Braunschweig. Taten wie Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz und Bedrohung häufen sich rund um das Braunschweiger Schloss. Die Täter kommen oft von außerhalb.

Irre Szenen am vergangen Freitag auf dem Schlossplatz in Braunschweig. „Schießen Sie doch, schieß doch, schieß doch!“, ruft ein Jugendlicher immer wieder. Er steht auf dem Fundament einer der Reiterstatuen vor den Schloss-Arkaden, ihm gegenüber ein Polizist mit der Hand am Holster seiner Dienstwaffe, im Hintergrund stehen zahlreiche andere Jugendliche, rufen auf beide ein.

Dies zeigt ein Video, das seit einigen Tagen in den Sozialen Medien kursiert. Die Polizei berichtete anschließend von Auseinandersetzungen zwischen 20 bis 30 Jugendlichen in den Abendstunden des Freitags rund um das Schloss. Ein weiteres Video zeigt einen Jugendlichen auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz, dem Platz am Hintereingang der Arkaden. Er ruft „zwei Schüsse, zwei“, schaut Richtung Kamera, und schießt dann mehrfach mit einer Schreckschusspistole in die Luft. Anschließend geht er mit einer Gruppe junger Männer in Richtung eines Eingangs des Einkaufszentrums.

Die Polizei bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung die Authentizität beider Videos. Aufgrund der Minderjährigkeit der zu sehenden Personen veröffentlichen wir die Aufnahmen nicht.

Jugendliche randalieren am Braunschweiger Schloss: Die Hintergründe

Zum Geschehen gibt es nun neue Details: Gruppen von Jugendlichen seien am Freitagabend immer wieder in Streit geraten, so die Polizei. Nach den Schüssen aus der Schreckschusspistole habe sich ein Zeuge per Notruf bei den Beamten gemeldet. Aus was für einer Art von Waffe die Schüsse fielen, war zu dem Zeitpunkt unklar.

Auf dem Schlossplatz trafen erste Streifen auf eine Gruppe von 20 bis 30 Jugendlichen. „Diese verhielten sich gegenüber den Beamten aggressiv und äußerst respektlos“, teilt ein Pressesprecher der Polizei auf Anfrage mit. „Erst nach dem Eintreffen weiterer Funkstreifen des Stadtgebietes und zum Teil durch Anwendung unmittelbaren Zwanges durch Wegschieben, Stoßen und Ergreifen einzelner Personen konnte die Lage beruhigt werden“, so die Polizei. Tätliche Angriffe auf Polizeibeamte habe es nicht gegeben.

Doch wie kam es dazu, dass ein Polizist mit der Hand an der Waffe einem der Jugendlichen gegenüberstand? „Wir sprechen dabei von einer aufmerksamen Sicherungshaltung“, so die Polizei. Diese stelle keine Androhung eines Schusswaffengebrauchs da. Jedoch habe der Beamte aufgrund der unklaren Sicherheitslage und der Benutzung einer zu dem Zeitpunkt nicht näher definierten Schusswaffe (der Schreckschusspistole) durch einen Jugendlichen zur eigenen Sicherheit die Hand an der Waffe gehabt.

Die Polizei konnte die beteiligten Jugendlichen auf die Wache des Kommissariats Mitte bringen. Dort wurden sie von ihren Eltern abgeholt. Gegen den 16-jährigen Salzgitteraner leitete die Polizei ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz ein. Gegen die übrigen Jugendlichen ergriff die Polizei keine weiteren Maßnahmen.

Alle Beteiligten aus Salzgitter – immer wieder Probleme rund um das Schloss

Sämtliche an den Krawallen vom Freitag beteiligten Jugendlichen stammen, so die Polizei, aus Salzgitter. Hintergrund der Streitigkeiten sei ein „wahrscheinlich grundaggressives Auftreten und Verhalten, sowie Provokationen gegenüber anderen Jugendlichen“. Es ist nicht das erste Mal, dass auswärtige Jugendliche in der Braunschweiger Innenstadt auffällig werden. Seit Dezember gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen im Bereich des Schlosses und der umliegenden Parks, teilt die Polizei mit. Viele der sich versammelnden Jugendlichen kämen aus den Bereichen Salzgitter, Peine und Wolfenbüttel, aber es gebe auch Verbindungen zu Braunschweiger Jugendlichen.

Anfang März war es auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz bereits zu einem Aufeinandertreffen von 20 bis 30 Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren gekommen. Dabei hatte ein Jugendlicher einen 15-Jährigen mit einem Messer schwer verletzt. Zwar habe die Polizei keine Erkenntnisse, ob es sich bei der Gruppe vom März und den Randalierern vom vergangen Freitag um dieselbe Gruppe handele. Jedoch finden sich in zeitlich unregelmäßigen Abständen immer wieder dieselben Jugendlichen im Bereich des Schlosses zusammen, so die Polizei.

Es komme dann auch immer zu strafrechtlichen Verstößen. Die Taten reichen von Körperverletzungen, über Sachbeschädigungen, Bedrohungen bis hin zu Verstößen gegen das Waffengesetz und Betäubungsmittelgesetz. Viele der Jugendlichen seien der Polizei bekannt. Sie betrachtet die Häufung der Vorfälle als problematisch und bedenklich.

Wie die Polizei die Jugend-Randale in Zukunft verhindern will

Die Beamten des Polizeikommissariats Mitte sollen laut Polizei die angesprochenen Bereiche intensiv mit Streifenwagen ins Auge fassen. Die Polizei würde entsprechende Jugendgruppen umgehend und offensiv mit niedrigschwelligen Kontrollen begegnen. Sie ahnde Ordnungswidrigkeiten und Straftaten konsequent und gehe auch im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten gegen sonstiges Fehlverhalten und respektloses Verhalten zur Gefahrenabwehr vor. Die Beamten des Kommissariats Mitte werden am Wochenende regelmäßig von der Bereitschaftspolizei unterstützt. Gerade in den Abendstunden sei dies hilfreich und zeige bereits Wirkung. Die Hauptverantwortlichen der Polizei Braunschweig kündigten gegenüber unserer Zeitung an, sich in einem Interview ausführlicher zu den Maßnahmen und Vorfällen zu äußern.

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