Osterode. Während sich die Hochwasserlage im Altkreis Osterode langsam entspannt, ziehen die Feuerwehren erste Bilanzen nach den turbulenten Feiertagen.
Nach den turbulenten Weihnachtstagen scheint sich die Hochwasserlage in vielen Teilen des Altkreises Osterode langsam aber sicher weiter zu entspannen oder zumindest stabil zu bleiben. Am Mittwoch verzeichneten die Harzwasserwerke in den Talsperren im Harz einen größeren Ablauf als Zulauf an Wasser, wie Norman Droste, Pressesprecher der Harzwasserwerke, auf Nachfrage mitteilte.
„Die Sösetalsperre ist aktuell zu 96,5 Prozent gefüllt, die Odertalsperre bei Bad Lauterberg zu 97,6 Prozent“, so die Auskunft von Droste am Dienstagvormittag. „Bei einem Zulauf von 7,5 Kubikmetern und einem Abfluss von 15,8 Kubikmetern in der Söse- und einem Zufluss von 11 Kubikmetern und einem Abfluss von 15 Kubikmetern für die Odertalsperre können wir von einer Stabilisierung der Lage sprechen“, so Droste. Schon am frühen Mittwochabend waren die Werte für den Zufluss weiter gesunken. „Die Situation ist aber weiterhin angespannt“ – auch mit Blick darauf, dass zum Wochenende hin erneut Regenfälle angesagt sind. Eine Wetterwarnung vom Deutschen Wetterdienst gibt es für die kommenden Tage allerdings nicht. „Die weiteren Entwicklungen sind derzeit nur schwer vorherzusehen aufgrund der Dynamik der Lage“, so Droste.
Schon am Dienstagabend hatten die Harzwasserwerke mitgeteilt, dass die Talsperrenfüllstände leicht zurückgingen. Die Website der Harzwasserwerke war indes am Mittwochnachmittag wieder erreichbar, nachdem der Server aufgrund der hohen Zugriffszahlen schon einmal am Montag, dann wieder ab Dienstag überlastet war.
Kreisfeuerwehr zur Unterstützung in Hildesheim unterwegs
Auch der Landkreis Göttingen schreibt am Mittwochvormittag in einer Pressemitteilung von einer leichten Entspannung der Hochwasserlage im Kreisgebiet Göttingen. „Bei uns hat sich die Lage erfreulicher Weise dadurch entspannt, dass der Regen ausgesetzt hat. Wir befinden uns deshalb, bis auf die Rhume, maximal auf Hochwasser-Pegelmeldestufe 2“, so Kreisrätin Marlies Dornieden in der Mitteilung. Das mache die Unterstützung möglich, die man aktuell in Hildesheim leiste. Dort würde demnach aktuell Unterstützung benötigt. Schon am frühen Mittwochmorgen sei daher die Kreisfeuerwehrbereitschaft des Abschnitts II unter der Leitung von Kreisbrandmeister Karsten Krügener aus Bad Grund und seines Stellvertreters Claus Bode ausgerückt, um bei Pumparbeiten zu unterstützen und Sandsäcke zu füllen.
Tatsächlich sinken die Pegelstände in der Region derweil weiter. Die Sieber am Messpunkt Hattorf etwa war am Mittwoch auf der Karte bei pegelonline.de des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wieder grün eingezeichnet – also keine Meldestufe. Einen Höchststand hatte der Pegel dort in den frühen Morgenstunden des 25. Dezembers verzeichnet. Auch der Pegel der Rhume fiel am Mittwoch laut den Angaben des NLWKN wieder deutlich ab, auch wenn für das Gewässer gestern je nach Messpunkt noch Meldestufen 2 oder sogar 3 herrschten.
Hattorf eines der Haupteinsatzgebiete
Unterdessen wird im Altkreis Osterode das Ausmaß der Wassermassen offenbar, die sich in den vergangenen Tagen durch die Region wälzten. Unzählige Keller liefen über die Feiertage voll. „Schon am 23. Dezember wurden wir zu Einsätzen bezüglich des Hochwassers gerufen – überflutete Straße und vollgelaufener Keller“, berichtet Norman Lohrengel, Ortsbrandmeister von Hattorf. „Am Heiligabend war unser erster Einsatz um 8.22 Uhr – ab diesem Zeitpunkt hatten wir bis zum 25. Dezember bis spät in die Nacht hinein keine Ruhe mehr.“ Viele Feuerwehrleute hätten keinen Schlaf gehabt. Man habe die Feuerwehren Hörden und Elbingerode zur Unterstützung gerufen. „Ohne Sie hätten wir das nicht geschafft.“
Hochwasser-Fotos aus dem Südharz zeigen reißende Flüsse
Hauptaufgabe sei es gewesen, zahlreiche Keller auszupumpen und dort die Heizungen zu schützen. „Die Adlerapotheke war hier sicherlich einer der Schwerpunkte“, so Lohrengel. Dort schützte die Feuerwehr nicht nur die Heizung, sondern auch einen Serverraum. Die Sieber und Oder habe man ständig beobachtet. „Die Sieber war zeitweise so hoch, dass wir mit einem Bagger Gehölz vor einer Brücke entfernen mussten.“ Häuser nahe der Sieber und der Oder seien am schlimmsten betroffen.
Feuerwehren danken Helferinnen und Helfern aus der Bevölkerung
„Wir möchten uns auf diesem Weg noch mal für die Unterstützung der Bevölkerung bedanken“, sagt Lohrengel. „Kuchenspenden, Essen und Kaffee haben wir aus allen Ecken bekommen.“ Das Landgasthaus Trüter habe am Heiligabend für eine warme Mahlzeit gesorgt – so wie es andere Restaurants und Imbisse auch in anderen Orten taten, um die Einsatzkräfte zu unterstützen, zum Beispiel in Bad Sachsa.
Die Aufarbeitung aller Schäden, die nicht nur in Hattorf groß sein dürften, wird derweil sicherlich wohl noch eine Weile dauern, zumal die Pegel an vielen Stellen im Altkreis noch lange nicht auf ihr normales Niveau zurückgegangen sind. Trotzdem gilt auch einen Tag nach den Feiertagen, was sich bereits am Dienstag abzuzeichnen begann: „Die Talsperre läuft nicht mehr über. Es geht momentan überall zurück“, sagt am Mittwoch der Osteroder Stadtbrandmeister Lars Kreiter. Trotzdem halte man sich bereit, falls das Wetter wieder schlechter werden sollte. „Zum Wochenende wurde Regen angesagt“, erklärt er. Der Führungsstab treffe sich daher am Freitagmorgen, um über die weitergehende Strategie zu sprechen. „Im Notfall könnten wir das aber auch vorziehen.“ Über die Feiertage seien vor allem in Petershütte und Katzenstein große Einsätze nötig gewesen. Die Bremke und der Lerbach seien über die Ufer getreten. Auch in Dorste musste die Feuerwehr anrücken.
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Schon am Dienstag hatte Osterodes Ortsbrandmeister Thomas Riedel betont, wie sehr sich die präventive Arbeit der Feuerwehr in den Tagen vor dem Hochwasser ausgezahlt hatten. Diese hatten nach Aussage der Wehren auch in Bad Lauterberg und Bad Grund Wirkung gezeigt. Und so zieht denn auch Gemeindebrandmeister Tobias Mielke für Walkenried eine ähnliche Bilanz: „Wir haben aber auch wichtige Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen können.“ Allen voran gelte es in Walkenried, die Gräben weiter vorzubereiten für extreme Niederschläge. Ebenso wichtig ist für ihn die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Bauhof. Dessen Mitarbeiter hätten kontinuierlich die Durchläufe in allen drei Orten freigehalten.
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