Braunschweig. Herthas Trainer hat wichtige Vorgänge in Braunschweigs Spiel dechiffriert. Scherning und sein Team müssen schnell neue Lösungen finden.

Eintrachts Saison verläuft in Phasen. Auf eine schlechte Phase zu Saisonbeginn folgte eine noch schlechtere, die das Aus von Trainer Jens Härtel bedeutete. Daniel Scherning übernahm in Braunschweig. Der neue Trainer stabilisierte das Team defensiv und führte es mit einem auf Konter ausgelegten Spiel vom Tabellenkeller immerhin ins –Erdgeschoss. Seit ein paar Wochen steckt der Fußball-Zweitligist allerdings in einer neuen Phase: der Stagnation, die zu einem Rücksetzer im Tableau führte. Seit dem 0:1 gegen Hansa Rostock am Freitagabend ist die Eintracht zurück im Keller auf Rang 17. Der Beginn dieser aktuellen Phase lässt sich ziemlich genau datieren – und er hat mit Pal Dardai zu tun.

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Am 24. Februar hatte Schernings Team gegen Hertha BSC eine formidable erste Hälfte gespielt. Da war Bewegung in der Offensive, da waren kluge Laufwege, da war eine bärenstarke Defensive. Einziger Wermutstropfen der „besten Hälfte“ unter seiner Führung, wie Scherning später sagen würde: dass es nur 1:0 stand für seine Blau-Gelben. In der Pause fand Dardai dann den Schlüssel, um gegen die Eintracht zu gewinnen. Die zu dem Zeitpunkt formstärkste Mannschaft der 2. Bundesliga war dechiffriert.

Pal Dardai sorgt mit seiner Erklärung für Lachen im Presseraum

Wie Dardai das machte? Herthas Trainer stellte dem Braunschweiger 3-1-4-2 nun ein 4-3-3 entgegen, ließ sein Team ein höheres Pressing praktizieren, was Eintrachts Spielaufbau unkoordinierter machte. Und ungefährlicher. Es häuften sich die langen Bälle aus der Abwehr in den Angriff, die ohne den dafür geeigneten Anthony Ujah aber nur selten ankamen, weitergeleitet oder gesichert werden konnten. So gelang den Blau-Gelben kaum mehr Entlastung.

Pal Dardai als Trainer von Hertha BSC.
Pal Dardai als Trainer von Hertha BSC. © dpa | Swen Pförtner

Herthas Coach erzählte dazu noch eine nette Anekdote. Über die ganze Trainingswoche hinweg habe er mit seinen Spielern über die Restverteidigung gesprochen. Wie sie sich also gegen einen schnellen Braunschweiger Konter oder einen weiten Ball auf die schnellen Eintracht-Stürmer zu wehren habe. „Restverteidigung, Restverteidigung“, sagte Dardai. „Ich habe so oft darüber gesprochen, dass ich abends zu meiner Frau im Bett schon ,Restverteidigung‘ gesagt habe.“ Das sorgte für Lachen im Presseraum.

Die Eintracht-Mannschaft ist gefordert, aber der Trainer auch

Dardais Anpassung haben selbstredend auch die Trainer der nächsten Braunschweiger Gegner registriert. Nürnberg und Rostock traten mit einem ähnlichen Plan an und schlugen die Eintracht mit 2:1 und 1:0. Knapp, aber nicht unverdient.

In den 180 Minuten gegen schlagbare Gegner aus Nürnberg und Rostock war nicht alles schlecht auf Braunschweiger Seite. Auch in den Partien gab es Möglichkeiten, die Punkte einzufahren. Allerdings: Es ist ein Abwärtstrend zu erkennen, eine Schwächephase. Ob das nur eine Momentaufnahme ist, oder ob sich daraus eine veritable Krise erwächst, werden die nächsten Spiele zeigen. Der nächste Gegner, der SC Paderborn, gilt als eine der taktisch stärksten Mannschaften der Liga. Es wird Höchstarbeit zukommen auf die Spieler. Und auf den Trainer.

In Hälfte 1 wirkten Eintrachts Spieler nicht bereit für Rostock

Scherning war am Freitagabend enttäuscht ob des Ergebnisses, „aber noch enttäuschter bin ich über unser Auftreten in der ersten Hälfte“, sagte er nach dem 0:1. „Da waren wir schlampig, lethargisch, haben die entscheidenden Zweikämpfe verloren und sind nicht der Situation entsprechend aufgetreten.“ Was das bedeutet? „Wir müssen über Kampf, Leidenschaft und diese Basics ins Spiel reinkommen, uns reinknallen und reinbeißen“, erklärte Scherning.

Damit hatte der Trainer recht. Vor allem in Hälfte 1 wirkten viele Spieler nicht bereit, um im Abstiegskampf zu bestehen. Nach der Pause und den Umstellungen Schernings wurde es etwas besser. In Braunschweigs beste Phase hinein erzielte Rostock dann das einzige Tor des Tages. Bitter. Und nach Anderson Lucoquis riesiger Chance aufs 1:1 kam von den Blau-Gelben kaum mehr etwas. „Hinten raus war der Wille erkennbar, es war dennoch zu wenig. Wir hatten zu wenige klare Bälle, zu wenige zweite Bälle, um eine zweite Welle zu starten“, sagte Scherning.

Eintracht Braunschweig braucht neue Ideen, neue Abläufe

Doch nicht nur seine Mannschaft ist gefordert, von nun an wieder mit einer anderen Bereitschaft in die neun noch ausstehenden Partien zu gehen. Es ist auch am Trainer, neue Elemente ins Spiel zu implementieren. Es braucht neue Abläufe, neue Ideen, überraschende Lösungen. Dank Dardais Kniff wissen alle Zweitliga-Trainer, wie der Braunschweiger Mannschaft beizukommen ist.

Dank der guten ersten Phase unter Scherning ist für Eintracht im Kampf um den Klassenerhalt noch alles drin. Aber die Schwächephase muss dafür schleunigst enden. Und eine neue Punkte-Phase beginnen.

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