Wolfsburg. Der VfL-Angreifer beendet beim 3:0 gegen den FSV Mainz seine Torflaute eindrucksvoll. Marcel Schäfer ohne Verständnis für Pfiffe gegen Omar Marmoush.

Sichtlich abgekämpft, aber doch beseelt stand Jonas Wind am Sonntagabend im Bauch der VW-Arena. Eine seiner Sportsocken war blutgetränkt. Die Spuren eines fulminanten Auftritts. „Es sieht schlimmer aus, als es ist“, sagte der 24-Jährige. Beruhigend. Denn in der so wichtigen Partie gegen den FSV Mainz 05 war bei ihm der Knoten geplatzt. Zwei Treffer steuerte er zum 3:0-Erfolg des VfL Wolfsburg im Duell mit einem direkten Konkurrenten um die Europacupplätze bei. Es war das Ende einer langen Torflaute.

Es sei das schönste Gefühl im Fußball, Tore zu schießen, hatte Wind noch vor wenigen Tagen gesagt. Seit dem 5:0-Erfolg über Hertha BSC hatte er auf dieses Gefühl warten müssen. 97 Tage später war es dann zurück. Und wie. Das 1:0 markierte der Angreifer nach einer Traumkombination. Aus der eigenen Hälfte heraus spielte sich der VfL in die Gefahrenzone. Maximilian Arnold bediente Ridle Baku.Felix Nmecha nahm Sebaastian Bornauw per Doppel-Hacke mit. Der legte quer auf Mattias Svanberg. Der Schwede schließlich steckte klug auf Wind durch. Und der lupfte überlegt an FSV-Keeper Robin Zentner vorbei.

Marcel Schäfer: „Ich glaube, dass der Lupfer in der Situation auch erlaubt war“

Lupfer? Da war doch was. Genau: Eine Woche zuvor war Wind noch mit einem solchen Versuch gescheitert. Beim 5:1 in Bochum hatte er einen Panenka-Heber an die Latte geschaufelt. „Ich glaube, dass der Lupfer in der Situation auch erlaubt war, weil der Keeper direkt vor ihm auftaucht. Beim Elfmeter würde ich mich freuen, wenn er nächstes Mal mit Vollspann in die Maschen zielt“, sagte VfL-Geschäftsführer Marcel Schäfer lächelnd.

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Allgemein zeigten die Wölfe gegen Mainz einen starken Auftritt. Sie legten sich den Gegner früh zurecht, nahmen ihm den Schneid – und spielten ihn dann teilweise schwindelig. Zumindest in den ersten 35 Minuten waren die Wölfe klar überlegen – und auch schon mit 3:0 in Führung. Bornauw hatte Treffer Nummer 2 per Kopf besorgt. Wind grätschte später einen Schussversuch von Ridle Baku aus spitzem Winkel über die Linie. „Es waren einige Monate. Es fühlt sich gut an, wieder in der Torschützenliste aufzutauchen“, sagte Wind.

Korrigiert der VfL Wolfsburg sein Saisonziel?

Nun ist der VfL wieder auf Rang 7 der Fußball-Bundesliga. Auf jenem Rang, der bei entsprechendem DFB-Pokalsieger zum Europacup reichen würde – und den Trainer Niko Kovac als Ziel ausgerufen hat. Allerdings: Auch die sechstplatzierten Leverkusener sind nur noch zwei Zähler entfernt. Müssen die Wölfe nun ihr Saisonziel korrigieren? „Nein, natürlich nicht“, sagte Kovac klar, „wir wollen die 7 halten. Wenn dann noch etwas geht, nehmen wir es gerne mit. Aber wir haben genügend Gegner, die uns von hinten anschieben.“

Und auch Schäfer ließ sich keine Euphorie entlocken. „Wir wollen das Maximale herausholen“, sagte der Geschäftsführer. Dazu müssen die Details stimmen. Gegen Mainz war das über weite Strecken der Fall. Auch wegen eines starken Jonas Wind. Der dänische Nationalspieler hatte mit Patrick Wimmer einen Angreifer an seiner Seite, der tiefe Wege ging. Wind hatte dadurch Raum, sich die Bälle auch im Mittelfeld zu holen und das Umschaltspiel mit anzukurbeln. Und dann half er auch noch in der Defensive fleißig mit. „Was die Arbeit gegen den Ball angeht, nimmt sich keiner raus. Und wenn doch, dann haben wir einen Trainer, der das sofort rügt und Signale setzt, weil wir das nicht dulden können“, sagte Schäfer.

Kein Verständnis für Pfiffe gegen Omar Marmoush

Das war in Bochum der Fall. Da wechselte Kovac Winds Sturmkollegen Omar Marmoush aus, weil ihm dessen Abwehrverhalten nicht gefallen hatte – nachdem er ihn 19 Minuten zuvor erst eingewechselt hatte. Die Fans bedachten den Ägypter am Sonntag mit Pfiffen. Sicherlich wegen der Sorglosigkeit. Sicherlich aber auch, weil Marmoush seinen Vertrag beim VfL nicht verlängert hat. Für diese Art Abstrafung hat Schäfer kein Verständnis: „Das kann und möchte ich nicht verstehen. Jeder, der bis zum Sommer bei uns unter Vertrag steht, braucht die bedingungslose Unterstützung von allen Seiten.“

Jedenfalls scheinen die Wölfe gerade rechtzeitig ihre Kaltschnäuzigkeit wiedergefunden zu haben. Und ein Jonas Wind in Topform kann im Europa-Rennen nur hilfreich sein.