Wolfsburg. Niko Kovac hatte sich für Bayer Leverkusen etwas Besonderes einfallen lassen. Jetzt sollen beim VfL endlich wieder Heimsiege her.

Niko Kovac und Xabi Alonso waren sich schnell einig. Als sie sich nach dem 0:0 zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen am späten Sonntagabend das Podium im Presseraum der VW-Arena teilten, kamen sie überein, dass die Punkteteilung „fair“ war, wie Alonso sagte. Aber nicht nur das. Auch in einer Philosophierfrage waren die Ex-Profis einer Meinung.

Nachdem Alonso die These „wenn man nicht gewinnen kann, darf man nicht verlieren“ aufgestellt hatte, schob Kovac hinterher: „Xabi hat total recht. Das hat auch mein ehemaliger Trainer Giovanni Trapattoni schon gesagt: Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du nicht verlieren.“

Josuha Guilavogui, Micky van de Ven und Sebastiaan Bornauw bremsen Bayer aus

Tja, der Wolfsburger Coach und sein Leverkusener Kollege haben eben einiges gemeinsam. Zum Beispiel, dass sie während ihrer aktiven Zeit für ausgebuffte Übungsleiter arbeiteten. Trapattoni war nur einer davon. Jetzt machen sie sich selbst einen Namen als Trainer. Und bei diesem Remis stellten beide unter Beweis, dass sie taktisch auf der Höhe sind.

Es war kein Feuerwerk, das sich den 20.137 Zuschauern unter Flutlicht bot. Es war eher etwas für Puristen. Keines der Teams wollte sich so richtig aus der Deckung wagen. Die aber stand dafür umso besser. Und genau darauf hatte es Kovac auch abgesehen. „Wir haben versucht, die Schnelligkeit von Bayer 04 Leverkusen aus dem Spiel zu nehmen“, sagte der Kroate, „das ist uns größtenteils auch gelungen.“ Und dafür hatte sich der 51-Jährige zu einer Umstellung entschieden. Ohne die kranken Maximilian Arnold (Magenverstimmung) und Kilian Fischer (Infekt) ließ er eine Dreierkette auflaufen. Die Räume waren eng, die Staffelung funktionierte. Im Zentrum stand Josuha Guilavogui als Abfangjäger tief. Seine Nebenleute Sebastiaan Bornauw und Micky van den Ven sollten Bayers Hochgeschwindigkeits-Angreifer um Jeremie Frimpong und Moussa Diaby ausbremsen.

Mehr zum VfL Wolfsburg:

Niko Kovac: „Aber er muss noch ein paar Jahre hierbleiben“

Besonders dem Niederländer im Wölfe-Trikot gelang das gut. Er ist immerhin mit einem gemessenen Top-Speed von 36,35 km/h selbst nicht gerade ein Bummler auf dem Platz. „Der Plan des Trainers hat gut funktioniert. Wir haben nur wenig zugelassen“, befand Guilavogui.

Und van de Ven ist in der laufenden Spielzeit ohnehin über alle Zweifel erhaben. Nach wie vor verpasste der 21-Jährige keine einzige Spielminute. Er ist der Shootingstar unter den Wölfen. Gerade erst hat er seinen Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängert. Ob er so lange bleiben wird? Fraglich bei diesen Leistungen. Noch sei kein anderer Klub bei ihm vorstellig geworden, betonte VfL-Geschäftsführer Marcel Schäfer. In dem einen oder anderen Notizbuch dürfte der Name des Linksfußes aber ganz sicher auftauchen. Wenn er „gesund“ und „normal“ bleibe, dann habe van de Ven eine große Karriere vor sich, prophezeite Kovac – und schob mit einem Lächeln hinterher: „Ich drücke ihm die Daumen. Aber er muss noch ein paar Jahre hierbleiben. Und dann kann er irgendwann mal gehen.“

Der VfL Wolfsburg braucht Heimsiege für den Europacup

Der Punkt gegen Leverkusen war sicherlich einer, der nicht am Selbstvertrauen zerrt. Und da sämtliche Konkurrenten im Europacup-Rennen ebenfalls mit Punkteteilungen leben mussten, hat sich die Ausgangssituation nicht verändert. Fast zumindest. Den Wolfsburgern bleibt ein Spiel weniger, um den Rückstand noch aufzuholen. Der VfL liegt auf Rang 9. Der Abstand zu Platz 7 ist mit zwei Zählern nur hauchzart. Die sechstplatzierten Leverkusener sind aber immerhin schon vier Punkte weg. „Uns fehlt diese Effizienz, auch mal einen dreckigen Sieg zu holen“, befand Yannick Gerhardt, „wenn wir nach oben noch weiter aufschließen wollen, müssen wir langsam mal wieder anfangen zu gewinnen.“

Vor allem auf heimischem Platz. Der bislang letzte Sieg in der VW-Arena liegt schon beinahe drei Monate zurück. „Jetzt in der finalen Phase musst du die Heimspiele gewinnen“, sagte Schäfer, „wir kassieren zu Hause zu viele Tore. Das muss man einfach sagen.“ Auch wenn das Spiel nicht attraktiv war, freute er sich umso mehr darüber, dass gegen Bayer mal wieder die Null stand – dank einer diszipliniert umgesetzten Philosophie.