Braunschweig. Braunschweigs junge Berater: Jugendliche und junge Erwachsene bieten bei „Nummer gegen Kummer“ ein offenes Ohr für Gleichaltrige.
Seit über 40 Jahren bietet der Verein „Nummer gegen Kummer“ bundesweit kostenfreie Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. In Braunschweig hat dieses Projekt seit 2021 Fuß gefasst und wird unter anderem von engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen getragen, die samstags von 14 bis 20 Uhr für ein offenes Ohr zur Verfügung stehen. Unter der Leitung von Heide Lorenz, die das Projekt beim Kinderschutzbund Ortsverband Braunschweig verantwortet, bieten diese ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater Menschen ihrer Generation eine Unterstützung an.
Die besondere Stärke beim Kinder- und Jugendtelefon: Die Beratenden sind selbst Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 27 Jahren. Wie Heide Lorenz berichtet, führt dies dazu, dass die Beraterinnen und Berater die Sprache, Lebensrealitäten und Probleme der Anruferinnen und Anrufer besser verstehen können. „Sie sind Experten ihrer Altersgruppe und Generation“, erklärt die Projektkoordinatorin. Die niedrige Hürde für die Anrufer liegt also darin, dass sie nicht viel erklären müssen, um verstanden zu werden.
Ehrenamtliche lernen Emotionen zu begleiten
Die Themen, mit denen sich die jungen Hilfesuchenden an die „Nummer gegen Kummer“ wenden, sind vielfältig und reichen von schulischen Problemen über Familienkonflikte bis hin zu Liebeskummer. Ein wichtiger Grundsatz ist für die Beratenden, wertfrei auf alle Anrufe zu reagieren. „Die jungen Menschen stülpen seltener ihre eigenen Lebenserfahrungen über das Problem, da sie selbst noch nicht so viel Lebenserfahrung gesammelt haben. Das ist ein Riesenvorteil, weil sie dadurch offener sind“, erklärt Lorenz.
Die Ausbildung der ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater umfasst 80 bis 100 Stunden. Der Verein „Nummer gegen Kummer“ gibt die Richtlinien der Ausbildung vor. Dabei werden Themen wie Mobbing, schulische Probleme, Freundschaften, Sexualität und Familie behandelt. Zusätzlich lernen die Teilnehmenden, offene Fragen zu stellen, Grenzen zu setzen und mit dem Gefühl umzugehen, auch mal nicht weiterhelfen zu können.
Aber auch das Aushalten von schwierigen Gesprächen sei sehr wichtig, so Lorenz. „Wenn ein Anrufer erzählt, seine Mutter ist verstorben, und ich fange mit ihm an zu weinen, dann bin ich zu nah dran. Für die Person ist es besser, wenn ich seine Gefühle aushalten kann und ihn durch seine Emotionen begleite.“
Braunschweiger werden durch Ehrenamt gestärkt
Regelmäßige Supervisionen bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu reflektieren, sich gegenseitig auszutauschen und eigene Probleme anzusprechen. „Es darf nicht sein, dass ein Beratender ständig seine Probleme mit sich herumschleppt und versucht, noch zusätzlich die von anderen zu lösen“, betont Lorenz.
Der Großteil der Beraterinnen und Berater studiert bereits. Einige gehen noch zur Schule. Was sie vereint: Sie möchten Menschen helfen. Empathie sei dabei enorm wichtig, bestätigt Lorenz. Aber auch Gelassenheit, Ruhe, Reflexion und Toleranz seien wesentliche Charaktereigenschaften, die durch das Ehrenamt mitunter noch gestärkt werden.
Lorenz: „Die jungen Leute kommen meist aus Elternhäusern, bei denen sich die Eltern gekümmert haben. Sie konnten sich gegebenenfalls stets mit ihren Geschwistern austauschen. Alles wurde unterstützt – von der Schule über den Sportverein bis zum Studium. Von diesem Glück möchten sie etwas abgeben. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ein Arbeitgeber kann sich über jeden Jugendlichen freuen, der ein Ehrenamt ausführt.“
Gemeinsam-Preis 2024
Mit der Verleihung des Gemeinsam-Preises im Braunschweiger Dom wollen wir Menschen aus der gesamten Region auszeichnen, die sich in besonderer Weise für die Gesellschaft engagieren.
Es sind Preise in zwei verschiedenen Kategorien ausgelobt:
1) Gemeinsam-Preis für bürgerschaftliches Engagement
2) Jugendpreis des Braunschweiger Doms
Der Preis wird am 14. Mai um 18.30 Uhr im Braunschweiger Dom vergeben.
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