Wolfsburg. Der Linksverteidiger hat es schwer bei Trainer Kovac, doch Klub-Boss Schäfer ist weiter „überzeugt“.

Die Wahl von Niko Kovac hatte sich bereits einen Tag vor dem Spiel in Bochum angedeutet. Der Trainer des VfL Wolfsburg hatte auf der Pressekonferenz mehr oder weniger durchblicken lassen, dass er eher zu Micky van de Ven statt Nicolas Cozza als Lösung auf der Linksverteidiger-Position des Fußball-Bundesligisten tendiert, nachdem sich die dortige Stammkraft Paulo Otavio verletzt hat.

So kam es dann auch. Micky van de Ven, eigentlich gelernter Innenverteidiger, übernahm die linke Außenbahn in der Vierer-Abwehrkette gegen Bochum. Nicolas Cozza, im Winter eigentlich als Ersatz/Konkurrent für Otavio geholt, blieb erneut zunächst draußen. Aber das Ergebnis gibt Kovac Recht. Der VfL gewann im Ruhrgebiet 5:1 und van de Ven war selbst auf seiner Ausweichposition der beste Abwehrspieler der Grün-Weißen.

Schäfer versteht Entscheidung des Trainers

Auch VfL-Geschäftsführer Marcel Schäfer konnte dieser Variante daher viel abgewinnen. „Man muss immer schauen, auf welchen Gegner man trifft und welche Stärken der hat. Bochums Stärken sind Standards, lange Bälle auf Philipp Hofmann und das unglaubliche Tempo über außen. Und damit ist die Entscheidung des Trainers schnell erklärt und auch schlüssig“, kommentierte er die Wahl des Coaches.

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So weit so gut. Trotzdem kommt man nicht umhin, sich zu fragen, warum Kovac Cozza sogar noch Anfang der zweiten Hälfte draußen ließ, als der bereits geschwächt ins Spiel gegangene Sebastiaan Bornauw nicht mehr weitermachen konnte und ein Platz im Abwehrzentrum frei wurde. Der Trainer brachte den gelernten Mittelfeldmann und bereits als Abgang feststehenden Josuha Guilavogui anstatt van de Ven in die Mitte zu ziehen und Cozza auf links zu stellen – und das bei einem Stand von 3:0 für seine Mannschaft zur Pause.

Otavio-Verletzung bisher kein Vorteil für Cozza

Für Cozza dürfte das eine weitere Ernüchterung in seiner Zeit in Wolfsburg gewesen sein, auch wenn Kovac ihn später in Bochum noch einwechselte – für die letzten elf Minuten. Damit kommt der Franzose nun auf zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga und einen weiteren im Achtelfinales des DFB-Pokals bei Union Berlin. Dabei hatten die Grün-Weißen den Außenverteidiger Ende Januar doch extra von Montpellier HSC, wenige Monate bevor sein Vertrag dort auslief, für geschätzte 500.000 Euro verpflichtet, damit er Otavio auf der linken Abwehrseite Konkurrenz macht. Doch an dem Brasilianer kam Cozza bisher nicht vorbei, und obwohl dieser nun verletzt ist und in dieser Saison kein Spiel mehr absolvieren wird, spielt Cozza immer noch nicht von Beginn an.

Das ist sicherlich nicht einfach für den 24-Jährigen. Aber Geschäftsführer Schäfer sagt: „Nicolas muss Geduld mitbringen. Er ist neu und im Januar relativ spät gekommen, hat die Vorbereitung fast komplett verpasst. Wir sind nach wie vor von ihm überzeugt, und nun hat er seinen zweiten Einsatz verbucht.“ Ob im Saisonfinale weitere dazukommen, bleibt allerdings abzuwarten. Die Wolfsburger kämpfen immerhin darum, sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Eher unwahrscheinlich, dass in dieser heißen Phase Kovac einem Spieler mit kaum Spielpraxis das Vertrauen schenkt.

Bayern-Bezwinger Mainz kommt

Es dürfte also erneut auf van de Ven als Linksverteidiger am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Mainz 05 hinauslaufen. Die Partie gegen den direkten Konkurrenten könnte für die Wölfe zu einem Schlüsselspiel werden. „Im Moment sind wir in der finalen Saisonphase, in der jede Partie wichtig ist. Natürlich hat das Spiel gegen Mainz aufgrund der Tabellensituation eine besondere Tragweite. Wir freuen uns auf Mainz. Das ist, was die Form angeht, im Moment eine der stärksten Mannschaft, die jetzt auch die Bayern geschlagen hat“, verdeutlicht Schäfer, welchen Respekt man vor den Gästen habe, die zwei Punkte Vorsprung auf den VfL haben.

Aber auch der konnte mit dem deutlichen und souveränen Sieg in Bochum etwas Selbstvertrauen tanken. „Es war ja nicht so, dass wir die letzten Wochen schlechte Leistungen gebracht haben, sondern dass wir uns für den Aufwand, den wir betreiben, nicht belohnt haben. Das war in Bochum gut. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt ein Signal gesetzt, dass wir Tore schießen, effizient sind und eiskalt zuschlagen können“, meint Schäfer.

Für Cozza wird es nicht einfacher

Toreschießen ist nicht die primäre Aufgabe, für die Cozza geholt wurde. Er wurde als Option für die Abwehr verpflichtet. Nach dem aktuellen Stand dürfte der Franzose froh sein, wenn er sich im Saisonendspurt weitere Minuten auf Bundesliga-Niveau zeigen kann.

In der nächsten Saison werden die Karten dann neu gemischt. Konkurrent Paulo Otavio ist lange verletzt und wird Wolfsburg wahrscheinlich verlassen. Mehrere Angebote zur Vertragsverlängerung hatte der VfL dem Brasilianer unterbreitet, alle hat der Abwehrspieler abgelehnt – vor seiner Verletzung. Es sieht so aus, dass Cozza im Sommer einen neuen Konkurrenten erhält. Es ist aber nicht gesagt, dass es dann für ihn einfacher wird.