Osterode. Einfache Lösungen - damit ist Stephan Froböse auf Stimmenfang für die AfD. Zum Wahlkreis hat er zwar keinen Bezug. Warum er trotzdem dafür kandidiert.

Zugegeben, es ist ein etwas ungewöhnlicher Termin, den Stephan Georg Froböse gewählt hat, um vor den Landtagswahlen im Oktober noch einmal in der Zeitung aufzutauchen. Im Vorfeld der Wahlen hatte die Harz-Kurier-Redaktion jedem Kandidaten und jeder Kandidatin der größeren Parteien für den Wahlkreis 12 einen Wunschtermin zugestanden – eine Veranstaltung, bei der die Redaktion den oder diejenige begleiten und berichten würde. Almut Mackensen von den Grünen wählte zum Beispiel Anfang September einen Spaziergang durchs Südharzer Gipskarstgebiet, Alexander Saade ließ sich beim Besuch der Harz-Weser-Werkstätten begleiten, Stefan Henkel hat Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast zu Gast. Termine in sozialen Einrichtungen oder Unternehmen, Treffen mit Ministern – das sind üblicherweise die Termine der Wahl.

Nicht so bei Stephan Froböse. Der AfD-Kandidat lädt die Redaktion zum „ungezwungenen Treffen“ ein. „Ich bin ein eher ruhiger Typ“, erzählt er dabei. So hat sich der 35-Jährige im Vorfeld auch kein Kernthema ausgesucht. Ein wiederkehrendes Motiv jedoch: Kritik und Skepsis – gegenüber dem Staat, den Medien, den etablierten Parteien. Und auch gegenüber der Wissenschaft.

Kritik an Klimapolitik

„Die AfD bietet einfache Lösungen an,“ antwortet Froböse auf die Frage, wie er sich gegen die anderen Kandidaten und Kandidatinnen durchsetzen möchte. „Wir müssen Schluss machen mit selbstgemachten Krisen, zum Beispiel beim Klimawandel. Statt darüber zu diskutieren, Windräder in unsere schönen Wälder zu bauen, sollte man lieber auf einfache Lösungen setzen.“ Wie die aussehen könnten? Den Kampf gegen den CO2-Ausstoß einfach sein lassen, alle Klimaschutzmaßnahmen beenden zum Beispiel. Denn, wie Froböse ausführt, habe Kohlenstoffdioxid keine nennenswerten Auswirkungen auf das Klima. „Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen“, sagt er.

Dass das Gegenteil wissenschaftlicher Konsens ist, liege daran, dass nur die von Regierungen bezahlten Wissenschaftler öffentliches Gehör fänden. Klimawandel – für Froböse ein politisches Instrument.

Und auch bei anderen Themen schwimmt Froböse meinungsmäßig gegen den Mainstream, bevorzugt einfache Lösungen. Das Ende des ideologischen Genderwahnsinns fordert er genauso wie das des „Russenhasses“, wie er die Reaktion der Bundesregierung auf den Angriffskrieg in der Ukraine nennt. Letzteren könne man auch als Rückeroberung betrachten.

Partei im falschen Licht

Weniger kritisch ist Froböse dem Image der eigenen Partei gegenüber eingestellt. In der Abgrenzung – oder der oftmals kritisierten fehlenden Abgrenzung – zum Rechtsextremismus sieht er kein Problem. „Der Verfassungsschutz hat die AfD ja zunächst nicht als Verdachtsfall eingestuft, später dann schon“, sagt Froböse. Hinter dieser Entwicklung vermutet der 35-Jährige eine konzertierte Aktion, um die AfD ins falsche Licht zu rücken.

Mehr zum Thema:

CDU-Wahlkampf im Harz- Landwirtschaft ist kein Witz

Harzer SPD-Kandidat Saade – mehr als nur Wahlkampfgetöse?

Grünen-Kandidatin- „Stephan Weil streut uns Gips in die Augen“

Dass der prominente Parteikollege Björn Höcke laut Gerichtsurteil als Faschist bezeichnet werden darf, seine Reden immer wieder wegen Anspielungen auf NS-Rhetorik in der Kritik stehen, ihnen gar Parallelen zu denen von Joseph Goebbels unterstellt werden, das hält Froböse für übertrieben. „Davon weiß ich nichts“, sagt er zum letzten Punkt.

Anfeindungen wegen AfD-Mitgliedschaft

Berichten könne er aber davon, dass er sich selbst an Infoständen immer wieder Anfeindungen wegen seiner Zugehörigkeit zur AfD gegenübersehe. „Das nimmt leider zu. Aber auch der Zuspruch für unsere Partei nimmt zu. Angesichts der aktuellen Krisen wird die Gesellschaft immer weiter gespalten.“ Entgegenwirken könne man diesem Trend nur durch Aufklärung. Auch deshalb ist ihm politisches Engagement wichtig.

Und warum gerade der Wahlkreis 12, dem der 35-Jährige aus Northeim so gar nicht verbunden ist? „Ich bin so selten in der Region“, gibt er zu. Wahlkampf mache er hier zwar jedes Wochenende. „Aber ich muss die Namen der Städte noch richtig lernen, in denen ich da bin.“ Weniger eine Liebe für den Harz, mehr seine Loyalität zur Partei treiben also das politische Engagement: „Die Göttinger AfD hat nicht genug aktive Mitglieder. Es hat sich als Kandidat für den Wahlkreis keiner gefunden. Ich möchte meine Partei unterstützen.“

Gegen Korruption

Und Parteien hat der 35-Jährige laut eigener Aussage in der Vergangenheit schon viele gewählt. Die AfD ist allerdings die erste, bei der er als Parteimitglied aktiv ist. „Wir sind noch eine ziemlich junge Partei, die noch nicht durchsetzt ist von Korruption“, nennt der Mann, der ursprünglich aus Dassel kommt, als Grund. „Das ist mir wichtig. Ich möchte die Korruption in der Politik beenden und sie unter Strafe stellen. Ich verstehe nicht, warum Menschen die großen Parteien immer wieder wählen, obwohl die ihre Wahlversprechen immer wieder brechen.“

Von der Alternative verspricht sich Froböse mehr. So begrüßt er denn auch den Austritt von Jörg Meuthen aus der Partei nach einer Spendenaffäre – ein prominentes Beispiel dafür, dass die AfD eben nicht ganz frei von Korruptionsfällen ist. Meuthen habe man wegen des Vorfalls „herausgemobbt“. „Und es ist gut, dass er weg ist.“ Wie sich die eigene Partei entwickelt, das will Froböse im Blick behalten. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Bürger sich Freizeit nehmen, um sich politisch zu engagieren und dadurch unsere Demokratie zu verteidigen“, sagt er. „Wir ruhen uns zu sehr auf ihr aus.“ Eine der wenigen Ansichten, die er mit den übrigen Kandidaten und Kandidatinnen teilen dürfte.

Lesen Sie auch:

Spott über AfD-Gummibärchen – Pfeil im Logo oder Penis?