuern, damit sie vielleicht wieder so einen starken Auftritt hinlegt. Die großen Spiele, das haben die vergangenen Wochen gezeigt, liegen ihr. Die 21-Jährige trifft nicht mehr nur gegen Köln, Leverkusen und Co., sondern auch gegen Gegner aus dem ganz oberen Regal. Noch dazu hat sie den Status als Edeljoker in den vergangenen Wochen abgelegt, stand in den wichtigen Partien, auch schon im Viertelfinale gegen Paris St. Germain immer in der VfL-Startelf. Im DFB-Pokal-Halbfinale beim FC Bayern war sie mit zwei Treffern und einem Assist Matchwinnerin, gegen Arsenal war es dann ihr nächstes Topauftritt.

Jonsdottir lebt auf Linksaußen von ihrer Geschwindigkeit, ihre weiten Einwürfe in den Strafraum sind eine ganz spezielle Waffe – und sie hat ein Gespür für den Raum auf Außen und Torgefahr in der Mitte. Längst lecken sich Europas Topklubs die Finger, daher ist man beim VfL froh, mit dem Toptalent, das gerade zur Weltklasse-Spielerin reift, nach nicht einmal einem halben Jahr in Wolfsburg und vor der EM in England im vergangenen Sommer bis 2025 verlängert zu haben.

Jonsdottir: Spüre das Vertrauen der Trainer und Mitspielerinnen

Das Selbstbewusstsein der anfangs schüchternen Isländerin ist spürbar gewachsen – ohne dass zu befürchten steht, sie würde abheben. Sie ist weiter bescheiden, betont immer den Stellenwert des Teams. Sie sagt aber auch: „Ich spüre das Vertrauen der Trainer und meiner Mitspielerinnen, das gibt mir mehr Zuversicht.“

Die hat sie auch für das entscheidende Halbfinale, auch wenn der VfL im Hinspiel die 2:0-Führung noch aus den Händen gab, nach dem 2:2-Endstand jetzt einen Sieg benötigt. „Es wird ein schwieriges Spiel, Arsenal hat es geschafft, nach dem 0:2 zurückzukommen. Aber es gibt eine große Chance für uns, das Champions-League-Finale zu erreichen. Wir müssen noch mehr Power geben und zeigen, dass wir ins Endspiel wollen.“

Camp-Nou-Erfahrung als Hilfe für das Rückspiel in London

Wichtig wird sein, dass der VfL einerseits aus den Hinspiel-Fehlern lernt, bei eigener Führung mehr Ruhe in die Partie bekommt – und er darf sich andererseits nicht anstecken lassen von der großen Kulisse im Londoner Norden; nie sahen mehr Fans auf der Insel ein Champions-League-Spiel. Das war den Wolfsburgerinnen vor einem Jahr in Barcelona passiert, als sie die Rekordkulisse von 91.648 Frauenfußball-Fans zu sehr beeindruckte, sie mit 1:5 verloren.

„Das hat uns damals ein bisschen nervös gemacht, aber ich denke, wir haben daraus gelernt“, sagt der Außenbahn-Turbo. „Aber das ist genau das, was wir alle wollen. Es ist der Traum eines jeden Kindes, einer jeden Fußballerin.“ Mit einem Sieg im Emirates und dem Finaleinzug in Eindhoven würde ein weiterer Traum in Erfüllung gehen – von Jonsdottir und sicher auch von ihrer Mama Eunice, die dann vor dem Fernseher mit ihrer Tochter mitfiebert.

Mehr aus dem Wolfsburger Sport: