Berlin. Thrombose, Libidoverlust - die Pille steht wegen ihrer Nebenwirkungen stark in der Kritik. Eine neue Studie zeigt weitere Risiken auf.

Die Antibabypille galt einst als bahnbrechende Errungenschaft für die Selbstbestimmung der Frau. Doch immer mehr Frauen entscheiden sich aufgrund der zahlreichen gesundheitlichen Nebenwirkungen gegen die Verhütung mit der Pille.

Eine schwedische Studie hat nun gezeigt, dass Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva einnehmen, ein erhöhtes Risiko haben, eine depressive Episode zu entwickeln. Demnach war die Einnahme der Antibabypille in den ersten zwei Jahren nach Einnahmebeginn mit einem um mehr als 70 Prozent erhöhten Depressionsrisiko verbunden.

Depression: Teenager sind am stärksten betroffen

Vor allem bei jungen Frauen im Teenageralter war das Risiko am höchsten. Die hormonellen Veränderungen in der Pubertät könnten den starken Einfluss der Pille erklären, so die Experten. Frauen, die bereits in jungen Jahren mit der Einnahme der Pille begonnen hatten, wiesen zudem eine um 130 Prozent erhöhte Inzidenz depressiver Symptome auf, während der Anstieg bei erwachsenen Frauen mit 92 Prozent etwas geringer ausfiel.

Absetzen der Pille kann Depressionen weiter begünstigen

Das erhöhte Auftreten von Depressionen verringerte sich, wenn die Frauen die Pille über einen längeren Zeitraum einnahmen. Bei jugendlichen Anwenderinnen wurde jedoch auch nach Absetzen der Pille ein erhöhtes Auftreten von Depressionen beobachtet. Für erwachsene Frauen besteht der Studie zufolge kein Risiko.

Einfache Anwendung, zuverlässiger Schutz – aber eben mit Nebenwirkungen wegen der Hormone. Immer mehr junge Frauen interessieren sich für Alternativen zur Antibabypille.
Einfache Anwendung, zuverlässiger Schutz – aber eben mit Nebenwirkungen wegen der Hormone. Immer mehr junge Frauen interessieren sich für Alternativen zur Antibabypille. © Getty Images | Brian

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Studienautoren empfehlen Aufklärung beim Frauenarzt zur Vorbeugung

Die gute Nachricht: Die Studie mit Daten von mehr als 264.000 Frauen zeigte auch, dass die meisten Frauen die Pille gut vertragen. Ärztinnen und Ärzte sollten Frauen jedoch über das mögliche Risiko von Depressionen als Nebenwirkung aufklären, schreiben die Studienautoren in ihrem Artikel. Frauen mit bestimmten Krankheiten wie Migräne, Bluthochdruck oder Diabetes sollten ganz auf die Pille verzichten.

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Nebenwirkungen der Antibabypille

Die Studie ergänzt die bereits bekannten Nebenwirkungen der Antibabypille:

  • Blutungsstörungen
  • Eierstockzysten
  • Blähungen
  • Übelkeit
  • Gewichtszunahme
  • Psychische Störungen wie Stimmungsschwankungen
  • Brustspannen
  • Kopfschmerzen

Weitere Verhütungsmöglichkeiten und Vorgehen nach Absetzen der Pille

Neben der Pille gibt es natürliche Verhütungsmethoden wie die NFP-Methode (Natürliche Familienplanung) oder die Verwendung von Hormon- oder Temperaturcomputern, die die fruchtbaren Tage messen und anzeigen können. Auch Barrieremethoden wie Kondome oder das Diaphragma können eine Alternative sein.

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Die Frauenärztin Dr. Marion Schilling-Krawitz empfiehlt in einem Interview mit "RTL", die Pille nicht eigenmächtig abzusetzen. Bei Nebenwirkungen rät sie, den Frauenarzt aufzusuchen. Oft sei es sinnvoller, auf ein anderes Pillenpräparat umzusteigen, als die Pille ganz abzusetzen und nach einer Pause wieder einzunehmen. Die Minipille, die nur Gestagen enthält, wird oft besser vertragen, aber mögliche Auswirkungen dieser Pillenform wurden in der schwedischen Studie nicht untersucht.

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Weitere Forschungen nötig

Die schwedische Studie untersuchte nur kombinierte orale Kontrazeptiva, und weitere Forschung ist erforderlich, um andere Verhütungsmethoden zu untersuchen. Bei den oralen Kontrazeptiva handelte es sich um kombinierte Antibabypillen, die Progesteron und Östrogen enthalten. Verhütungspflaster, Hormonspiralen oder Verhütungsstäbchen waren nicht Gegenstand der Studie.