Braunschweig. Die BBS V trägt künftig den Namen er ersten und bislang einzigen Oberbürgermeisterin Braunschweigs. Hätte sie sich darüber gefreut?

Auch wenn die Umbenennung der BBS V erst zum 1. August offiziell wird, fand am Freitag bereits die Enthüllung des Namensschildes statt. „Martha-Fuchs-Schule“ steht jetzt auf dem großen Schild neben dem Eingang der Berufsbildenden Schule in der Kastanienallee.

Bei der Feierstunde war die Freude der Schulgemeinschaft zu spüren, dass es endlich soweit ist: 15 Jahre hatte der Entscheidungsprozess gedauert. Im Jahr 1979 waren die Braunschweiger Berufsschulen alle ganz praktisch von BBS I bis BBS VII durchnummeriert worden. Alle übrigen Schulen gaben sich später wieder einen individuellen Namen, die auf Sozialpädagogik und Hauswirtschaft spezialisierte BBS V ist nun die letzte von ihnen, die die schnöde römische Ziffer ad acta legt. „Ein individueller Name zeugt von wahrer Identität und schafft Identifikation“, befand Torsten Glaser in seinem Grußwort, Direktor des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung in Braunschweig.

Engagiert für soziale Gerechtigkeit, Bildung und Emanzipation

Martha Fuchs: Die Namensgeberin war die erste und bislang einzige Oberbürgermeisterin Braunschweigs. Ihre Amtszeit dauerte von 1959 bis 1964. Zuvor war sie Kultusministerin des Landes Braunschweig und im Anschluss Staatskommissarin für das Flüchtlingswesen in Niedersachsen. Eine starke Frau mit einem beeindruckenden Lebenslauf. „In einer Zeit, in der die Emanzipation noch nicht weit fortgeschritten war, war sie eine Frau, die immer vorangegangen ist“, sagte Oberbürgermeister Thorsten Kornblum in seinem Grußwort.

Martha Fuchs trotzte den Nationalsozialisten, sie war im Widerstand aktiv und war aufgrund ihrer politischen Haltung im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Als der Krieg vorüber war, engagierte sie sich für soziale Gerechtigkeit, für Bildung und Schulen, für den Wiederaufbau. 1964 wurde sie zur Ehrenbürgerin Braunschweigs ernannt, und im vergangenen Jahr widmete man ihr einen Frauenort in Niedersachsen. „Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir Menschen, die sich kritisch einsetzen für unsere Demokratie – so, wie Martha Fuchs es getan hat“, so Kornblum.

Regina Blume vom Verein Gedenkstätte Friedenskapelle hat eine Biografie über Martha Fuchs verfasst und freut sich: „Dadurch, dass nun eine Schule nach Martha Fuchs benannt ist, rückt ihr Name viel stärker ins öffentliche Bewusstsein dieser Stadt.“ Sie ist überzeugt: „Martha Fuchs wäre überglücklich, wenn sie diese Umbenennung miterleben dürfte.“

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