Wolfsburg. Der Verteidiger des VfL Wolfsburg verpasst zum ersten Mal in dieser Saison Einsatzminuten. Mit perfekten Serien kennt sich Schäfer aus.

Die Entwicklung, die Micky van de Ven in dieser Saison beim VfL Wolfsburg genommen hat, ist bemerkenswert. So bemerkenswert, dass der Niederländer in der laufenden Runde noch keine einzige Spielsekunde verpasst hat. Bis jetzt zumindest. Am Sonntag, wenn der Fußball-Bundesligist den FSV Mainz 05 (Sonntag, 17.30 Uhr) im Rennen um den Europacup empfängt, muss van de Ven zuschauen. In der Schlussphase des 5:1-Kantersieges beim VfL Bochum am vergangenen Spieltag handelte er sich eine gelbe Karte ein. Es war seine fünfte. Die bekannte Konsequenz: ein Spiel Sperre. Beunruhigt ist Marcel Schäfer deshalb nicht. Und der Wölfe-Geschäftsführer weiß genau, wie sich eine Saison ohne Pause anfühlt – und worauf es dabei ankommt.

Marcel Schäfer: „Dass ein junger Spieler so stabil spielt, darf man nicht erwarten“

Dass van de Vens Durchbruch so massiver Natur sein würde, war im Sommer sicherlich noch nicht abzusehen. 2021 war er aus der 2. niederländischen Liga vom FC Volendam in die VW-Stadt gewechselt. In seinem ersten Jahr war er nur Reservist. Mittlerweile ist der Innenverteidiger aus der Formation von Trainer Niko Kovac kaum noch wegzudenken. „Ich erwarte grundsätzlich eine maximale Leistungsbereitschaft“, sagt Schäfer im Gespräch mit unserer Zeitung, aber „dass ein junger Spieler so stabil spielt, darf man nicht erwarten. Denn zu einer Entwicklung gehören auch Schwankungen dazu. Man muss aber ehrlich sein: Die hatte Micky in dieser Saison nicht.“

Van de Ven ist mit einem Top-Speed von 35,97 Stundenkilometern der schnellste Innenverteidiger der Bundesliga. Er ist robust im Zweikampf, bringt eine gute Antizipation mit. Noch dazu ist er Linksfuß. Ein starkes Paket. „Dazu gehört eine professionelle Einstellung. Man braucht auch ein bisschen Glück und muss ordentliche Leistungen bringen. Aber es ist natürlich etwas Besonderes, keine Frage“, sagt Schäfer zu Superserie des 22-Jährigen.

Mehr zum VfL Wolfsburg:

Micky van de Ven bekam Gehaltsanpassung

Kein Wunder also, dass der Niederländer längst auch in den Notizbüchern anderer Klubs auftaucht. Die Grün-Weißen haben den Vertrag mit dem Youngster gerade erst vorzeitig bis 2027 verlängert – mit einer Gehaltsanpassung natürlich. Eine Ausstiegsklausel enthält der Kontrakt nach unseren Informationen nicht.

Im vergangenen Sommer noch fahndeten die Wolfsburger nach dem Weggang von John Anthony Brooks nach einem weiteren Spieler fürs Deckungszentrum. Es kam aber kein Transfer zustande. Und vielleicht war das auch das Glück, von dem Schäfer gesprochen hat. Schließlich war die Konkurrenz für van de Ven kleiner – und damit die Chance auf Einsatzzeit größer.

Marcel Schäfer kennt di perfekte Saison

Schäfer selbst kennt sich übrigens aus mit der Dauerbrenner-Thematik. In der Saison 2010/11 etwa verpasste der ehemalige Linksverteidiger keine Bundesliga-Minute beim VfL. „Bei mir war vielleicht ein Indikator, dass ich in Zweikämpfen nicht immer so hingelangt habe, wie es hätte sein sollen. Also viele gelbe Karten hatte ich nie“, sagt Schäfer lächelnd.

Gegen Mainz nun wird van de Ven fehlen. Und das ausgerechnet im Duell mit einem direkten Konkurrenten im Rennen um das internationale Geschäft. Eine Gelbsperre aber ist freilich nichts Exotisches – vor allem nicht für einen Verteidiger. „Das bedeutet auch, dass er hier und da mal zur Sache geht. Ein Abwehrspieler, der sich gar keine gelbe Karte abholt – das wäre auch etwas ungewöhnlich“, sagt Schäfer.

Paulo Otavio spielt nie wieder für den VfL Wolfsburg

Van de Ven zu ersetzen, dürfte Kovac trotzdem schwer fallen. Schließlich ist der Niederländer auch noch variabel. In Bochum etwa setzte der Coach seinen Schützling nicht im Zentrum, sondern links in der Viererkette ein. Der Grund: Paulo Otavio fällt mit einer Sprunggelenksverletzung auf unbestimmte Zeit aus.

Damit steht der Brasilianer auch gegen den FSV nicht zur Verfügung. Da sein Vertrag im Sommer ausläuft, wird der 28-Jährige nie wieder für die Wolfsburger auflaufen. Otavio und die Grün-Weißen konnten sich nämlich nicht auf eine Verlängerung der Zusammenarbeit einigen.

Wer spielt gegen den FSV Mainz?

Am Sonntag werden Maxence Lacroix und Sebastiaan Bornauw gesetzt sein. Sie sind die einzigen gelernten Innenverteidiger, die Kovac noch zur Verfügung hat. Das größere Problem dürfte auf der linken Seite liegen. Neben Otavio und van de Ven wird voraussichtlich auch Kevin Paredes (Oberschenkel) noch fehlen. Möglich also, dass Winterneuzugang Nicolas Cozza zu seinem ersten Startelf-Einsatz kommt. Alternativ könnte der Coach aber auch auf Allzweckwaffe Yannick Gerhardt setzen. Der ist auch früher schon als Außenverteidiger aufgelaufen. Oder Kovac formiert mit Lacroix, Bornauw und Josuha Guilavogui eine Dreierkette. Dann wäre etwa Jakub Kaminski eine Option für die Außenbahn. „Wir sind gut aufgestellt, um auch Ausfälle zu kompensieren“, meint Schäfer.

Wie auch immer: Das van-de-Ven-Problem besteht ja nur für ein Spiel. Dann wird der 22-Jährige wieder auflaufen und seinen 2610 Liga-Minuten weitere hinzufügen können. Der Niederländer wird heiß darauf sein. Denn das große Ziel heißt niederländisches Nationalteam. „Eine Grundvoraussetzung, um als junger Spieler dort Fuß zu fassen, ist, permanent zu spielen. Und diese Perspektive können wir ihm in der nächsten Saison auch geben“, sagt Schäfer mit einem Augenzwinkern.