Schierke. Wenige Tage nach dem Feuer-aus-Signal im Harz hat der Nationalpark nachgemessen: Betroffen waren 12 Hektar Fläche. Der Chef äußert Kritik.

Gut eine Woche, nachdem das Feuer am Brocken im Harz gelöscht ist, kommen neue Details zutage: Die Nationalparkverwaltung hat die Brandfläche „im Rahmen ihrer intensiven Nachbereitung“ mit Drohnen und Luftbildern neu ausgemessen. Die Fläche des Feuers war demnach „maximal 12 Hektar“ groß. Ursprünglich von den Verantwortlichen kommuniziert waren knapp 160 Hektar.

„Der Brand ist in der Region nachvollziehbarer Weise mit großer Sorge wahrgenommen worden. Während einer Einsatzlage ist dabei durch die Rettungskräfte verständlicherweise nur eine grob überschlägige Schätzung möglich“, erklärt dazu Roland Pietsch, Leiter der Nationalparkverwaltung. Umso wichtiger ist es, transparent, offen und faktenbasiert über die abschließend betroffene Fläche zu informieren.“

Pietsch bedankte sich bei den Einsatzkräften – betonte aber angesichts des Knatschs hinter den Kulissen und der Debatte um die Brandursache zudem: „Wir werden uns als Nationalparkverwaltung konstruktiv in die Nachbereitung in den entsprechenden Expertenrunden einbringen, damit wir den Schutz der Natur in unserem Nationalpark mit dem Schutz der Menschen in einen guten Ausgleich bringen können.“

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Zum Nachlesen: So lief die Brandbekämpfung am Königsberg im Harz Anfang September 2022 ab

Der Brand am Brocken im Harz wurde nach gut einer Woche gelöscht. Am Samstagabend (10. September) habe der Feuerwehrleiter der Stadt Wernigerode das Signal „Feuer aus“ gegeben, sagte Kai-Uwe Lohse, Chef der Landesfeuerwehr Sachsen-Anhalt, am Sonntag. Die Brandwache übernahm der Nationalpark Harz, so Lohse. Am Montag teilte die Stadt Wernigerode wiederum mit, dass nun auch die am Sonntag noch vereinzelt gefundenen Glutnester gefunden und gelöscht wurden.

Am Freitag hatten Wärmebildaufnahmen aus der Luft noch geringe Wärme am Boden gezeigt. Alle Hubschrauber und Flugzeuge, die beim Löschen geholfen hatten, kehrten an ihre Heimatstandorte zurück. Der Katastrophenfall war am Freitagvormittag für beendet erklärt worden.

Unterdessen ist das Brockenplateau, ebenso wie der Ort Schierke, am Fuß des 1141 Meter hohen Bergs wieder geöffnet. Die Harzer Schmalspurbahn (HSB) nimmt den Zugbetrieb auf dem Streckenabschnitt zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken ab dem 13. September 2022 wieder planmäßig auf.

Die Harzer Schmalspurbahnen werden den Gipfel bis einschließlich Sonntag nicht anfahren. Sie stehen mit Kesselwagen und Zügen der Feuerwehr auf Abruf zur Verfügung, hieß es.

Niederschlag half am Donnerstag bei der Brandbekämpfung

Der Niederschlag hatte bei der Bekämpfung des Großbrandes am Donnerstag maßgeblich für Entlastung gesorgt. „Das Feuer ist unter Kontrolle und breitet sich nicht mehr aus“, hieß es bereits von der Kreisverwaltung am Donnerstagmorgen. Allerdings hatte einsetzender Nebel zu Verzögerungen bei den Löschoperationen aus der Luft geführt. Das Technische Hilfswerk stellte am Abend eine Brücke am Eckerloch im Bereich des Nationalpark fertig. So konnten die Einsatzkräfte das Brandgebiet fußläufig erreichen und Materialien einfacher transportieren.

Die beiden italienischen Löschflugzeuge, die seit Montag bei der Brandbekämpfung halfen, wurden am Donnerstag entlassen. Die Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) dankte dem Team um die acht Piloten für ihren Einsatz. Der Chef der Landesfeuerwehr, Kai-Uwe Lohse, brachte den italienischen Gästen zu deren Abschied einen Harzer Kräuterlikör mit.

Das Feuer im Harz war am Samstag an einem bei Touristen beliebten Wanderweg in der Nähe des Aussichtspunktes Goethebahnhof entdeckt worden. Die Brandursache bleibt weiterhin unklar.

Brocken im Harz: Zunächst 160 Hektar Brandfläche angegeben

Am Dienstag war bekannt geworden, dass nun 160 Hektar Fläche vom Feuer betroffen sind. Und: Dass sich das Feuer auf dem unzugänglichen Gelände unerkannt unterirdisch ausbreitete. Der Brand ist allerdings unter Kontrolle – die Katastrophenlage besteht wiederum fort. Zudem hat der Landkreis ein Spendenkonto für die Brandkatastrophe am Brocken eingerichtet.

Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen am Bahnhof Goetheweg und koordinieren die Wasserversorgung im Einsatzgebiet am Brocken.
Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen am Bahnhof Goetheweg und koordinieren die Wasserversorgung im Einsatzgebiet am Brocken. © dpa | Matthias Bein

Italienische Löschflugzeugstaffel beendet Einsatz

Der Einsatzleiter der italienischen Löschflugzeugstaffel, Giulio Bernabei, ging am Dienstag noch von einem längeren Waldbrand-Einsatz seiner Crew am Brocken aus. Am Donnerstagvormittag konnte der Einsatz für die italienische Flugunterstützung beendet werden. Im Gespräch mit der Braunschweiger Zeitung berichtet Bernabei, dass die Piloten allein am Montagmorgen „44 Runden gedreht“ hätten. Dabei pendelten sie zwischen den Brandherden am Brocken und dem etwa 50 Kilometer entfernten Concordiasee in Sachsen-Anhalt, der als Wasserstelle zum Auftanken der beiden eingesetzten Canadair-Löschflugzeuge dient, hin und her.

Der Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Disterheft dankte dem Team vom Flughafen am Mittwochabend für seinen Einsatz. Über die normalen Zeiten hinaus hatte die Flughafen-Crew es den Mechanikern ermöglicht, die Maschinen für den nächsten Morgen wieder fit zu machen, und sie mit dem nötigen Equipment unterstützt. Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister des Landkreises Harz, hob auch die schnelle Hilfe durch Volkswagen Financial hervor: Das Unternehmen hatte die standfeste Video-Verbindung zwischen dem Harz und dem Flughafen sichergestellt.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) besuchte Montagabend die italienische Flug-Feuerwehr-Einsatzkräfte, die mit Löschflugzeugen den Brand am Brocken bekämpfen. Hier informiert er sich bei Giulio Bernabei (links), dem Leiter des Einsatzes, über die Lage.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) besuchte Montagabend die italienische Flug-Feuerwehr-Einsatzkräfte, die mit Löschflugzeugen den Brand am Brocken bekämpfen. Hier informiert er sich bei Giulio Bernabei (links), dem Leiter des Einsatzes, über die Lage. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Bernabei, der in der für nationale Waldbrandbekämpfung in Italien zuständigen Behörde arbeitet, sagte: „Es gibt keine Flammen, nur noch Rauch, aber es brennt im Boden, teilweise Meter davon entfernt, wo Rauch aufsteigt.“ Bernabei sprach in dem Zusammenhang von Glutnestern, die weiter nicht gelöscht seien. Am Dienstagnachmittag waren den Angaben zufolge noch etwa 300 Einsatzkräfte vor Ort im Nationalpark Harz gewesen. Zudem wollte die Feuerwehr auch verstärkt am Boden gegen den Brand vorgehen. Die Volkswagen AG unterstützt die Brandbekämpfung mit einer wasserdichten Mulde im Moorbereich. Nur so können Hubschrauber Wasser in das unzugängliche Gebiet durch die Mulde werfen. Weiterhin stellte die Firma IBC Hochdruck aus Ulm eine mobile Löschanlage für die Brandbekämpfung zur Verfügung. Damit soll das Löschwasser tiefer ins Moorgebiet eindringen können.

Gigantische Wassermengen für Löschaktion am Brocken verwendet

Mehrere Millionen Liter Wasser sind bislang von den sieben Hubschraubern der Landes- und Bundespolizei, der DRF, der Bundeswehr sowie den beiden zwei Löschflugzeuge aus Italien auf den Brocken-Brand abgeworfen worden. Zirka 30.000 Liter Wasser wurden pro Abwurfumlauf auf die Brandstelle geworfen. Im Bereich Elend wurden der mobile Flugplatz verstärkt und vier mobile Tankstellen aufgebaut.

Löschflugzeuge steuern den Waldbrand am Brocken an

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    Nach Angaben des Landkreises waren am Montag 300 Kräfte aus dem Landkreis Harz, dem Landkreis Goslar und dem Salzlandkreis im Einsatz. Am Abend traf der Katastrophenschutz Fachdienst Brandschutz West des Landkreises Harz zur Verstärkung für die Nachtstunden und Sicherung der Riegelstellung ein. Die italienischen Löschflugzeuge nehmen auch am Dienstag ihr Wasser aus dem Concordia-See in Sachsen-Anhalt.

    Schaulustige behindern Löscheinsatz am Concordia-See – Feuerwehrmann verletzt

    Für Beladung, Flug und Abwurf sind 15 bis 20 Minuten geplant. Aus dem Grund werden Touristen gebeten, auch am Dienstag nicht zu dem See anzureisen. Trotzdem hatten sich am Montag Schaulustige eingefunden, wie der Sprecher des Landkreises Harz sagte. Das habe zu Behinderungen geführt und sei für die Einsatzkräfte „ein bisschen schwierig“ gewesen.

    Ab 6.30 Uhr sollen weitere Flugoperationen vorbereitet werden. Bei den Löscharbeiten kam es an einem technischen Gerät zu einer Verpuffung. Dadurch wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt. Dieser Feuerwehrmann wurde mit einem Rettungshubschrauber vom Brockenplateau evakuiert und in das Brandverletztenzentrum gebracht.

    Feuerwehr Braunschweig und Flughafen Braunschweig-Wolfsburg betanken Löschflugzeuge

    Das Feuer hatte am Sonntagabend auf ein benachbartes Moor übergegriffen. In der Nacht dehnte sich das Feuer im Moor weiter aus. Die Behörden gingen weiter von einer brennenden Fläche von insgesamt rund 150 Hektar (1,5 Quadratkilometer) aus. Das Air Operations Support Team nahm am Montagmorgen die Arbeit auf und koordiniert die Luftfahrzeuge. Per Videokonferenz besprachen die Besatzungen aus Italien aus Braunschweig heraus die taktischen Maßnahmen mit der Technischen Einsatzleitung des Landkreises Harz. Um 9 Uhr begannen die Luftoperationen der Löschflugzeuge und -hubschrauber. Dazu müssen die Zeitfenster der Wasserabwürfe koordiniert werden. Deshalb ist eine zweite technische Einsatzleitung aus Goslar eingerichtet worden.

    Bundespolizei und Bundeswehr unterstützen laut Kreisverwaltung mit mobilen Tankstellen für die Betankung der Luftfahrzeuge. Die Feuerwehr Braunschweig und der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg betanken die Löschflugzeuge. Die Behörden gehen davon aus, dass die Löscharbeiten mehrere Tage dauern werden.

    Großbrand im Harz- Hubschrauber löschen Feuer

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      Katastrophenfall: Unterstützung durch italienische Löschflugzeuge

      Um 10.30 Uhr am Sonntag verkündete die Stadt Wernigerode, dass Landrat Thomas Balcerowski den Katastrophenfall ausgerufen habe. „Mit dem Katastrophenfall haben wir die Last von den Schultern der Stadt Wernigerode genommen und sind nun in der Koordinierung der vielen unterschiedlichen Kräfte besser aufgestellt“, erklärte anschließend Landkreissprecher Michael Randhahn-Schülke. Löschflugzeuge wurden aus dem europäischen Ausland angefordert. Zur Unterstützung im Kampf gegen den Waldbrand am Brocken im Harz hat zum Beispiel Italien zwei Löschflugzeuge nach Deutschland geschickt. Die Maschinen des Typs Canadair CL-415 hoben am Sonntagmittag in Rom ab und landeten gegen 18.10 Uhr am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Gegen 19 Uhr waren die zweimotorigen Maschinen bereits mit Kraftstoff aufgetankt.

      Zwei Löschflugzeuge der italienischen Feuerwehr Vigili del Fuoco und ihre Crews sind am Sonntagabend auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg gelandet. Sie sollen bei der Waldbrandbekämpfung am Brocken im Harz helfen.
      Zwei Löschflugzeuge der italienischen Feuerwehr Vigili del Fuoco und ihre Crews sind am Sonntagabend auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg gelandet. Sie sollen bei der Waldbrandbekämpfung am Brocken im Harz helfen. © regios24 | Stefan Lohmann

      Die Besatzungsmitglieder seien von Mitgliedern der Feuerwehr in Empfang genommen worden. Montagfrüh werde es ein Briefing geben, das darüber informiert, welche Einsätze geflogen werden. Zum Auftanken werden die Flugzeuge jeweils nach Braunschweig zurückkehren, teilte Zauner mit. Die Dauer des Einsatzes sei noch nicht absehbar. Die Flugzeuge nehmen Löschwasser im Gleitflug über einem Gewässer auf und starten dann gleich durch. Dabei können in rund zwölf Sekunden 6000 Liter Wasser aufgenommen werden.

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      Der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg hatte sich jüngst als Standort für die Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden ins Gespräch gebracht. Geschäftsführer Michael Schwarz sagte im August, der Flughafen sei ein geeigneter Standort für einsatzbereite Außenlastbehälter zum Wassertransport sowie für Löschmittel. Flughafen-Sprecher Zauner bestätigte dies am Montagmorgen. „Braunschweig ist der ideale Standort für solche Einsätze.“ Flugzeuge können schnell im Harz oder gegebenenfalls in der Heide sein, so Zauner.

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      Der jetzige Einsatz zeige, dass „die Gedanken, die wir uns in diese Richtung gemacht haben, nicht fehlgeleitet sind“. Es bestehe ein realer Bedarf. „Der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg hat die volle Infrastruktur, solche Maschinen abzufertigen und kann die Slots dafür freimachen.“ Italien stellt seinen EU-Partnern regelmäßig Flugzeuge sowie Piloten zur Bekämpfung von Waldbränden zur Verfügung. Für Zivilmaschinen gilt eine Flugverbotszone 40 Kilometer rund um den Brocken, der auch am Boden weiterhin gesperrt sei.

      Einsatz der italienischen Löschunterstützung

      Am Montagmorgen um 9.05 Uhr hoben die italienischen Flugzeuge ab, um die Brandbekämpfung zu unterstützen. Das Löschwasser holen sie dafür aus dem Concordia-See, dem größten künstlichen See im Harzvorland, berichtet Flughafen-Sprecher Ernst-Johann Zauner. Die Koordination der Löschflugzeuge übernimmt die Einsatzzentrale. Das Personal am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg erfährt kurzfristig, wenn ein Flugzeug zum Volltanken und zur Wartung im Anflug ist und bereitet entsprechend alles vor.

      Löschflugzeuge der italienischen Feuerwehr bekämpfen den Waldbrand aus der Luft.
      Löschflugzeuge der italienischen Feuerwehr bekämpfen den Waldbrand aus der Luft. © dpa | Matthias Bein

      Die Italiener kündigten ihren Einsatz zunächst für fünf Tage an. Sollte der Brand bis dahin nicht unter Kontrolle sein, kann dieser aber auf bis zu neun Tage verlängert werden. Laut Flughafen-Sprecher Zauner funktioniert die Kommunikation trotz der Sprachbarriere gut. Eine Kollegin, die italienisch spricht, fungiert auch als Dolmetscherin.

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      Brockenwirt Daniel Steinhoff: Habe so etwas noch nicht erlebt

      Brockenwirt Daniel Steinhoff.
      Brockenwirt Daniel Steinhoff. © PrivaT

      Brockenwirt Daniel Steinhoff teilte auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass er eine Katastrophe wie diese noch nicht erlebt habe. „Vor ein paar Jahren sind mal ein paar Loks im Schnee steckengeblieben, auch da haben wir die Touristen wieder ins Tal gebracht. Aber ein Feuer dieses Ausmaßes ist komplett neu für uns“, so Steinhoff, der seit 32 Jahren das Hotel und die Gaststätte am Brocken betreibt.

      Mit großer Erleichterung hat er am Montagmorgen miterlebt, wie die italienischen Löschflugzeuge tausende Liter Wasser auf die brennende Fläche abgelassen haben. „Gott sei Dank, dass sie da sind. Ein bisschen hat es auch schon geholfen. Jetzt ist es wichtig, dass die Feuchtigkeit auch in den Boden kommt. Eigentlich braucht der Harz mal einen 14-tägigen Landregen.“ Ein Teil der Einsatzleitung von Polizei und Feuerwehr befindet sich auf dem Brocken. „Wir versorgen die Kräfte mit Erbsensuppe und Bockwurst. Am Sonntag gab es auch Soljanka. Wir haben immer ein volles Lager. Und auf die Kosten kommt es bei sowas nicht an.“

      Ein Löschflugzeug der italienischen Feuerwehr erkundet die Lage am Brocken aus der Luft. Am Brocken brennen derzeit große Waldflächen.
      Ein Löschflugzeug der italienischen Feuerwehr erkundet die Lage am Brocken aus der Luft. Am Brocken brennen derzeit große Waldflächen. © dpa | Matthias Bein

      Bis zu 600 Tagestouristen waren am Samstag seinen Angaben nach auf dem höchsten Berg des Harzes, Steinhoff hatte im Biergarten gut zu tun, als sich plötzlich ein Freund telefonisch bei ihm meldete und sich erkundigte, da er gehört hatte, dass es am Brocken brennen würden. Steinhoff machte rasch ein paar Fotos, setzte sich mit dem Landrat des Landkreises Harz in Verbindung – und schon begann die Löschaktion. „Die Harzer Verkehrsbetriebe, der Nationalpark, ein privates Reiseunternehmen und wir fuhren mit Bussen und Bullis die Tagestouristen nach Schierke. Die Übernachtungsgäste durften noch eine Nacht bleiben, mussten aber am Sonntag auch abreisen.“

      Landkreis Harz: Zahl der Hubschrauber soll sich bis Montagmorgen verdoppelt haben

      Der Landkreis Harz ging am Sonntag davon aus, dass die Löscharbeiten mehrere Tage andauern. Einsatzkräfte aus weiteren Landkreisen und Ländern werden in Anspruch genommen.

      Fünf Löschhubschrauber der Landes- und Bundespolizei, darunter ein Superpuma-Helikopter der Bundespolizei in Gifhorn, sowie eines privaten Flugdienstes bekämpften laut Meldung des Kreises am Sonntag das Feuer. Alle zwei Minuten wurde Wasser aus der Luft abgeworfen. Die Freiwillige Feuerwehr Vechta wolle am Sonntag erkunden, ob spezielle Roboter-Löschfahrzeuge die Einsatzkräfte am Boden unterstützen könnten. „Bei Tagesanbruch am Montag wollen wir die Zahl der Hubschrauber im Löscheinsatz verdoppelt haben“, sagte Randhahn-Schülke. Unter anderem sollen zwei Löschhubschrauber privater Anbieter aus Österreich und der Schweiz helfen. Gut 50 Polizeikräfte würden derzeit das Gebiet rund um den Brocken sichern, der für Besucherinnen und Besucher gesperrt sei. Hoffnung macht den Einsatzkräften der Blick aufs Wetter: Am Dienstag könnte es regnen.

      Flugdienst der Feuerwehr Niedersachsen am Brocken im Einsatz

      Auch der Flugdienst der Feuerwehr Niedersachsen war am Brocken im Einsatz. Am Samstag flogen Pilot Christian Ahäuser, ein Beobachter der Feuerwehr und ein Mitglied des Niedersächsischen Waldbrandteams zur Brandstelle unterhalb des Brockens. Aus der Luft unterstützten sie ihre Kameradinnen und Kameraden am Boden, führten sie im unwegsamen Gelände zur Brandstelle und beobachteten die Lage.

      Am Telefon schilderte Ahäuser seinen Eindruck vom Überflug: „Das Feuer ist definitiv bedeutend größer als der letzte Brand in Schierke vor ein paar Wochen.“ Und er macht auf die besonderen Probleme bei diesem Einsatz aufmerksam: „Das Gelände ist absolut unzugänglich. Dort ist weit und breit kein Weg. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer es für die Kameraden am Boden sein muss, dort zu löschen.“

      Der Flugdienst war am Samstag fast drei Stunden über der Brandfläche im Einsatz. Gegen 20 Uhr war das Team zurück in Hildesheim und wurde am Sonntag nicht erneut angefordert. Christian Ahäuser hofft unterdessen auf das baldige Eintreffen der zwei Löschflugzeuge aus Italien. Ahäuser vermutet, dass sie die Talsperre bei Kelbra in Thüringen zur Wasseraufnahme nutzen könnten. Die Flugzeuge benötigten etwa 800 Meter gerade Strecke über dem Wasser, ohne allzu steilen Anflug, um effektiv Wasser aufnehmen zu können.

      Es laufen Vorbereitungen für Harvester, die an der südlichen Flanke des Berges eine Schneise schlagen sollen. Auch während der Nachtstunden sollen diese Arbeiten fortgeführt werden.

      Löschhubschrauber holen Wasser aus der Okertalsperre

      Die Harzwasserwerke stellten die Oker- und Odertalsperre zum Betanken von Löschhubschraubern zur Verfügung. „Aktuell fliegen vier bis fünf Löschhubschrauber die Okertalsperre an, da diese näher zum Brandgebiet liegt“, sagt Pressesprecherin Marie Kleine. „Unsere Mitarbeiter haben die Wasserfläche bereits am Wochenende geräumt und überwachen die Entnahme.“ Das Betanken von Löschhubschraubern aus Talsperren ist technisch anspruchsvoll. „Wir bitten Besucher im Harz, den Bereich weiträumig zu meiden, um die Löschmaßnahmen nicht zu behindern“, sagt Kleine.

      Aufgrund der hohen Waldbrandgefahr im Harz hatten erst Ende Juli Rettungskräfte aus Niedersachsen die Löschwasserentnahme aus der Innerstetalsperre geprobt. „Sowohl die Innerste – als auch die Okertalsperre sind nur indirekt an der Trinkwasserproduktion beteiligt“, erklärt Kleine. Eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung bestehe also durch die Löschmaßnahmen aktuell nicht.

      Ein Löschhubschrauber entnimmt Wasser aus der Okertalsperre. Die Trinkwasserversorgung ist durch die Löschmaßnahmen mit Wasser aus der Okertalsperre nicht gefährdet.
      Ein Löschhubschrauber entnimmt Wasser aus der Okertalsperre. Die Trinkwasserversorgung ist durch die Löschmaßnahmen mit Wasser aus der Okertalsperre nicht gefährdet. © Harzwasserwerke

      Zufahrt nach Schierke nur noch mit Nachweis möglich

      Der zu Wernigerode gehörende Ort Schierke sei weiterhin nicht gefährdet, hieß es. Die Deutsche Meisterschaft im Sportholzfällen in Schierke wurde am Sonntag fortgesetzt. Die Zufahrt nach Schierke ist jedoch weiterhin nur noch mit Nachweis (Veranstaltungsticket, Übernachtungsbestätigung oder Gästekarte) möglich). Die Stadt Wernigerode bat die Besucher der Veranstaltung um Rücksichtnahme. An der Schierker Feuerstein-Arena und am Parkhaus würden Wasserentnahmestellen für die Tanklöschfahrzeuge eingerichtet.

      Auf dem Wurmberg in Niedersachsen verfolgten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag viele Schaulustige die Löscharbeiten am nahen Brockenhang, weil die Löschhubschrauber das Wasser teils aus dem sogenannten Wurmbergteich abschöpften.

      Brand am Brocken- Hubschrauber holen am Wurmberg Löschwasser

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        Brand brach nahe einer Trasse der Brockenbahn aus

        Die Harzer Schmalspurbahnen fahren voraussichtlich noch bis Dienstag nicht auf den 1141 Meter hohen Berg. Wie das Bahnunternehmen auf seiner Internetseite mitteilte, gebe es einen eingeschränkten Zugverkehr zwischen Wernigerode und Drei Annen Hohne.

        Unweit der Trasse der Brockenbahn in der Nähe des Aussichtspunkts Goethebahnhof am Goetheweg war am Samstagnachmittag ein Feuer ausgebrochen. Nach Angaben der Polizei in Halberstadt gingen einige Notrufe um kurz vor 14.30 Uhr ein.

        Waldbrand im Harz in schwer zugänglichem Gebiet seit Samstagnachmittag

        Etwa 250 Kräfte der Feuerwehren des Landkreises Harz, des Nationalparks Harz, des Technischen Hilfswerks, der Landes- und Bundespolizei waren bereits am Samstag am Brocken im Einsatz. Vier Hubschrauber löschten aus der Luft.

        Eine Rauchwolke steigt über dem Wald am Brocken auf. Gut drei Wochen nach dem großen Waldbrand nahe Schierke am Fuße des Brockens im Harz brennt es an dem Berg erneut.
        Eine Rauchwolke steigt über dem Wald am Brocken auf. Gut drei Wochen nach dem großen Waldbrand nahe Schierke am Fuße des Brockens im Harz brennt es an dem Berg erneut. © Privat | Marcus Rothhaupt

        Zudem fand am Samstagnachmittag eine Evakuierung des Brockengipfels statt. Etwa 300 Tagestouristen wurden mit Bussen wieder Richtung Schierke gebracht. Hotelgäste durften vorerst jedoch bleiben. Auf Bildern der Brocken-Cam war zu sehen, wie sich die Touristen am Brockenbahnhof versammeln.

        Die Webcam am Brocken zeigte gegen 17.30 Uhr, wie sich die allermeisten Touristen am Brockenbahnhof versammelten und mehrere Feuerwehrautos auf den Gipfel gefahren sind.
        Die Webcam am Brocken zeigte gegen 17.30 Uhr, wie sich die allermeisten Touristen am Brockenbahnhof versammelten und mehrere Feuerwehrautos auf den Gipfel gefahren sind. © ScreenShot Brocken-Webcam

        Die Harzer Schmalspurbahnen informierten auf ihrer Homepage bereits am Samstag über eine „Störung“ und „erheblichen Einschränkungen“. Pressesprecherin Heide Baumgärtner erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Strecke zwischen Schierke und dem Gipfel bis auf Weiteres gesperrt sei und zwischen Schierke und Drei Annen Hohne ein Bahnersatzverkehr unterwegs ist. Erste Kesselwagen hätten schon Wasser zur Einsatzstelle geliefert. Angefordert wurden zudem Kreisregner, Harvester und das Waldbrand-Team. Zwischen 16.30 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit unterstützten Polizeihubschrauber des Landes Sachsen-Anhalt.

        Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, machte sich auch am Sonntag ein eigenes Bild von dem Zustand. „Das betroffene Gelände ist enorm steinig und für die Einsatzkräfte quasi unwegsam. Wir müssen schnellstmöglich schauen, dass wir solche Bereiche entsprechend präparieren, Schneisen schlagen, zum Beispiel mit Harvestern, damit die Feuerwehren keine Probleme mehr bekommen“, erklärt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Zu dem Thema Totholz, das seit Wochen ein Konfliktthema darstellt, äußerte er sich nicht. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Wernigeröder Oberbürgermeisters Tobias Kascha (SPD) soll einen Plan erarbeiten, wo solche Schneisen sinnvoll seien.

        Das Feuer war am Samstag unweit der Trasse der Brockenbahn ausgebrochen. Die Feuerwehr hat wegen der Unwegbarkeit des Geländes Probleme.
        Das Feuer war am Samstag unweit der Trasse der Brockenbahn ausgebrochen. Die Feuerwehr hat wegen der Unwegbarkeit des Geländes Probleme. © Privat | Marcus Rothhaupt

        Letzter Großbrand am Brocken war erst Mitte August

        Erst vor gut drei Wochen hatte es in Schierke am Fuße des Brockens gebrannt. Der Brand war erst nach drei Tagen gelöscht. Für den Ort Schierke bestehe derzeit keine Gefahr. Daher sollen die Deutschen Meisterschaften im Sportholzfällen auch weiterhin stattfinden.

        Bilder der Livewebcam des Brocken zeigen die Situation auf dem Gipfel. Über die Warn-App Nina informieren die Einsatzkräfte zudem, dass es aufgrund von starker Rauchentwicklung am Brocken zu Sichtbehinderungen komme. „Bitte bewahren Sie Ruhe! Meiden Sie weiträumig den Brocken“, heißt es da.

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