Osterode. Ministerin Barbara Otte-Kinast äußert scharfe Kritik an Brüssel und Berlin. Wie will Kandidat Stefan Henkel in Zukunft den Bauern zur Seite stehen?

Kennen Sie den schon? Was ist der schlimmste Monat für Landwirte? Der Februar: Da haben sie zwei Tage weniger zum Jammern. Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast kann über Einlassungen dieser Art überhaupt nicht lachen. Trotzdem erzählt sie ihn.

Denn sie möchte damit etwas vermitteln. Nämlich das Bild, das viele Menschen von Bäuerinnen und Bauern haben. Doch Witze dieser Art haben bekanntermaßen einen wahren Kern. In diesem Fall sind es die zahlreichen Probleme, welche Landwirtinnen und Landwirte plagen. Auch außerhalb von Krieg und Krise in Europa.

Auf dem Hof der Familie Schulz in Neuhof spricht die Ministerin vor Fachpublikum. Knapp 40 Menschen sind gekommen, um ihren Ausführungen zu lauschen. Eingeladen hatte Stefan Henkel, CDU-Landtagskandidat im Wahlkreis 12: Göttingen/Harz.

Landwirtschaftliche Prominenz

Ihm geht es darum, auf die Lage der Landwirtinnen und Landwirte in der Region aufmerksam zu machen. Denn die CDU in Niedersachsen möchte „den ländlichen Raum stärken, Umwelt schützen, dem Klimawandel entgegenwirken und unserer Landwirtschaft Perspektiven geben.“ So beschreibt es die Partei in ihrer Einladung. Über das Landvolk Northeim-Osterode hatte Henkel Kontakt zu Anastasia Schulz. Auf dem Hof ihrer Familie findet die Wahlkampfveranstaltung nun statt.

Es sind Landwirte und CDU-Mitglieder, die heute gekommen sind. In einigen Fällen auch beides. Der Vorsitzende des Landvolks, Claus Hartmann, ist unter den Besucherinnen und Besuchern, aber auch KreislandwirtMarkus Gerhardy hat den Weg zum Hoffest gefunden, um der Ministerin zu lauschen.

Barbara Otte-Kinast ist in ihrer Analyse wenig zimperlich, was möglicherweise an der Endphase des Wahlkampfes liegt, vielleicht aber auch daran, dass sie als Frau vom Fach und geübte Politikerin spürt, dass das Publikum bestimmte Dinge ausgesprochen wissen möchte. „Ich habe für vieles, was aus Brüssel und Berlin kommt, kein Verständnis“, sagt sie. Applaus.

Harte Worte für die Kolleginnen und Kollegen

Es geht ihr im Düngemittelverordnungen und den Preisverfall auf der einen Seite. Auf der anderen Seite aber auch um steigende Kraftstoffpreise. Die Flut an Auflagen, die moderne Landwirtinnen und Landwirte treffen, beschreibt sie ausführlich. Und geht dabei hart ins Gericht mit politischen Kolleginnen und Kollegen, auch mit Vorgesetzten.

Und sie scheut sich dabei nicht, Namen zu nennen. „Von Stefan Weil, dem Ministerpräsidenten des Bundeslandes, dass sich als Landwirtschaftsland Nummer 1 begreift, erwarte ich, dass er öfters Gespräche mit Landwirten in der Staatskanzlei führt“, sagt sie. Und von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) erwartet sie darüber hinaus Reisebereitschaft: „Man muss ja nicht gleich alles wissen und alle Lösungen parat haben. Aber dass er raus fährt und mit Leuten wie Euch spricht, das erwarte ich schon.“

Ideologie ist für sie das Zauberwort an diesem Abend. Denn diese stünde allzu oft der eigentlichen Aufgabe der Bäuerinnen und Bauern im Weg: „Landwirtschaft heißt Lebensmittel produzieren“, so die Ministerin. Darüber dürfe kein Zweifel bestehen. Den Wert der Arbeit von Landwirtinnen und Landwirten müsste die Gesellschaft endlich wieder zu schätzen lernen: „Die Städter kommen in eure Dörfer, um sich am Wochenende zu erholen“, erklärt sie. Dass Wald und Flur aber Wirtschaftsräume seien, auf denen hart gearbeitet würde, störe viele Menschen da nur. Das Publikum kann da nur zustimmen. Grüne Ideologie – Stichwort Blühwiese und Nitratbelastung – stört hier viele. Die Ministerin hat den Ton getroffen. Zumindest in Neuhof.

Präsenz und Transparenz

Stefan Henkel: CDU-Kandidat im Wahlkreis 12 Göttingen/Harz
Stefan Henkel: CDU-Kandidat im Wahlkreis 12 Göttingen/Harz © CDU

Stefan Henkel fühlt sich von den Ausführungen der Ministerin in seiner Mission bestätigt. Den Unmut, den man auf dem Hoffest spüren kann, möchte er in Zukunft lindern. Durch Korrespondenz und Vermittlung. Zwischen dem ländlichen Raum und Hannover.

„Ich möchte präsent sein und transparent“, sagt er über seine Mission im Landtag – so er denn gewählt werde. „Der Landkreis ist in den vergangenen zehn Jahren nur sehr oberflächlich vertreten worden.“ Henkel möchte dort ansetzen und der Kommunikator sein, der in Hannover zeigt, was im äußersten Zipfel Südniedersachsens im Argen liegt.

Nicht ohne die Schuldenbremse

Ob das gelingen kann, hängt am Willen der Wählerinnen und Wähler am 9. Oktober. Henkel will bis dahin weiter alles geben. Mehr als 250 Veranstaltungen hat er bereits veranstaltet, Plakate geklebt, Flyer mit Frau und Tochter am Küchentisch gefaltet. Der 42-jährige ist Führungsperson in einem mittelständigen Unternehmen: Das Organisieren, das Management liege ihm, erzählt er.

Für sein Ziel kann er auf tatkräftige Unterstützung setzen. Sein Kreisverband hatte ihn in geheimer Wahl mit 100 Prozent zum Kandidaten gekürt. Doch auch, wenn ihm die Parteifreunde zur Seite stehen: Das meiste erledigt er selber.

Seine Kompetenzen möchte Henkel in Hannover zum Einsatz bringen. Die Landwirtschaft, die medizinische Versorgung und Ausbildungsmöglichkeiten will er voranbringen. Über Mittel und Wege dazu wäre freilich noch zu sprechen. Klar ist für ihn lediglich, dass an der Schuldenbremse nicht gerüttelt werden dürfe: „Mit Geld alles ohne Rücksicht auf Verluste und auf Kosten unserer Kinder lösen zu wollen, halte ich für gefährlich.“