Braunschweig. Ridha Kitar möchte aufsteigen und dann eine Pause einlegen - Übernimmt bei Braunschweigs Zweitvertretung dann ein Ex-Profi?

Seine Mannschaft reitet auf der Erfolgswelle und hat beste Chancen auf die Meisterschaft in der Fußball-Landesliga. Nach Ablauf der Saison jedoch sieht Eintrachts U23-Coach Ridha Kitar für sich den perfekten Zeitpunkt, Abschied von der Trainerbank zu nehmen.

Seine Aussage wird viele Braunschweiger Fußballinteressierte zunächst wundern. Warum hört man gerade dann auf, wenn man in der kommenden Saison Oberligaluft schnuppern könnte? Es läuft richtig gut für seine Mannschaft, die U23 führt die Landesliga mit neun Punkten Vorsprung auf Göttingen 05 an. Die Göttinger haben allerdings noch zwei Spiele mehr zu absolvieren.

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Doch der Kurs des blau-gelben Nachwuchses zeigt deutlich nach oben. Sollte es mit dem Aufstieg klappen, hätte der Verein nach vielen Jahren endlich wieder eine Oberligamannschaft am Start. Warum also gehen?

„Ich bin jetzt elf Jahre am Stück dabei und habe während der Zeit auch viel Aufwand betrieben. Ich glaube, eine Pause von der Trainerbank wird mir guttun. Vielleicht ergibt sich die eine oder andere Möglichkeit, den Verein an anderer Stelle zu unterstützen.“

Marc Pfitzner kehrt vorerst nicht mehr zur U23 zurück

Nach der Entlassung von Eintrachts Cheftrainer Jens Härtel Ende Oktober ging alles sehr schnell. Der damalige Coach der U23, Marc Pfitzner, wurde spontan als Nachfolger bestimmt. Übergangsweise coachte der Ex-Profi zunächst für die darauffolgenden zwei Wochen das Zweitligateam.

Eine anschließende Rückkehr zur U23 jedoch gab es nicht, Pfitzner blieb als Assistent unter dem neuen Trainer Daniel Scherning im Amt. Pfitzners Funktion als U23-Trainer übernahm daraufhin Kitar, der sich relativ schnell mit der neuen Aufgabe anfreunden konnte: „Mir war klar, dass einiges auf mich zukommen würde. Allein die Tatsache, dass man als Cheftrainer noch viel mehr in der Verantwortung steht.“

Ridha Kitar kam vom BSV Ölper zu Eintracht Braunschweig

Kitar hat sich in den Jahren zuvor als Trainer in verschiedenen Altersklassen bei der Eintracht einen Namen gemacht: „Ich denke, ich habe meinen Anteil an der stetigen Entwicklung und an den guten Strukturen des NLZ.“

Dass Kitar damals vom BSV Ölper zur Eintracht wechselte, war eher dem Zufall geschuldet. „Die damaligen Platzverhältnisse im Stadion waren nicht optimal, deshalb trainierte Eintrachts U19-Coach Sven Gartung mit seinem Team beim BSV Ölper am Biberweg. „Als damaliger Co-Trainer unter Willi Feer hatte ich dadurch erste Kontakte zum ehemaligen sportlichen Leiter. Über Gartungs späteres Angebot, ins NLZ zu wechseln, habe ich mich schon gefreut und nicht lange gezögert.“

Danach packte Kitar der Ehrgeiz erst richtig. „Während der Anfangszeit im NLZ habe ich mich weitergebildet und die DFB-A-Lizenz an der Sportschule Kaiserau erworben. Als damals 40-Jähriger musste ich mich mit den teilweise viel jüngeren Aspiranten messen, das war nicht immer einfach.“

Phillip Tietz vom FC Augsburg gehört zu den NLZ-Talenten

In den nachfolgenden Jahren erweiterte Kitar sein Wissen immer mehr, wovon die Nachwuchskicker mehr und mehr profitieren konnten. „Mein Eindruck ist, dass sich einige Fußballinteressierte leider immer wieder negativ über unser Nachwuchszentrum im Kennel äußern. Die Aussage, da passiere doch sowieso nichts, stimmt so nicht. Wir hatten auch einige Kicker dabei, die heute auf der großen Bühne wiederzufinden sind. Da gab es Phillip Tietz, der jetzt beim FC Augsburg seine Tore schießt, oder Omar Traore, der in Heidenheim unter Vertrag steht. Viele Spieler entwickeln sich oft erst später, was man nicht immer vorhersehen kann. Ich finde, man sollte einfach noch mehr Geduld mit den Youngstern aufbringen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass Eintracht mit einer U23-Mannschaft zumindest in der Oberliga spielt. Der Anreiz im Verein zu bleiben, ist für die jungen Leute damit umso größer.“

Rückblickend kann der 52 Jahre alte U23-Trainer zufrieden sein mit seinen Stationen an der Hamburger Straße oder im NLZ im Kennel: „Der Aufwand, den ich derzeit betreibe, ist nicht ohne. Da sind die diversen Trainingsabende unter der Woche, die Spieltage und natürlich die Spielbeobachtungen, die anfallen. Schließlich habe ich auch noch einen Beruf, der mich ausfüllt.“

Eintrachts U23 spielt nun gegen den TSV Hillerse

Dazu muss man wissen, dass die Arbeit als Trainer im NLZ ziemlich aufwendig ist. Es gibt Schwerpunkte, wie trainiert werden soll. Jede Trainingseinheit muss dokumentiert und beurteilt werden und wird zusätzlich zum Nachlesen auch noch eingescannt. „Ich bin froh, mit Ken Reichel als Co-Trainer und Jasmin Fejzic als Torwarttrainer zwei ehemalige Profis als enge Vertraute an meiner Seite zu haben, die mich richtig gut unterstützen. Ich denke, dass ich mit meiner Philosophie bislang gut gefahren bin, denn ich möchte meiner Mannschaft viel positives Denken vermitteln, was sich letztlich in unserem Auftreten zeigt. So ist unser Spiel ansehnlicher geworden, Offensive und Defensive haben dazugelernt. Zu meinen Spielern habe ich ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt, was bei der Leistungsdichte in unserem Kader auch wichtig ist.“

Die kommende Partie gegen den TSV Hillerse am Samstag (18.30 Uhr) wurde aus Sicherheitsgründen von der Rheingoldarena ins NLZ verlegt. Für Kitars Truppe ist das kein ungewohntes Terrain, denn auch im Kennel demonstrierte sie bislang überzeugenden Fußball.

Ein möglicher Nachfolger für Kitar ist nach Informationen unserer Zeitung übrigens Deniz Dogan.

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