Wernigerode. Drama in Australien: Harzer Eheleute müssen Weltreise abbrechen. Familie bittet in emotionalem Aufruf um Spenden für Mutter und Ehefrau. Jeder Euro hilft.

  • In Australien schlägt das Schicksal zu.
  • Ein ungeplant langer Aufenthalt in Perth kostet die Harzer Eheleute Zehntausende Aus-Dollar.
  • Warum das Harzer Ehepaar jetzt Spenden braucht und es nun so dringend ist, das Spendenziel von 55.000 Euro schnell zu erreichen.
  • Aktuell sind 12.624 Euro (Stand 23. Januar) gespendet worden.

Lange haben Gertrud (68) und Hartmut Hahnemann (69) an der Realisierung ihres Traumes gearbeitet - eine Weltreise. Drei Jahre lang können sie ihn dann endlich leben, doch plötzlich die dramatische Wendung: In Australien wird bei Gertrud Krebs diagnostiziert. Der Auslauf ihrer Auslandskrankenversicherung zwingt das Paar schließlich zum Abbruch der Behandlung und der Reise. Nun wenden sie und ihre Töchter Daniela, Carolin und Christina sich mit einem emotionalen Spendenaufruf an die Öffentlichkeit.

Mit einem selbstgebauten Wohnmobil startete das bei Wernigerode lebende Ehepaar Hahnemann Anfang 2018 seine lang ersehnte Weltreise. „Drei Jahre dauerte es, bis das Fahrzeug reisefertig war. Mit 400 Litern Trinkwasser, einer kleinen Küche zum Brotbacken und einer Schlafmöglichkeit an Bord waren wir unterwegs“, erinnert sich Hartmut. Doch die Reise entwickelte sich zu einem Albtraum. Während ihres Aufenthalts in Australien im August 2021 litt Gertrud, die viele Jahre als Steuerfachangestellte in Vienenburg arbeitete, plötzlich an Blut- und Gewichtsverlust, Schwächeanfällen sowie „unerträglichen Schmerzen“. Die niederschmetternde Diagnose: Darmkrebs.

Besuch von einem Känguru: Gertrud Hahnemann in Australien.
Besuch von einem Känguru: Gertrud Hahnemann in Australien. © Hartmut Hahnemann | Privat

Notoperationen nach Krebsdiagnose und langer Aufenthalt in australischer Klinik

Gertrud sagt: „Ich wollte es immer jedem recht machen, hatte mein ganzes Leben Angst vor dem Versagen. Bei der Diagnose hatte ich dann das Gefühl und die Bestätigung, versagt zu haben.“ Notoperationen im Oktober und Dezember 2021 sowie eine anschließende Chemo- und Radiologie-Therapie retteten sie vor einem lebensbedrohlichen Darmverschluss. Der fünfmonatige ungeplante Krankenhausaufenthalt im Ausland, die zwei Notoperationen kosten 22.000 Aus-Dollar, Chemo, Radiologie und Körper-Scans summieren sich dann auf weitere 38.000 Aus-Dollar. Damit sind die Ersparnisse komplett aufgebraucht. Doch der Tumor ging merklich zurück. Mit einer Operation sollte der restliche Tumor entfernt und der künstliche Darmausgang zurückgelegt werden. Das Problem: Gertruds Auslandskrankenversicherung verlängerte nicht ihre Mitgliedschaft ab April 2022. „Dadurch konnte die letzte Operation nicht in Australien durchgeführt werden, und wir mussten unsere Reise abbrechen. Unser Traum, weiter nach Südamerika zu reisen, zerplatzte“, bedauert Gertrud.

Hartmut ergänzt: „Unsere Auslandskrankenversicherung war schon gut, allerdings hatten wir den Basistarif abgeschlossen, welcher ein paar Einschränkungen hatte. Die Kosten für die Not-OPs waren erstattungspflichtig. Allerdings mussten wir vor jeder Arztbehandlung in Vorkasse gehen und hatten das Geld erst viele Wochen später wieder auf dem Konto.“ Aus eigener Tasche mussten zum Beispiel Medikamente, ein PET-Scan und ein Teil der Laborkosten und des Krankenhausaufenthalts getragen werden. Weitere ungeplante Kosten seien unter anderem auch durch das Überschreiten des Aufenthaltsstatus in Australien entstanden.

Gertrud Hahnemann brauchte eine Chemotherapie.
Gertrud Hahnemann brauchte eine Chemotherapie. © Hartmut Hahnemann | Privat

Während der gesamten Zeit übernahm Hartmut liebevoll die Pflege und organisatorischen Angelegenheiten für seine krebskranke Ehefrau. Nachdem Gertrud sich noch ein paar Monate erholen musste, kehrten sie im Herbst 2022 nach Deutschland zurück. Statt eines PET-Scans (Positronen-Emissions-Tomografie - bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin) führte der konsultierte Arzt lediglich ein Blutbild durch, das unauffällig war. Doch nach mehreren Monaten litt Gertrud erneut unter starken Schmerzen. Im Frühjahr 2023 der Schock: Darmkrebs im Endstadium. „Eine weitere Chemo und Bestrahlung wurde in ihrem Fall ausgeschlossen, eine OP wäre sehr umfangreich und involviert das Risiko, dass sie dabei stirbt. Eine anschließende Reha wäre sehr langwierig und schmerzhaft. Mit diesem Stadium 4 ist es laut Fachärzten ein Wunder, dass sie noch am Leben ist. Daher hat unsere Mutti sich entschieden, nach Alternativtherapien zu forschen - ihre letzte Chance, dem Tod zu entgehen“, erklären ihre Töchter.

Familie hofft auf Heilung durch Alternativtherapie - Krankenkasse zahlt nicht

Die einzige Überlebenschance ist der Familie zufolge eine leichte Langzeit-Chemotherapie per Tabletteneinnahme, begleitet von mehrwöchigen Vitamin C- und Aspirin-Infusionen. Danach folgt eine Immuntherapie – das Blut wird aufbereitet, Tumorzellen separiert und alle drei Wochen als Impfstoffpräparat unter die Haut gespritzt. Damit soll das Immunsystem lernen, Tumorzellen eigenständig abzutöten. Und die Erfolgschancen liegen laut Angaben der Familie bei 60 Prozent. „Eine hoffnungsvolle Aussicht“, so die Töchter. Aber: Gertruds Krankenkasse lehnt die Kosten in Höhe von 55.000 Euro ab, weil es sich um eine Alternativtherapie handelt. „Der finanzielle Aufwand in Australien war beherrschbar“, so Hartmut, „Das größere Problem ist hier in Deutschland. Hier werden nur die schulmedizinischen Behandlungen erstattet, aber keine alternative Behandlung. Außerdem werden auch keine Medikamente erstattet. Wir sehen aber in der alternativen Behandlung eine Möglichkeit, das Leben von Gertrud wesentlich zu verlängern, glauben sogar an die Chance der Heilung.“

Die Familie kämpft also weiter, errichtete ein Spendenkonto. 12.624 Euro (Stand 23. Januar 2024) kamen bisher auf „GoFundMe“ zusammen. Also noch ein weiter Weg, bis die 55.000 Euro Kosten für die Therapie selbst und die anschließenden Aufbaupräparate erreicht sind. „Wir sind sehr dankbar für all die Unterstützung für diese Krebstherapie, denn darum geht es in diesem Spendenaufruf“, unterstreicht Hartmut.

Gertrud Hahnemann vor der Oncology and Haematology Clinic in Perth.
Gertrud Hahnemann vor der Oncology and Haematology Clinic in Perth. © Hartmut Hahnemann | Privat

Medizinische Behandlung dringend erforderlich - Familie bittet um Spenden

Carolin Schrock (36), die jüngste Tochter des Paares, appelliert: „Mit ihrer kleinen Rente kann sich meine Mutti diese Therapie nicht leisten. Doch sie braucht die Therapie, um eine Chance zu haben, den Krebs zu besiegen. Unsere Mutti war immer da, wenn jemand Hilfe brauchte – hat sich selbst zurückgestellt. Jetzt sollte sie die Möglichkeit haben, diese Behandlung zu bekommen und gesund weiterleben zu dürfen.“

Auch Gertrud selbst hat noch einige Ziele und Wünsche auf ihrer To-do-Liste: „Mein größter Wunsch wäre, wenn ich mit 99 Jahren noch meine goldene Hochzeit feiern und auf der Hochzeit meiner Enkel tanzen zu können. Und wenn ich dann noch einen Wunsch freihätte, würde ich gern noch nach Griechenland – mir die weiß-blauen Häuser anschauen.“

Bei „Gofundme“ berichten Gertruds Töchter: „Unsere Mutter hat in den letzten Wochen durch die stärker werdenden Schmerzen körperlich sehr abgebaut und muss viel Zeit im Bett verbringen und benötigt Hilfe. Ein Start der Therapie ist sehr dringend.“ Weiter schreiben sie dort: „Wir als ihre Töchter mit unseren Familien würden uns über jede Anteilnahme einer noch so kleinen Spende riesig freuen und unglaublich dankbar sein. Vielen Dank im Voraus für all die Unterstützung für unsere liebe Mutti Gerti.“

Die Spendenkampagne für Gertrud Hahnemann finden Sie unter: https://gofund.me/8e9919ad

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